Quelle: https://angenehmwiderwaertigzugleich.home.blog/

In der deutschen Sprache sind Wörter nicht selten, die zwar wie ihr Antonym klingen, aber genau oder fast dasselbe bedeuten: Ein Unwort ist auch nur ein Wort, Untote sind eigentlich Tote, Unkosten nichts anderes als Kosten und kaum eine politische Gruppierung fühlt sich so sehr den Deutschen (oder zumindest allen, die sie als solche sehen) verbunden, wie diejenigen Herren, die man als „Antideutsche“ bezeichnet und zu deren Plattformen (neben den „Bahamas“ ) der von einem „Welt“- und „jungle World“-Journalisten betriebene Blog “ruhrbarone“ zählt. Dort liest man Artikel, die jedem Straußverehrer und Deutschdenker das Herz aufgehen lassen würden: Imperialismus ist demnach vor allem islamisch, Clankriminelle treiben unbehelligt die innere Sicherheit in den Abgrund und die Deindustrialisierung wird nicht von den Eigentümern der Fabriken, die diese als unrentabel ansehen und schließen, betrieben, sondern von den offenbar allmächtigen Grünen, die sich dem Kampf gegen alles verschrieben haben, an dem der gebeutelte Deutsche noch Freude hat: Autos, Autos, aber auch Autos, zumindest, wenn sie nicht mit Elektrizität fahren.

Manchmal findet man auf dem Blog auch Gastbeiträge eines Aktivisten aus Kassel, der dem dortigen „Bündnis gegen Antisemitismus“ vorsteht. Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte dieser Herr sehr mittleren Alters, als er auf antisemitische Kunstwerke der letzten documenta hinwies. Leider kein Aufsehen erregte seine in den „bahamas“ versteckte Abrechnung mit einer Auschwitzüberlebenden, deren Ansichten ihm nicht behagten und die er posthum belehrte, dass sie - im Gegensatz, darf man annehmen, zu ihm - vom Antisemitismus schlicht keine Ahnung habe.

Nach dem 7. Oktober übernahm der Mann aus Kassel, der überzeugt ist, dass „der Antisemitismus rechtsextremer Provenienz eher marginal“ sei (Facebook, 20.10.), ohne großes Zögern Parolen rechtsextremer Provenienz („sofortiger Einwanderungsstopp aus allen muslimischen Ländern, (…) Ausweisung aller Einwanderer aus muslimischen Ländern, die nicht (…) als politische Flüchtlinge anerkannt wurden“ (ibid., 15.10.)), mit dem Ziel, „dass Juden unbehelligt (…) in die Synagoge gehen können“. Allerdings vergaß er, dass es vor Synagogen parkende Polizeiwagen nicht erst seit dem 07.10.23 und auch nicht erst seit 2015 gibt, sondern dass sie zum Straßenbild der Bundesrepublik gehören wie handtuchschmale Fahrradwege. Der Verdacht drängt sich auf, dass es hier weniger um den Antisemitismus geht als darum, die Nachfahren der Tätervolksgenossen, also alle Deutsche, die er für solche hält (Deutsche aus Gaza sind für ihn nur „Besitzer deutscher Pässe“ ), als vorbildlich geläutert darzustellen, als Menschen, die aus der Geschichte alles Notwendige gelernt haben.

Man könnte fast darauf gespannt sein, wie sich dieses Milieu zu den Enthüllungen über die Remigrationsbestrebungen der Nazis um Martin Sellner verhält, wüsste man die Antwort nicht bereits. Denn der Bahamaschef Wertmüller - nach der unvermeidlichen Feststellung, Antisemitismus sei entweder links oder islamisch, tertium bekanntlich non datur – machte bereits in der letzten Ausgabe des Blattes aus seinem Herzen keine Mördergrube und erklärte, „nicht nur unter Freunden beim Wein, sondern nüchtern und öffentlich einzubekennen, dass man mit Leuten, die genau dann „Yallah, Intifada“ oder „From the River to the Sea“ geschrien haben, als sie die Bilder von der Schändung des entkleideten und zu diesem Zeitpunkt hoffentlich schon toten Körpers von Shani Louk auf ihrem Smartphone vorgefunden haben, nicht zusammenleben will, was die Forderung nach ihrer Abschiebung in eines der Yallah-Länder mit einbezieht.“ Dazu gehöre auch, „Allahu-Akbar-Schreier gar nicht erst hineinzulassen.“ So widerlich und sadistisch die geschilderten Gesänge auch sein mögen, so seltsam mutet die Idee an, den Antisemitismus durch seine Ethnisierung bekämpfen und ihn dann bequem exportieren zu können. Und ganz frei von Selbstbeweihräucherung ist diese Idee keinesfalls, denn die nichtmuslimischen Deutschen in Kassel, auf den Bahamas oder anderswo behaupten von sich, dass sie einer „partiell gelungenen Reeducation“ (Blog der BGA Kassel am 21.1. 24) unterzogen wurden, ein Unterfangen, dass bei Muslimen offenbar von vornherein aussichtslos sein muss. Denn die sind nicht geläutert und unfähig zu lernen. Man kennt das ja.

Gegen Sellners erklärtes Anliegen, „Parallelgesellschaften“ resp. „nicht assimilierte“ Migranten auszumachen, die im Zuge der „Remigration“ loswerden zu wollen er propagiert, werden die Herren kaum Einspruch erheben. Als ahnungslos erwiesen sich daher die 5 AfD-Politiker aus dem Osten, die zur Wahl des Begriffes „Remigration“ zum „Unwort des Jahres“ gemeinsam erklärten, dies sei der Versuch „antideutsche Ideologie“ durchzusetzen. Ach was.

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