Friedrich Wilhelm I. liebte es, seine Soldaten aufmarschieren zu lassen. Schon als Kronprinz gründete er eine eigene Garde, die im Volksmund als „Potsdamer Riesengarde“ oder „Lange Kerls“ bekannt war.

Diesen Namen erhielten sie, weil keiner von ihnen kleiner als sechs Fuß sein durfte (das waren knapp 1,90 Meter). Da diese Anforderung angesichts der damaligen Durchschnittsgröße von 1,68 m nicht leicht zu erfüllen war, mussten die „Langen Kerls“ mit Geld oder Gewalt aus allen Teilen der Welt nach Preußen gebracht werden.

Wer sich allerdings mit seinem Schicksal arrangiert hatte, den erwartete ein relativ schönes Leben. Denn als „Paradesoldat“ lagen das damals übliche Handgeld und der Sold weit über dem eines gewöhnlichen Soldaten und der König ging sogar so weit, seinen Lieblingen Häuser zu schenken und für eine geeignete Ehefrau zu sorgen.

Das alles verschlang natürlich Unsummen und so war Friedrich Wilhelm immer auf der Suche nach neuen Einnahmequellen. Besonders ergiebig erwiesen sich dabei Steuern auf Luxusgüter wie Tee, Schaumwein oder Fruchteis. Deshalb erklärte er kurzerhand auch den Kaffee zum Luxusgut und erhoffte sich dadurch zusätzliche Einnahmen.

Doch zuerst stand er vor dem Problem, dass sich seine Untertanen nicht an das neue Getränk gewöhnen wollten. Was nicht verwundern darf, war doch der schwarze Trank so bitter, dass ihn die Menschen nur mit reichlich Sahne und Zucker genießen konnten.

Doch Friedrich Wilhelm half nach und förderte das Kaffeetrinken auf jede erdenkliche Art und Weise, etwa indem er in seiner Hauptstadt Kaffeehäuser an möglichst prominenter Stelle errichten ließ wie etwa das „Café Royal“ gegenüber dem Stadtschloss.

Sein Plan trug Früchte und schon Mitte des 18. Jahrhunderts war Kaffee ein verbreitetes Getränk und für die feine Berliner Gesellschaft gehörte es zum guten Ton, sich zu gemeinsamen Kaffeekränzchen zu treffen.

In einem Tagebuch aus jener Zeit liest es sich so: „Sollte es etwas feiner zugehen und mehr auf den Tisch gestellt werden, dann lud sich z. B. ein unverheirateter Orgelmachergesell seine Gäste zum Sonntagnachmittag ein und setzte ihnen wohlpraeparierten Caffee, Rheinwein und mürben Zwieback vor. Eine Jungfer, die zum Kaffee gebeten hatte, reichte nach dem Caffee Pflaumen und Weintrauben. Auch Frau von Dorn, die auf dem Molkenmarkt im Schwerinschen Palais wohnt, akkommodierte ihre Gäste mit Caffee, kleinen Zuckerprezeln und Weintrauben. Den Herren wurde nach dem Caffee oder Tee wohl schöner Aquavit und frische Semmeln angeboten“.

Und 1744 berichtete die kurmärkische Domänenkammer, dass der „Kaffeekonsum fast jeden und sogar den geringsten Leuthen zur Natur geworden“ sei.

So sprudelten die Einnahmen, immer frisches Gold floss in die Kassen und Friedrich Wilhelm konnte sich wieder einen seiner geliebten „Langen Kerls“ leisten.

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