Wussten Sie, dass der Durchschnittsengländer im Jahr 1700 genau 0 Kilogramm Zucker zu sich nahm? Im Jahr 1900 waren es dann 8 Kilogramm. Im ausgehenden 20. Jahrhundert und seither vermag keiner mehr so genau zu sagen, wie viel Zucker jeder Mensch in der westlichen Welt durchschnittlich isst. Nur so viel ist klar: Es ist zuviel und also gesundheitsschädlich.

Inzwischen (Man darf sich fragen, ob das eine gute Nachricht ist.) sterben mehr Menschen auf der Welt an Übergewicht als an Unterernährung. Nicht nur wegen des Zuckers.

Wussten Sie darüber hinaus, dass diese Zuckerschwemme nie hätte zustande kommen können, wenn man Lohnarbeiter auf die Zuckerrohr-Felder geschickt hätte? Die Arbeit war schwer und krankheitserregend (Malaria) und die Zuckergewinnung aus dem Zuckerrohr äusserst mühselig. Kein Lohnarbeiter, der andere Alternativen hatte, hätte sich freiwillig auf diese Bedingungen eingelassen.

Aber da gab es ja die Schiffe, die von Afrika Sklaven holten, die in Amerika verkauften, dort Zucker aufluden, den sie in Europa verkauften. Und dann ging es wieder nach Afrika. Immer so weiter.

Es war so ziemlich für jeden ein Geschäft, außer für die Sklaven, die sich dennoch glücklich preisen konnten, wenn sie die Überfahrt nach Amerika und die Arbeit auf den Feldern lebendig überstanden.

So ähnlich war das mit der Baumwolle, dem Kakao und etlichen anderen Dingen in etlichen anderen Ländern.

Wenn heute, eh klar, all das maschinell läuft und es keine Sklaverei mehr gibt, ist das Zufall?

Jedenfalls hatte US-Präsident Jefferson noch eine erkleckliche Anzahl von Sklaven, während er an der Unabhängigkeitserklärung arbeitete. Er schien keinen Widerspruch darin zu sehen, auf der einen Seite die unveräußerlichen Rechte des Individuums zu formulieren, auf der anderen Seite jedoch in seinem Hausstand Menschen zu haben, denen diese Rechte von vornherein versagt waren.

Heute ist natürlich alles anders und jeder seines Glückes Schmied.

Tatsächlich?

Landstriche, die über Jahrhunderte ausgeblutet wurden, weil man aus ihnen die jungen, kräftigen Männer in die Sklaverei holte. Landstriche, in denen man anbaut/e, was für den westlichen Markt lukrativ war/ist, aber die Einheimischen nicht nährte, über Jahrhunderte. Landstriche, deren Bodenschätze man für die Industrieprodukte des Westens für nützlich befand und vereinnahmte oder belagerte, erst seit ca. einem Jahrhundert, dafür umso gründlicher. Landstriche, in denen die einzige Innovation darin bestand, Ideen für das tägliche Überleben zu haben ... wie hätten die eine eigene, fortschrittliche Entwicklung nehmen sollen?

Wir Deutschen, die in der dritten und vierten Generation danach an unserer Geschichte kauen, werfen Jenen vor, dass sie es dort in der ersten und zweiten Generation nicht geschafft haben, aus ihren ausgeraubten und niedrig gehaltenen Ländern die blühenden Landschaften gemacht zu haben, die sie sein könnten? Länder, die nach wie vor Begehrlichkeiten der einen oder anderen Art wecken und sich des westlichen Einflusses nach wie vor nicht erwehren können?

Jene, die sich, wie ich dieser Tage hier las, noch am meisten gegenseitig umbringen, sind nicht zuletzt deswegen im Clinch miteinander, weil europäische Entscheidungen vor weniger als hundert Jahren Landstriche zusammenfügten, die kulturell nicht zusammengehören, und solche trennten, die zusammen gehören, einfach mit dem Lineal auf einer Landkarte. Nicht nachvollziehbar, mit welchem Recht.

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Was einem so einfällt, wenn man von der Eröffnung des ersten afroamerikanischen Museums in Washington hört und sieht, wie die Tochter eines noch als Sklaven geborenen Mannes, Ruth Bonner, die Glocke zur Eröffnung schlug.

Einer der Gäste der Eröffnungsfeier sagte: "Das ist keine Vergangenheit. Wir sind noch mittendrin."

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