Es ist Sommerloch. Und ich fange ja nur ungern mit Definitionen an, aber Wikipedia sagt dazu Folgendes:

"Das Sommerloch ist eine Bezeichnung in Bezug auf die Massenmedien, besonders der Tagespresse und der Nachrichtenagenturen, für eine nachrichtenarme Zeit, die vor allem durch die Sommerpause der politischen Institutionen und Sport-Ligen, ferner auch der kulturellen Einrichtungen bedingt ist."

Wisst ihr noch, letzten Sommer, als wir über Cannabis-Legalisierung, die Hymne und das Binnen-I diskutiert haben? Das fasst das Thema eigentlich ganz gut zusammen.

Dieses Jahr geht es vor allem um das Dauerthema Migration in Österreich. Als Medium ist man mit solcherlei Themen gut bedient, da sie immer aktuell sind und scheinbar immer brennender werden, solange es keine politische Lösung gibt. Siehe Griechenland, das uns sicher in ein paar Jahren wieder beschäftigen wird.

So löblich die Berichterstattung zum Thema Asyl auch ist – immer noch haben wir keinen konstruktiven Umgang damit gefunden. Wie ich in meinem letzten Artikel schon geschrieben habe, vertiefen wir nur unsere ideologischen Gräben, statt einen funktionierenden öffentlichen Diskurs außerhalb von Beleidigungen, Hass und Arroganz zu etablieren. So beschränkt sich die Berichterstattung momentan auf Tatsachenberichte – zum Beispiel „Traiskirchen: Flüchtlinge in Bus festgehalten“ –, oder auf Kommentare, die alle die Tatsache festhalten, dass wir ein Problem mit Hetzern haben. Ob uns das weiterbringt, sei dahingestellt.

Ansonsten geht’s um Team Stronach-Söldner, die den Arbeitgeber wechseln, und um den Klimawandel. Den Klimawandel. So wichtig das auch ist – wie fad muss der österreichischen politischen Gesellschaft sein, dass die Grünen es echt schaffen, das Thema Klimawandel auf die Tagesordnung zu bringen? Aber eh gut, und das ist eigentlich das, worauf ich hinaus will. Aber davor, eine nette Pointe - die FPÖ leugnet den Klimawandel jetzt scheinbar konsequent.

Das Sommerloch ist für Medien nichts Schönes. Und auch ich empfinde es als nervig, wenn sich vor allem die Boulevard-Zeitungen mal wieder um reißerische Stories bemühen, wo keine sind. So hat die „Österreich“ zum wiederholten Male Interviews gefälscht, wie der „Kurier“ behauptet.

Aber anstatt jede innenpolitische Wendung zur Revolution aufzublähen – das „Profil“ sah durch den Wechsel von Abgeordneten gar die Verfassung „vergewaltigt“ –, könnte man sich im Qualitätsjournalismus auch mit den Themen beschäftigen, die uns zweifellos spätestens im Oktober einholen werden.

Zum Beispiel hat der Vorwahlkampf in den USA begonnen. Was zuerst als etwas professionellere Version der österreichischen Schlammschlachten anmutet, könnte bedeutende Konsequenzen für die ganze Welt haben. Und damit meine ich nicht nur Donald Trump, den Stronach Amerikas – auch ein neuer Präsident (Jeb) Bush oder ein Ted Cruz könnten für die Welt gefährlich werden. Ich möchte nicht blind darauf vertrauen, dass Hillary Clinton eh schon durch ist.

Anderes Thema: Im Winter könnte ein russisches Gas-Embargo die Ukraine frieren lassen – und möglicherweise auch Europas Energieversorgung in Gefahr bringen. Wie sehen die Reserven aus? Was plant die Union? Muss sich Österreich vor einem kalten Winter fürchten? Und wenn ja: Ab wann?

Es wäre mir sehr recht, wenn man das Sommerloch für vorausschauende Berichterstattung nutzen würde, anstatt zwei Monate Wien-Wahlkampf zu machen, wenn nichts Besseres aktuell ist. Was die USA angeht, muss ich selbst noch etwas nachholen – aber der Vorwahlkampf der Republikaner wird mich sicher auch noch auf Fisch+Fleisch beschäftigen.

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Susannah Winter

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