Noch peinlicher hätte der Wahlkampf nicht mehr sein können. Van der Bellen und Hofer, der Almöhi gegen den freundlichen Volksversteher. Zugegeben, Hofer spielt seine Rolle sehr geschickt, bei Van der Bellen wäre ich mir da nicht so sicher. Die „Heimat Plakate“ wirkten komplett aufgesetzt, Van der Bellen ein bisschen fremdgesteuert. Um Hofer zu verhindern sollte er den urigen Naturburschen spielen, eine Rolle die ihm keiner ganz abgekauft hat.

Hofer war schon um einiges souveräner: Er, als Gegner der abgehobenen Medien- und Politikerwelt. Die „Schikeria“ hat sich Hofer nicht ausgedacht. Die gibts wirklich und sie hat oft nicht das geringste Verständnis für die Probleme vor der Haustür.

Mit den Wählern hatte Hofer ein leichtes Spiel: Perfekt verkörpert er die Rolle des Sorgen-Onkels, der angeblich genau weiß, was das Volk will. Seine wahren Überzeugungen behält er für sich.

Zwei Kandidaten mit extremen Positionen, die so tun als wären sie die politische Mitte. In Van der Bellen zum Beispiel kann jeder sehen, was er sehen will. Marxist, Liberaler, Konservativer: Alles schon gewesen. TTIP-Befürworter und dann wieder TTIP-Gegner, auch für so was hat Van der Bellen immer eine Erklärung parat. Kompromisslos vertreten hat VdB nur eines: Eine fast grenzenlose Anpassungsfähigkeit. Vom linken Marxisten zum konservativen Wirtschaftsliberalen. Ein Kapitalist bei den Grünen. Das muss man mal schaffen.

Wer auch immer morgen gewählt wird, es geht um die Zukunft des Landes. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein für die europäische Einigung. Morgen und bei der nächsten Nationalratswahl 2018 zeigt Österreich seine offizielle Linie dazu: Die „Vereinigten Staaten von Europa“ oder die „Union der Vaterländer“. Seit 1945 hat es keine Präsidentschaftswahl gegeben, bei der die Meinungen so krass auseinander gingen. Die Sozialpartnerschaft von Rot und Schwarz ist vorbei, ab jetzt stehen sich zwei neue Volksparteien gegenüber die nicht miteinander können. Schwarz-Blau ist ja mittlerweile üblich, seit neuestem auch Rot-Blau, aber Grün-Blau? Nie im Leben.

Zwischen diese beiden Parteien passt kein Blatt Papier, es prallen zwei völlig verschiedene Weltsichten aufeinander. Der Wahlkampf hat es gezeigt: Freundlich geht es nicht mehr zu unter den Politikern. Die Polarisierung, genauso wie die Inszenierung von Politik als Event, sind jetzt endgültig von den U.S.A. nach Europa gekommen. Trump lässt grüßen: Die Duelle VdB vs. Hofer übertrafen sogar Haiders Auftritte an Untergriffen und persönlichen Attacken. Der Ton wird wieder härter, nicht nur in Österreich. Überall schmelzen die Nachkriegsparteien zusammen und können die jungen Wähler nicht mehr erreichen. Die wählen nämlich, vereinfacht gesagt, entweder die Ökos oder die Rechten. Und Kompromiss ist für beide ein Fremdwort.

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