Wie den WM-Ausrichtern, zu denen er eh enge Verbindungen pflegt, für ihr Spitzen-Event in Katar, so ist auch dem FC Bayern von ganzem Herzen zu danken, nämlich für die nunmehr 11., diesmal aber doch eher erstolperte Meisterschaft in Folge: Bewiesen doch weniger der Triumph als solcher als vielmehr die blamablen Begleitumstände, dass dieser Branchenzweig der Kulturindustrie noch verkommener und derangierter agiert als andere. Zwar entriss man noch kurz vor Spielzeitende dem Herzensverein („Echte Liebe“ ) sauer- resp. münsterländischer Versicherungsvertreter und Studienräte, Borussia Dortmund, die sicher geglaubte Meisterschaft, doch erwies sich das simultane Verkünden der Trennung vom Vorstandsvorsitzenden Kahn wie vom Sportdirektor Salihamidžić (wie viele Spiele haben die beiden eigentlich für den Verein absolviert? wie viele Meisterschaften geholt? Ach, egal) als ebenso undankbare wie schlichtweg depperte Aktion, die den glücklichen Gewinn zur Nebensache machte.

Ähnlich planlos agierte der Zweitplazierte Dortmund, bei dem es Trainer Terzić nicht gelang, seinen Spielern die Nervosität zu nehmen, so dass sie an einer biederen mainzer Mannschaft scheiterten, die in den Wochen zuvor das Fußballspielen bereits weitgehend eingestellt hatte. Da aber die Aktie des BVB durch die Chance, endlich einmal wieder Meister zu werden, einen zwischenzeitlichen Sprung nach oben erlebte, wird die Borussenspitze rund um den sonst eher großspurigen Herrn Watzke auch diese Blamage verkraften und mit business as usual fortfahren: die besten jungen Spieler verkaufen, um die alternden Platzhirsche (Reus, Hummels) mit üppigen Verträgen auszustatten. Dass diese Vorgehensweise nicht unbedingt die beste Voraussetzung für sportlichen Erfolg darstellt, wird sich vielleicht einmal auch nach Dortmund herumsprechen.

Platz 3 der Abschlusstabelle besetzt eine Mannschaft, bei der es sich um das Spielzeug eines österreichischen Oligarchen mit einem Faible für Rechtspopulisten handelt. Sie hat als einzigen Zweck, die Scheußlichkeit des Fußballgewerbes zu zeigen und soll hier nicht weiter erwähnt werden.

Auf Platz 4 setzte sich die Überraschungsmannschaft der Saison fest, Union Berlin. Mit einer stabilen Abwehr, dem gezielten Einsatz taktischer Fouls und großer Effizienz bei Standard- und Kontertoren konnte das Team 34 Spieltage lang bestehen. Respekt. Wie sich die zu antisemitischen Ausfällen neigende Anhängerschaft in der Champions-League präsentieren wird, bleibt abzuwarten.

Auf Platz 5 lief ein weiterer Verein von Standardspezialisten ein: der SC Freiburg bewahrte Kontinuität und mannschaftliche Geschlossenheit, wobei zu fragen ist, welchen Anteil am Erfolg die Tatsache hat, dass der Trainer die Kunst des Reklamierens zu einer eigenen Wissenschaft entwickelt hat.

Platz 6: s. Platz 3, nur handelt es sich in diesem Fall beim stützenden Konzern um einen Nachfolger der IG Farben.

Auf Platz 7 lief Eintracht Frankfurt ein. Dieser Verein kann der dunklen Macht auf Platz 3 noch den anderen Titel, den DFB-Pokal, entreißen. Aber würde das irgendetwas an der Verkommenheit des ganzen Gewerbes ändern, welche das tölpelhafte Gebaren der Bayern so deutlich offenbarte? Man muss ihnen vielleicht sogar dankbar sein, dass sie auch dem Letzten die abgrundtiefe Obszönität der Weltverhältnisse bewiesen haben. Der Fußball, das Spiel, das den Proletariern gehört, das Spiel, das bei aller Regelhaftigkeit immer Raum lässt für Anarchie und dem faschistischen Ideal des heldenhaften Einzelkämpfers die Schönheit des Kollektivs entgegensetzt, dieses Spiel befindet sich in den Händen geistesgestörter megalomanischer Geschäftsleute und ihrer durch und durch korrupten Zuarbeiter. Was liegt also näher, als es daraus zu befreien? Aus einem Fußballspiel ist 1969 schon einmal ein Krieg entstanden, warum nicht 2023 eine Revolution? Schlechter als jetzt (s.oben) kann es eh nicht werden. Danke, Bayern, dass du uns das vor Augen geführt hast.

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Matt Elger

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