Was die Rechtsrechten (wahlweise Linkslinken) tun täten, wenn wahrscheinlich ...

Ich frage mich ja schon lange, warum die Hälfte derer, die sich unter den Bloggern als so etwas wie Journalisten fühlen, nicht mehr in der Lage sind, Ermittlungsergebnisse abzuwarten. Stattdessen werden, je nach eigener politischer Ausrichtung, Mutmaßungen angestellt und Bestätigung für die eigene Ansicht gefunden, wo noch keinerlei Resultate vorliegen.

Der neueste Trend ist, zu behaupten, dass vermutlich, wahrscheinlich oder ziemlich sicher der Gegner (denn ohne den ist jegliche Berichterstattung quasi sinnlos) diese oder jene Deutung herausgeben wird, die natürlich der eigenen konträr ist.

Der "Journalist" als Verschwörungstheoretiker ist ja durchaus eine Möglichkeit, einer zu sein, also ein Journalist. Dann doch aber bitte mit aller Raffinesse, die das Genre zu bieten hat.

Gerne immer wieder in diesem Bereich genommen: die Mondlandung (Kubrik war´s!):

Stanley Kubrik und die Russen

Meine werten Leser wissen, daß ich Verschwörungstheorien liebe. Manche gab es schon lange vor meiner Zeit, manche sind aktuell, manche denke ich mir auch selber aus.

Eine der populärsten Theorien ist die, daß die Mondlandung in Wahrheit nicht stattgefunden habe. Nicht von mir, wie ich bedauernd feststellen muß (ich war schlichtweg zu jung), aber genau so gut.

Die Anhänger der Theorie behaupten, die Bilder, die wir vom Mond gesehen hätten, wiesen einige sehr eklatante handwerkliche Fehler auf, die sie schlechterdings unmöglich machen. Jedenfalls auf dem Mond. Da wehe eine Fahne, wo es keinen Wind gäbe, und da fielen die Schatten vollkommen untypisch und diffus, was auf eine künstliche Ausleuchtung schließen ließe. Und überhaupt habe der Hintergrund ausnehmende Ähnlichkeit mit einer Gegend irgendwo in Amerika.

Das Ganze, von dem dieser und jener bis zum heutigen Tag nicht abgekommen ist, läuft auf eine Negation der Mondlandung überhaupt hinaus. Beweisen können wird man die Landung erst dann, wenn man über ausreichend starke Teleskope verfügen wird, mit denen man die Mondoberfläche nach diversen Überbleibseln der Landung absuchen kann.*

Eine andere Theorie hingegen besagt, daß die Mondlandung zwar stattgefunden habe, aber nicht hinreichend dokumentiert sei. Weil die Amerikaner es damals schlichtweg ein bißchen eilig hatten, noch vor den Russen dort oben anzukommen. Da konnte man sich von solchen Kleinigkeiten wie der, daß die Dokumentation in Bild und Ton ein wenig klemmte, nicht aufhalten lassen.

In höchst geheimem Auftrag sei also der Herr Kubrik, Filmemacher und Kenner der Materie, mit ausreichend Equipment ausgestattet ins Studio respektive in die Weltgeschichte rausgeschickt worden, um zu dokumentieren, was man in echt noch nicht vorzeigbar dokumentieren konnte. Dem Ereignis täte das im übrigen keinen Abbruch.

So weit die Theorie.

An Kubrik, so ein jugendlicher Filmfan, hätten sich nun die Russen ein Beispiel genommen.

Nicht etwa, weil sie eine Mondlandung simuliert hätten, iiihwo, da ist der Zug ja sowieso abgefahren. Aber seit Schätzing wissen wir, daß auf dem Mond zu landen ja gar nichts ist gegen die Sachen, die so in der Tiefsee stattfinden. Da nämlich muß man 1) erst mal hin kommen und 2) erst mal vorzeigbare Bilder machen.

Die Russen, wie wir letzthin sahen, lieferten mit ihrer Flaggensetzung am Pol in allerhand Meter Tiefe dieser Tage jedoch ein hübsches Stück Hollywood.

"Kenn ich", hat der Jugendliche gesagt und auf den allseits beliebten und viel gesehenen Streifen "Titanic" verwiesen. Es habe so schön geleuchtet und gefunkelt unter Wasser wie eben da.

Wir Normalverbraucher dürfen uns nun fragen, ob die Flagge da unten steckt oder aber nicht, und was sie eigentlich zu bedeuten hat.

Und beim nächsten Mal sprechen wir darüber, wie makaber es wohl ist, auf den Klimawandel und das Abtauen des Pols zu hoffen, damit man die Bodenschätze dort abbauen kann.

(eigener Text aus 2007)

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Wobei ich das lediglich als Themenvorschlag zu betrachten bitte; stilistisch mögen andere viel mehr auf der Kante haben. Aber jedenfalls handelt es sich hierbei um eine Art echter Verschwörungstheorie und nicht den alltäglichen Verfolgungswahn, der uns in letzter Zeit regelmäßig ereilt.

Imgrunde, seien wir mal ehrlich, kennen wir doch die Wenigsten von denen, die uns - so rein lagertechnisch - als bestens bekannt erscheinen. Was die wirklich denken, in der Familie reden und so fort, wissen wir nicht. (Ich schätze, viele Familien hätten längst Reiß-Aus genommen, würden ihre Männer/Frauen, Mütter/Väter alltäglich und stundenlang diesen Politikkram schwätzen, mit dem sie hier in Erscheinung treten.) Die kuscheln mit ihren Enkeln, gehn mit dem Hund raus und sind wahrscheinlich ganz normale Leute, die es - na, gut - vielleicht genießen, hier als kompetente Person für irgendwas zu erscheinen.

Was aber doch (zurück zum Thema) niemanden der irrigen Annahme sein lassen sollte, sich als wichtigen Journalisten zu betrachten, solange er nur Erkenntnisse von Zeitungswebsites oder Websitewebsites herausbläst und dazu nichts anderes als von der eigenen Meinung gefärbte Mutmaßungen zu äußern hat.

* Diese Idee wiederum inspirierte Peter Hyams anno 1978 zu dem Film "Unternehmen Capricorn", woraus erkennbar wird, dass Verschwörungstheorien, besonders, wenn sie einer gewissen Nachvollziehbarkeit nicht entbehren, eine ganz wunderbare Inspirationsquelle für alle Kreativen sind.

Mohamed_Hassan / pixabay

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