Ein erwarteter Beitrag, den niemand erwartet

Den nachfolgenden Text hätte ich lieber erst viel später eingestellt, wenn ich bestimmte Erklärungen auslassen hätte können. Doch wenn man auf meine Beiträge "gespannt wartet", muss ich wenigstens ein bisschen Material loswerden.

Einleitung: Ich bin seit 20 Jahren hauptberuflich in der IT-Tätig, habe aber schon vor 40 Jahren mit Computern gearbeitet, was damals halt so an Computern existiert hat. Benutzer wie ich werden oft als "Power-User" bezeichnet. Andere sagen Nerd dazu oder Guru. Jedenfalls arbeite ich in der Regel mit mehreren, eigentlich vielen Programmen gleichzeitig, die - und das ist der springende Punkt - sich nicht alle der gleichen Bedienmuster bedienen.

These: seit ca. 4-5 Jahren werden die Programme nicht mehr komfortabler sondern unangenehmer in der Bedienung.

Die Geschichte dazu:

In den Neunzigerjahren war ich kein Freund von Bill Gates. Ich sah in der Verbreitung von Windows, aber spezial Word, eine ziemlich schäbige Art der Marktverdrängung. Leute in der Legislative verstanden den Computer nicht (verstehen in auch heute noch nicht) und verabsäumten es, vernünftige Gesetze zu formulieren. Gates nützte das aus und verführte die Anwender zum Gebrauch nicht lizensierter Software. Da die Programme damals ziemlich teuer waren, gab es vielleicht zehn mal so viel "graue" Lizenzen als echte. Später dann, als jeder nur mehr Word als Textverarbeitung kannte, wurden entsprechende Maßnahmen eingeführt, die den Lizenzmissbrauch, nachvollziehbar und allenfalls unmöglich machten.

Trotzdem schrieb ich, als sich Bill Gates aus der Firmenführung von Microsoft zurückzog eine Laudatio. Er hat nämlich zwei Dinge angeregt und auch durchgesetzt, über die heute kaum mehr jemand nachdenkt. Eines betrifft nur Programmierer und sei hier nur der Ordnung halber erwähnt: es ist Visual Basic for Applications.

Das zweite hingegen verwendet jeder, der mit einem Computer mit Windows zu tun hat. Es iststrg-C undstrg-V. Copy and Paste.

Jetzt werden sich einige fragen, was soll daran so besonders sein. Jüngere Menschen haben nicht mit Computern gearbeitet, wo die Resultate des einen Programms vom Bildschirm abgeschrieben wurden und dann in ein anderes Programm eingegeben wurden. Teilweise lässt sich das noch heute beobachten. (Allerdings aus anderen Gründen) Wenn sie ein Handy anmelden, können sie beobachten, dass der Mitarbeiter einerseits mit einem Programm arbeitet, das für die technische Bereitstellung des Anschlusses benötigt wird. Dann schreibt der Mitarbeiter die Seriennummer oder auch die Telefonnummer bzw. eine Arbeitsnummer auf und gibt sie auf einem getrennten Rechner, der mit dem anderen nicht verbunden ist, in das Rechnungsprogramm ein. Schließlich müssen sie in der Regel ja etwas zahlen. In dem Fall gibt es eine technische Begründung für den "Systembruch", wie man das nennt. Doch früher gab es gar keine andere Möglichkeit.

Kopieren und Einfügen hat sich zum Lieblingssport entwickelt. Teilweise missbräuchlich, teilweise als echte Arbeitseinsparung. Und es gibt weitere Verbesserungen und Erleichterungen, die seit der Jahrtausendwende regelmäßig eingeführt werden.

Was irritiert mich heute regelmäßig:

Es ist der regelmäßige Update-Terror, der in meinem Rechner Umstellungen vornimmt, wenn ich nicht ganz gezielt unterbinde, dass sich die Version 1.4.4013 auf 1.4.4014 verändert. Prinzipiell müsste mich das ja noch nicht stören. Doch leider sind manche dieser Update-Vorgänge (die ja teilweise aus Sicherheitsgründen notwendig werden) zeitaufwendig und behindern mich gerade dann, wenn ich noch ein schnelles Mail wegschicken wollte. Jetzt verpasse ich den Autobus, weil ich noch 2 Minuten auf die Fertigstellung des Updates warten muss.

Das ist nicht der einzige Grund meiner Verärgerung. Nicht nur am Computer, auch am Handy macht der Upgrade-Wahn sich breit. Und da passiert folgendes. Ich "update" ein sehr nützliches Programm auf die "Profi"-Version, zahle sogar gerne meine 2€69 dafür. Wenn ich die neue Version öffne, finde ich ein geändertes Bild und muss erst in den Optionen mühsam das gewohnte Bild wieder herstellen. Das sind zehn Minuten, die ich als absolut unproduktiv erachte.

Ich frage mich, ob nur ich überempfindlich bin, oder ob es anderen Menschen auch so geht wie mir? Bei Apple habe ich ähnliche Beanstandungen, aber ich grenze meine Erfahrungswerte jetzt einmal auf Windows und darunter laufende Programme ein. Sollten hier Unix-Spezialisten mitlesen, dann gibt es hier keinen Anlass zu antworten, an den diversen Shells hat sich nicht so viel verändert, dass man regelmäßig dazu lernen müßte.

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fischundfleisch

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Flo P Schmidt

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Silvia Jelincic

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