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Der „Super Tuesday“ ist geschlagen! Gestern Nacht haben 14 US-Bundesstaaten gewählt, welchen Kandidaten sie gerne bei der General Election im November sehen würden. Und die Gewinner des Abends waren die prognostizierten: Hillary Clinton und Donald Trump.

Also eigentlich zweimal Donald Trump. Denn wenn es in der General Election zu diesem Duell kommt, wird es der Milliardär. Ein Artikel von Current Affairs beschreibt recht gut, warum:

This campaigning style makes Hillary Clinton Donald Trump’s dream opponent. She gives him an endless amount to work with. The emails, Benghazi, Whitewater, Iraq, the Lewinsky scandal, Chinagate, Travelgate, the missing law firm records, Jeffrey Epstein, Kissinger, Marc Rich, Haiti, Clinton Foundation tax errors, Clinton Foundation conflicts of interest, “We were broke when we left the White House,” Goldman Sachs… There is enough material in Hillary Clinton’s background for Donald Trump to run with six times over.

Und ich wette, Trump freut sich schon auf das Duell gegen Clinton. Aufseiten der Republikaner stehen ihm Gegner gegenüber, die keine so große Angriffsfläche haben. Klar: Ted Cruz hat sein Geld von Goldman Sachs, Marco Rubio wiederholt peinlich einstudierte Reden und John Kasich wirkt auf viele zu unentschlossen und langweilig. Das alles trifft aber auch auf Hillary zu. Unzählige Skandale machen die Vertreterin von Big Money zur Fleisch gewordenen Niederlage. Nicht umsonst muss sie sich – obwohl die Ausgangslage für sie nicht günstiger hätte sein können – gerade mit einem Sozialisten namens Bernie Sanders rumschlagen.

Der Current Affairs-Autor meint genau wie ich, dass dieser die bessere Wahl gegen Trump wäre. Sanders hat weniger Skandale und spricht hauptsächlich darüber, den Armen in den USA zu helfen. Wenn er sich nicht gerade rechtfertigen muss, wieso er sein Programm (das für europäische Verhältnisse das einer sozialdemokratischen Partei ist) als „sozialistisch“ benennt, spricht er seine Lieblingsmissstände an und mahnt, sich auf die Probleme zu konzentrieren. Quasi der Anti-Trump. Und: Auch er ist der Liebling der Enttäuschten und Politikverdrossenen in seiner Partei.

Es gibt also den Trump-Konter. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass Sanders beim gestrigen Super Tuesday nur in vier von elf Staaten gewinnen konnte. Für Clinton sieht es also gut aus. Auch, wenn Sanders noch in einigen Staaten gewinnen dürfte – mit diesen „Big Points“ von gestern hat sich die ehemalige Außenministerin einen Vorsprung geschaffen.

Trump müsste damit sehr zufrieden sein. Denn sein Wahlkampf basiert auf Entertainment und Dauerlärm. Er ist ständig in den Medien – teils wegen kontroverser Vorschläge, teils wegen Angriffen gegen Konkurrenten, teils wegen Konter und teils wegen seinen zahlreichen Fehlern. Ein Mussolini-Zitat lässt er auf seinem Twitter stehen: „Inspiring quote“. Nachdem der Ku-Klux-Klan eine Wahlempfehlung für ihn abgegeben hat, wollte er sich nicht davon distanzieren. Er macht sich über Frauen, Behinderte und so ziemlich jeden in Amerika lustig. Das sichert ihm Berichterstattung.

Und das Schlimmste ist: Es scheint wirklich egal zu sein. Egal, wie oft Trump Dinge sagt oder tut, die man „normalen Politikern“ nie durchgehen lassen würde – es scheint ihm nie zu schaden. Auch John Oliver, ein recht bekannter Comedian von HBO, hat sich eingeschalten, um genau das anzusprechen. Mit seiner Kampagne „Make Donald Drumpf Again“ – Trumps Vorfahren hießen früher „Drumpf“ – hat er große Aufmerksamkeit erzielt, „Donald Drumpf“ überholte in den Google-Anfragen sogar die Konkurrenten von Trump. Gebracht hat es letztlich, außer ein paar Lachern, wieder nichts. Trump scheint unbesiegbar zu sein.

Noch kann man natürlich hoffen. Hoffen, dass er den einen großen Ausrutscher macht, der dann sogar seinen Fans zuwider ist. Denn die (großteils) berechtigte Kritik durch Medien und politische Konkurrenz ist ohnehin egal für die geworden, die Donald Trump zum Präsidenten machen wollen. Viele rechnen bereits, wer aus dem Kandidatenfeld der Republikaner aussteigen müsste, damit seine Rivalen Ted Cruz oder Marco Rubio eine Mehrheit bekommen könnten (was die Republikaner die Wahl kosten würde) – aber es sieht nicht so aus, als gebe es ein Mittel gegen ihn.

Nach momentanem Stand würde ich darauf wetten, dass Trump Präsident wird. Wenn es Hillary gegen Trump wird, sowieso. Nur ein Bernie Sanders oder ein starker, unabhängiger Kandidat könnte Trump eventuell einen Riegel vorschieben – und vermutlich viel Schaden für die USA und die Welt verhindern. Das alles wirkt momentan aber nicht sehr wahrscheinlich. Es bleibt also beim spöttischen Spruch seiner Gegner: Can’t stump the Trump.

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