Der deutschen Freiheit lieber keine Gasse. 205 Jahre Terror von rechts

„Heinrich aus Mitau“, der am 23.3.1819 den Dramatiker August von Kotzebue besuchen wollte, hieß nicht so, sondern Karl Ludwig Sand und er war entschlossen zu töten. Am Vormittag wies man ihn ab, am Nachmittag empfing ihn Kotzebue, den Sand ohne zu zögern mit einem Dolch als „Verräter des Vaterlandes“ ermordete.

Sand war Mitglied der „Urburschenschaft“ und hatte auch am „Wartburgfest“ 1817 teilgenommen, bei dem man neben Büchern Kotzebues oder des jüdischen Essayisten Saul Ascher auch den Code Napoleon verbrannte. Geistiger Anführer der Burschenschafter war der als „Turnvater“ verharmloste Friedrich Ludwig Jahn, der alles hasste, was in seinen Augen nicht „deutsch“ war: Juden, „Blendlinge“ (womit er in dem eigentümlichen Deutsch, das er schrieb, Menschen meinte, die ein nichtdeutsches Elternteil haben) oder Anhänger Napoleons wollte er, mindestens, vertreiben, Sand ging noch einen Schritt weiter. Er begründete mit seiner Tat den deutschen Terror von rechts, der diejenigen verfolgt, die als „Verräter“ oder als „Volksfremde“ angesehen werden, den Terror in der Weimarer Republik, dem Luxemburg, Liebknecht, Eisner, Rathenau und viele andere zum Opfer fielen, den Terror der Nazis, der ins Unermessliche wuchs, nachdem diese Bande mit der Unterstützung deutscher Konservativer an die Macht gekommen war, den nur scheinbar planlosen Terror der Baseballschlägerjahre, den des NSU, den von Halle, Hanau, den Mord an Walter Lübcke.

Wenn Burschen in ihren peinlichen Kostümierungen zum Tanz in die Wiener Hofburg einmarschieren, dann sind sie sich dieser Tradition sehr wohl bewusst, aber es schert sie nicht, im Gegenteil: sie singen davon, „die siebte Million“ zu „schaffen“, und ihr derzeit prominentester Posterboy schmiedet nicht nur Pläne zur Vertreibung deutscher Staatsbürger, sondern begeisterte den Mörder von Christchurch so sehr, dass der ihm Geld spendete.

Der in der Überschrift leicht abgewandelte Vers von Theodor Körner bedeutete Sand viel und er zitierte ihn oft. Es steht zu hoffen, dass die Deutschen der Jetztzeit unter Freiheit nicht mehr die des „deutschen Volks“, sondern ihre persönliche begreifen, ging das Streben nach jener doch sehr oft sehr blutig sehr schief.

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