Der Himmel zieht sich zu. Viele Gewitter in diesen Tagen. Aber auch viele angesagte Gewitter, die gar nicht passieren.

Solange es geht, sitze ich da draußen und werde der Natur, der Wärme, der angenehm kühlenden Wolken teilhaftig. Ich lese über Meinungsfreiheit und darüber, dass das Bundesverfassungsgericht sehr wohl den Unterschied verstand: Jener Soz.Päd., der an sein Auto klebte "Soldaten sind Mörder" hatte keinen strafrechtlichen Sachverhalt, sondern das Töten gemeint. (Mir fällt der Blog der letzten Woche ein, in dessen Kommentaren man sich empörte: Der Schreiber habe wohl nicht verstanden. - Und ich sage mir: Wenigstens das Bundesverfassungsgericht hat verstanden.)

Vom Nachbarn, der seine Balkontür offen stehen hat und dessen Frau ich vorhin in der Stadt mit einem jungen Mann (ihrem Enkel?) sah, tönen lebhafte Diskussionen herüber. Früher dachte ich ja, sie streiten sich. Inzwischen aber weiß ich: Es ist das Temperament. Und anscheinend ein gemeinsames Interesse. Der Nachbar ist Berufsmusiker und scheint einen verständigen Gesprächspartner in seinem Enkel zu haben. Mehrfach höre ich, die ich den Rest des in russisch geführten Dialogs nicht verstehe, sprachgesangliche Untermalungen: Daraderadadaraderad.

Über mir (muss ich jetzt den Kopf einziehen?) klappern Tontöpfe und plätschert Wasser.

Unten auf dem Weg unter dem Balkon höre ich spanische Diskussionen. Es dauert eine Weile, ehe mir klar wird, das zwei Freunde das Telefon auf laut gestellt haben, um mit einem dritten, am anderen Ende der Leitung, lebhaft freudig zu diskutieren. Ich höre mehrfach das Wort BEBE und ahne, dass der Dritte Vater geworden ist.

GLückwunsch!

Inzwischen ist die Sonne wieder da, zum Glück ein wenig ums Haus gewandert, und ich kann mich zurück an meinen Platz setzen. Unterhalb der Hängeerdbeere mit ihren superschönen pinkfarbenen Blüten. Die Kirchenglocke läutet wie jeden Tag um halb vier: Sah ein Knab ein Röslein stehen.

Röslein sprach, ich steche dich, lässt mich zu meiner gelben Rose schauen, die dieses Jahr ein wenig schwächelt, aber gerade eben eine von ihren seltenen Blüten hervorbringt.

Ich werde, denke ich, noch ein, zwei Tage warten, ehe ich sie abschneide und meiner Nachbarin schenke, die sich jedes Mal sorgt, wenn sie mich mehr als zwei Tage nicht gesehen hat.

Und während ich diese Betrachtung anstelle, nage ich an einem winzigen Stück meines Babybalkonblumenkohls, der besser schmeckt als jeder Blumenkohl, den ich je aß.

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Iris123

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