Mein Blogger-Ich: Der allererste Beitrag

Die Geburtsstunde meines Lebens als Blogger ereignete sich im Jahr 2004. Ich kann sogar noch den genauen Tag nennen: Es war der 30. September. An diesem Tag beschloss ich also, etwas Neues zu probieren. Doch die Entscheidung, ein Teil dieser Gemeinschaft sein zu wollen, die im weltweiten Netz einer modernen Art, Tagebücher zu schreiben, frönt, zögerte ich zuvor mehrere Jahre hinaus.

Der Anlass, das Blog-Neuland zu betreten, ist mir noch sehr gut in Erinnerung: Ich hatte gut sechs Jahre wenig geschrieben. Ein Autor, der wenig schreibt, ist das überhaupt ein Autor? Natürlich, irgendwie schon, aber es ist nicht unbedingt auf Dauer zielführend. Ein Autor muss schreiben, anders geht es gar nicht. Und das regelmäßige Verfassen von Tagebuch-Einträgen ist jedenfalls eine gute Übung, wieder in die Schreibstuben-Atmosphäre einzutauchen.

2004 war für mich jedoch nicht nur die Geburtsstunde meines Blogger-Daseins, sondern – was für mich rückblickend betrachtet noch wichtiger ist – nahezu zeitgleich ebenso ein Neubeginn als Autor. Immerhin habe ich 2004 meine Erzählung „Sebastian im Reich der Zwänge“ geschrieben, den ersten längeren literarischen Text seit 1998! Kein Wunder also, dass ich auf dieser ungewöhnlichen Plattform diese Erzählung weitergeben will (siehe hier: Sebastian im Reich der Zwänge, Teil 1 )

Hiermit präsentiere ich den allerersten Blog-Beitrag meines Lebens. Damit hat mein Blogger-Ich das Licht der Online-Welt erblickt:

30.9.2004

Also, jetzt versuche ich es auch. Oft genug habe ich überlegt.

Mein erster Versuch, ein Tagebuch zu schreiben, misslang. Das war irgendwann in meiner Kindheit. Ich schrieb höchstens ein oder zwei Sätze...

Es gibt viele berühmte Tagebücher. Ich denke an Anne Frank, an Viktor Klemperer, an Max Frisch.

Und es gibt verrückte Tagebücher wie jenes von Adalbert Stifter. Der Mann ist bekannt als einer, der buchstäblich alles in seine Tagebücher reinschrieb. Jedes winzige Detail seines Lebens. Er notierte die genauen Beginn- und Endzeiten seiner Schreibereien. Berichtete darüber, was er alles gegessen und getrunken hat. Manche Skurrilität landete in seinem Büchlein.

Ja, es gibt allerlei verschiedene Möglichkeiten, Tagebuch zu schreiben.

Ich bediene mich nunmehr also einer modernistischen Version, von der ich schon vor Jahren mal gehört habe.

Ich werde wohl keine Details erzählen; Stifter war ja eigentlich auch gar nicht exhibitionistisch. Er dachte kaum, dass sich später Literaturwissenschafter über seine Tagebücher beugen würden, und die Nachwelt top informiert sein sollte. Ich werde über jene Dinge schreiben, die mir so in den Sinn kommen, die ich für wichtig oder zumindest informativ halte. Da gibt es keine Grenzlinien. Alles ist möglich.

Und ob ich relativ regelmäßig schreiben werde? Allerlei Fragen sind offen, wenn dieses Experiment gewagt wird. Aber natürlich habe ich so meine Vorstellungen, die sich mehr oder weniger erfüllen mögen.

Ach ja, und natürlich wünsche ich mir Leser. Das ist klar. Auch wenn Ihr nicht immer der gleichen Meinung sein werdet wie ich. Oder gerade deswegen. Das war es mal für heute. Ein Anfang ist gemacht.

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chilis77

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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