Non mai Public Viewing in Estero

Wenige Tage vor Weihnachten 1999 sind wir mit Sack und Pack nach Castellabate, Campania, Provincia di Salerno gezogen. Der Plan war, dort zu bleiben, Punkt. Aber, wie seinerzeit mein Englischlehrer sagte: "Der Mensch dachte, Gott lachte."

Ich mußte Anfang Januar zurück nach Deutschland, Geld zu verdienen. Ein Deutscher als italienischer Gastarbeiter in Deutschland, eine merkwürdige Rolle. Ende Juni 2000 bin ich dann zu meiner Familie in Castellabate gezogen. Am 2. Juli haben wir ein feierliches Abendessen in irgendeiner Bar in Alano (Ortsteil von Castellabate) zelebriert. Und siehe, Gott hat auf genau diesen 2. Juli das Endspiel der Europameisterschaft gelegt, zwischen Italien und Fronkraisch. Logisch, daß in dieser Bar der Fernseher an war und das Endspiel übertragen wurde.

Irgendwann stand es 1:1 und die Italiener haben gemauert wie Sau - katenatsch, katenatsch - um sich irgendwie in die Verlängerung oder das Elfmeterschießen zu retten. Gott möge mich dereinst strafen, aber für den catenaccio werde ich den italienischen Fußball ewig und unversöhnlich hassen.

Wurschtegal. Jedenfalls, das Endspiel war in der Verlängerung (damals gab es noch das Golden Goal) und dann schießt Frankreich ein Tor.

Ah, ein Leckerbissen für jeden Fußballfreund, dem es sowieso wurscht ist, wer gewinnt. Ich bin spontan aufgesprungen und habe "Jaaaa!!!" gerufen. Huh! Sämtliche (italienische) Köpfe haben sich zu mir umgedreht, und mir verständnislose bis empörte Blicke zugeworfen.

Nie wieder public viewing im estero! Mir balst nicht gangst.

Mein Jüngster ist bei dieser Gelegenheit sogar jubelnd auf die Knie gefallen. Aber der war 11 Jahre alt und ist damals noch unter Welpenschutz gefallen. Ich dagegen habe eine Schlägerei riskiert. Ei jei ei jei...

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Der Franze hat gsagt, neulich hams ihm Prügel angeboten. Er hat, sagt er, zwar abgelehnt, aber sie ham ihn trotzdem verhauen.

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