Der Tag, an dem es nichts mehr zu denken gibt oder Das ewige Dilemma des Menschen

Tilt! In manchem Denkerkopf wiederholt sich dieses Szenario regelmäßig: Der Apparat stürzt ab, bis das Spiel von neuem beginnt. Kann Denken tödlich enden? In einer Hinsicht schon: Man kann seinen Verstand verlieren nach so einem Systemzusammenbruch. Das ist dann das Ende eines Denkerhirns. ;)

Nun, im Ernst, alle Philosophen und Hobbydenker fürchten sich vor dem Tag, an dem es nichts mehr für sie zu denken gibt, an dem sie an ihre Grenzen stoßen und schmerzhaft erkennen müssen, dass ihre menschliche Kompetenz nicht ausreicht, um die Menschheit geistig aus ihrer Sackgasse zu führen. Kein Philosoph konnte bisher erkennen, wie sich die Sackgasse nach vorne öffnen lässt. Sie haben alle nur verschiedene Denkmuster geschaffen - geholfen hat es der Menschheit nicht.

Welches ist das Grundproblem der Menschheit? Das Grundproblem ist unsere frühe Sterblichkeit. Sogar manche Tiere werden viel älter als wir.

Große Geister können ihr Lebenswerk nicht beenden, weil sie vorher von Krankheit oder Altersschwäche dahingerafft werden. Die Nachfolger verstehen das Werk des Verstorbenen nicht richtig und knüpfen nicht in seinem Sinne an. Das Werk bleibt unvollendet oder wird verfälscht.

Warum wir so früh sterben müssen, wird zur Zeit erforscht. Man könnte die Zellalterung hinausschieben, wenn man die richtigen Proteine fände, die dieses Zellaltern verursachen. In den letzten Jahren wird einiges zu dem Thema publiziert - ob darauf Verlass ist, steht auf einem anderen Blatt.

http://www.netzwerk-altern.at/node/77

Eine realistische Lebensspanne wären für uns 200 Jahre. Das klingt vielleicht utopisch, ist es aber nicht. Viele Jahrzehnte unseres Lebens werden für Partnersuche, Partnerfindung, Fortpflanzung aufgebraucht. Frauen wollen in dieser Zeit schön sein, Männer potent. Zwischendurch muss man arbeiten und Geld verdienen. Für etwas anderes ist kein Platz. Will ein Mensch sein Leben in den Dienst der Forschung stellen, muss er oft auf Familie verzichten. Irgendetwas, irgendjemand kommt immer zu kurz. Bei längerem Leben kann eine bessere Planung erfolgen. Sind die Zellen noch jung, kann man sich ohne Zeitdruck dem biologischen Leben widmen. Ist diese Zeitspanne abgeschlossen, der Hormonschleier vom Antlitz gefallen, kann man sich dem geistigen Leben hingeben. ;) Man kann lesen, schreiben, denken, träumen, forschen, experimentieren usw. Hat man eine große Lebensaufgabe, bleibt genügend Zeit, sie zu vollenden. Stehen die Sterne besonders günstig, kann man sein Lebenswerk mit in eine neue Zeit nehmen und es dort neu adaptieren. Welche Erkenntnisse hätte ein Einstein heute? Oder was würde ein Gandhi heute zur Politik denken? Ich bin nicht der Auffassung, dass große Geister mit ihrer Epoche sterben müssen. Ein großer Geist zu sein, bedeutet auch, einen Paradigmenwechsel unbeschadet zu überstehen.

Hinsichtlich unserer 'Herrschenden und Regierenden' wäre es ebenfalls besser, wenn wir älter werden könnten. Ein Politiker kann dann für seine Fehler noch zur Rechenschaft gezogen werden. Er kann sich nicht durch Flucht in den natürlichen Tod oder die Demenz etwaiger Strafverfolgung entziehen. Ein prominentes Beispiel fällt mir dazu ein - der Psychiater Heinrich Gross. Als man ihn endlich fasste, war er schon viel zu alt, um in irgendeiner Form Wiedergutmachung leisten zu können.

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Gross

Auf das Problem unseres frühen Sterbens folgt prompt das Problem der Dualität. Das Dualitätsprinzip geht auf die Griechen zurück. Sie haben folgerichtig erkannt, warum unsere Welt so ist, wie sie ist. Unsere Welt scheint hoffnungslos zu sein, weil es auch die dunkle Seite geben muss. Ohne dunkle Seite gibt es keine helle Seite, lautet die Erklärung. Glücklich der Mensch, der auf die Sonnenseite fällt - hat er es aber auch verdient? Oder nimmt er nur einem anderen Menschen, der unverschuldet im Schatten lebt, den Platz weg?

Das Dualitätsprinzip nagelt die Menschheit auf einem niedrigen Level fest. Es befördert tagtäglich die Energie der Trennung und Spaltung in unsere Köpfe. Denn dafür, dass einige in der Sonne leben dürfen, müssen andere im Schatten ihr Dasein fristen, ob sie es verdient haben oder nicht. Für die Kräfte der Natur mag das gerecht aussehen, es ist aber nicht gerecht.

Das alte Dualitätsprinzip ist ungerecht, weil es blind ist, ähnlich blind wie Justitia, die abwägt, ohne zu sehen.

Ich verstehe nicht, warum es ein Gleichgewicht in Form zweier ausbalancierender Kräfte geben muss. Nicht wir sind die Hauptakteure, sondern unser Planet ist 'the first player'. Der Planet ist kein fixer, aufrechter Körper, der das Gleichgewicht verlieren könnte, sondern er ist eine rotierende Kugel beziehungsweise ein Ellipsoid. Er bezieht sein 'Gleichgewicht' aus Rotation und Gravitation. Der Planet kann nicht aus der Bahn driften, wenn der Mensch sein dualistisches Denken verwirft.

Das dualistische Denken erfährt keine Erklärung durch das Magnetfeld zwischen Nordpol und Südpol oder die Behauptung, dass wir eine bipolare Erde und Natur hätten. (Wir haben oder hatten höchstens eine bipolare Weltordnung, in welcher ein Hegemon einen Keil zwischen West und Ost trieb. Vielleicht stützte sich dieser Hegemon auf das duale Denken, das wäre möglich.)

Das Dualitätsprinzip ist primitiv und veraltet. Die Dualität selbst ist nur eine Illusion des menschlichen Gehirns. Mit ihrer Energie der Trennung schafft sie eine Distanz zwischen dem Du und dem Ich. Man distanziert sich zum anderen, will nicht so sein wie er. Selbst ist man klug, der andere ist dumm. Selbst ist man schön, der andere ist häßlich. Entspricht das nicht der objektiven Wahrnehmung, so wird es dennoch subjektiv so wahrgenommen. Das heißt, der andere wird dann dumm dargestellt, damit man selbst klug sein kann. Man sieht, es ist ein hinterlistiges Prinzip, dem wir dienen. Denn selbst will man in der Sonne leben, während der andere im Schatten bleiben soll.

Mit diesem Weltbild kann man nicht in die Zukunft reisen. Es gehört zu den Akten gelegt. Unsere Welt entsteht im Kopf. Wie unser Denken - so unsere Welt. Die Welt ist Produkt unseres Denkens.

Das Christentum hat die trennende Dualität mit dem Versöhnungsgedanken zu überbrücken versucht. Der Versuch der Versöhnung ist jedoch gescheitert. Mehr Menschen denn je leben heute im Schatten, es ist fast der überwiegende Teil der Menschheit.

Die Erde wird es reparieren, der Mensch sich anpassen (müssen).

Der arktische Magnetpol in Kanada wandert derzeit neunzig Meter pro Tag, das sind dreissig Kilometer pro Jahr. Seit der Messung von Gauss (gestorben 1855) hat sich die Stärke des Magnetfeldes um zehn Prozent verringert, in den letzten hundert Jahren um etwa sechs Prozent, das ist ähnlich schnell wie beim Laschamp-Ereignis.

https://de.wikipedia.org/wiki/Laschamp-Ereignis

"Eine Kurvenanpassung an die Ausdehnung der südatlantischen Anomalie über die letzten 400 Jahre ergibt eine Ausdehnung der Anomalie über die halbe Erde schon im Jahr 2034. Die Messungen der Swarm-Satelliten über die ersten sechs Monate der ESA-Mission bestätigen die beschleunigte Abnahme des Erdmagnetfeldes im Südatlantik, zeigen aber auch eine Stärkung im südlichen Indischen Ozean." (Quelle: Wiki)

"Diese schnelle Änderung ist noch nicht zu erklären, da selbst dann, wenn der sogenannte Geodynamo sofort ausfiele, das Erdmagnetfeld sich viel langsamer in einem Zeitraum von 10.000 Jahren abbauen würde. Man vermutet deshalb, dass sich im Kern das Feld regional bereits umpolt und ein Gegenfeld aufgebaut wird, welches das globale Feld weit schneller abbaut als das durch ein passives Abklingen möglich wäre." (Quelle: Wiki)

Diese Veränderungen im Kern unseres Planeten - der Aufbau des Magnetfeldes dürfte großteils durch Vorgänge im Erdinneren wie wechselnd starke Eisenströme erklärbar sein - wären eine passende Gelegenheit, auch im Kern unseres Denkens etwas entscheidend zu verändern. Es ist kein akzeptabler Zustand mehr, dass neben höchstem Reichtum auf Erden tiefstes Elend herrscht.

pixabay

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pirandello

pirandello bewertete diesen Eintrag 06.09.2017 09:49:55

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