Der US-Wahlkampf läuft, und das sollte euch interessieren

In meinem letzten Beitrag ging es um das Sommerloch und mein Plädoyer, die Sommerpause der Institutionen dafür zu nutzen, den großen Themen nachzugehen. Anstatt bis Oktober den Wien-Wahlkampf zu covern, könnten wir uns auch um das kümmern, was uns im Herbst garantiert einholen wird. Ein Beispiel dafür ist der US-Wahlkampf. Ein Wahlkampf, der hierzulande zwar gecovert wird, allerdings stark gekürzt. Daher eine Zusammenfassung von dem, was ihr meiner Meinung nach wissen solltet.

Wie der Wahlkampf abläuft

Momentan ist „Vorwahlkampf“. Die beiden Parteien – Demokraten und Republikaner – müssen erst intern bestimmen, wen sie als Präsidentschaftskandidaten aufstellen, bevor sich die beiden gegenüberstehen. Letztes Mal war Barack Obama aufseiten der Demokraten siegreich gegen den Republikaner Mitt Romney. Diesmal haben die Demokraten nach zwei Amtszeiten des ersten schwarzen Präsidenten keinen Titelverteidiger mehr.

Auf der Seite der Demokraten wird das Duell wohl zwischen Hillary Clinton – Ehefrau von Ex-Präsident Bill Clinton und Außenministerin der ersten Obama-Regierung – und dem eher linken Bernie Sanders, einem eigentlich parteilosen US-Senator, stattfinden. Bei den Republikanern allerdings stellen sich 17 (!) Kandidaten auf, wobei 16 davon Männer sind. Dabei kämpft die „Grand Old Party“ ohnehin mit ihrem Image der „Grumpy Old Men“. Wenn sich beide Parteien festgelegt haben, geht es ins Eins-gegen-Eins.

Die Republikaner

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Durch die vielen Anwärter der Republikaner sind die Debatten des Republikaner-Senders Fox News diesmal zweigeteilt – einmal die „Nebendebatte“ mit sieben, einmal die „Hauptdebatte“ mit zehn Kandidaten, die die Umfragen anführen.

Vorne dabei ist Donald Trump, der weltberühmte Milliardär, der eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen will, um „Vergewaltiger“ draußen zu halten. Da dieser sich allerdings jetzt schon unter anderem mit sexistischen Äußerungen ins Aus schießt, kommt der Favoritenstatus am ehesten ausgerechnet Jeb Bush zu, dem Bruder von George W. Bush und Sohn von George H. W. Bush – beides vormalige Präsidenten.

Aber nach der ersten Debatte ist noch lange nichts entschieden. Profilieren konnten sich bislang auch Marco Rubio, Sohn kubanischer Einwanderer, der von vielen als eine Art „republikanischer Barack Obama“ gefeiert wird, sowie Carly Fiorina, die vormalige Chefin von Hewlett-Packard. Kandidaten, denen 2012 noch zumindest eine Chance eingeräumt wurde, wie der radikale Christ Rick Santorum oder Rick Perry, der sein eigenes Programm im Fernsehen vergessen hatte, sind angesichts der großen Konkurrenz eher als Jux zu sehen. Und dann gibt es noch dieses Genie namens Ted Cruz.

Ja, das ist wirklich ein Präsidentschaftskandidat, der da mit seinem Maschinengewehr Speck macht …

Warum uns das kümmern sollte

Auch, wenn erst Vorwahlkampf ist, sollte uns das trotzdem interessieren. Denn es gibt vermutlich keine Wahl mit so globalen Konsequenzen wie die zum US-Präsidenten. Die Präsidenten der Vereinigten Staaten – eine Frau war bislang noch nie im Amt – spielten immer die große Rolle in der internationalen Politik, auch nach dem Kalten Krieg.

Das war nicht immer gut – George W. Bushs Irak-Invasion ebnete den Weg für den „Islamischen Staat“, und der Krieg gegen Afghanistan war auch nicht gerade von Erfolg gekrönt. Sein Nachfolger Obama zog Truppen auf Afghanistan ab, brachte allerdings auch den Krieg durch Drohnen auf ein nie dagewesenes Level. Generell lässt sich kaum ein US-Präsident seit Theodore Roosevelt (1901-1909) finden, der sich ernsthaft aus der Weltpolitik herausgehalten hätte. Vermutlich sind die Vereinigten Staaten dafür auch rein weltwirtschaftlich gesehen zu wichtig.

Wir dürfen den US-Präsidenten nicht wählen, aber wir sollten uns dafür interessieren. Vor allem, da es über neue Medien auch nicht mehr unmöglich ist, sich in die dortige Debatte einzuschalten. Ich möchte mir jedenfalls keine Welt vorstellen, in denen ein Donald Trump US-Präsident ist und mit Vladimir Putin internationale Angelegenheiten besprechen muss. Das wäre zwar lustig anzusehen, aber doch etwas zu riskant.

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