Die Sache mit der Freiheit

Wissen Sie, was das Schöne an der Freiheit ist? (Und jetzt kommen Sie mir ja nicht damit, dass Sie nach Amerika fahren können. Denn wer von uns Freien allen kann und will das wirklich?)

Nene, das Schöne an der Freiheit ist, dass Sie Ihre Meinung sagen können und Ihnen - nach dem Gesetz der Freiheit - deswegen niemand etwas tun kann.

Das Problem dabei ist jedoch, dass die eigene Meinung zu sagen nicht nur ein Luxus ist, sondern zuweilen auch reichlich unangenehm. Nämlich dann, wenn jemand anderer Meinung ist oder kritisiert wird.

Dem Gesetz der Freiheit zufolge darf ( und ich versichere Ihnen, er wird ) der Angegriffene seine Meinung auch sagen. Vermutlich wird er seine Meinung überdies würzen mit einer Reihe von Angriffen gegen den Kritisierenden.

Er wird, um seinem eigenen Standpunkt (nämlich dem: "Ich habe Recht!" und "Ich bin der Bessere von uns beiden.";) einen größeren Anschein von Wahrhaftigkeit zu vermitteln, den Kritisierenden als überhaupt nicht kritikfähig abstempeln, indem er seine - schriftliche - Äusserung als Pamphlet abtut und ihn selbst einen Sektierer , wenn nicht gar Fundamentalisten nennt.

Er wird dem mehr oder weniger geneigten Zuhörer auch die Erklärung mit liefern, dass Fundamentalismus keineswegs nur den islamistischen Eiferern vorbehalten ist, sondern allen, die sich irgendwie ereifern oder eben einfach nur eine Meinung haben, die sie auch sagen.

Was ja irgendwie aufs Gleiche rauskommt. Denn schließlich sind wir alle frei genug zur Meinungsäusserung; aber keiner hat uns beigebracht, solche - wenn sie denn uns betreffen - auch zu ertragen.

Da, im Gegenteil, schreien wir nach Rechtsmitteln, Auskünften und drohen was-auch-immer an.

Früher sind aus Fällen unterschiedlicher Meinung Scharmützel und Kriege entstanden. Ich schliesse nicht aus, dass das noch immer der Fall ist, wobei wir jedoch heutzutage klug genug sind, unseren kleinen und großen Meinungskämpfen Nachdruck zu verleihen, indem wir uns das Mäntelchen der Gerechtigkeit überstülpen. Stets ist nur unsere eigene Sache wahr und richtig. Ein Schwein und/ oder Dummkopf, der etwas anderes meint.

Und so haben wir am Ende zu konstatieren, dass im Kampf der Meinungen nie der mit der gerechten Sache siegt, sondern der mit den besseren und meisten Waffen oder mindestens der größten Klappe.

(Womit, ganz nebenbei, auch erklärt wäre, warum die Leute bei den - unheimlich freien! - Wahlen sich immer für so merkwürdige Sachen entscheiden.)

Ich frage mich nur, wer auf den unheimlich blöden Gedanken gekommen ist, dass der Klügere nachgibt. Denn dann würde die Welt ja von den Dummen regiert.

Aber was rede ich da? ... würde ...??

(ein text aus dem jahr 2010, wodurch klar wird, dass alle aktuellen streitgespräche so neu nicht sind.)

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