Muss sich Netrebko von Russland distanzieren?

"Der Russ" ist in der Ukraine einmarschiert! Da gehört es sich, dass sich 150 Millionen Russen umgehend von dieser Aggression distanzieren - zumindest dann, wenn sie weiterhin im moralisch tadellosen Westen verweilen oder hier sogar in den heiligen Hallen unserer Kultur auftreten wollen. "Der Westen" ist nämlich ein Gebiet voller Menschen, die ausschließlich persilweiße Westen tragen.

Anna Netrebko https://annanetrebko.com/

So berichtet HEUTE heute unter dem Titel "Opern-Hammer! Netrebko zieht sich von der Bühne zurück": "Die Bayerische Staatsoper hatte kurz davor öffentlich gemacht, dass sie mit der russischen Opernsängerin Anna Netrebko nicht mehr zusammenarbeiten wollen. Aufgrund des schrecklichen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine und einer fehlenden ausreichenden Distanzierung von Valery Gergijev und Anna Netrebko wird die Bayerische Staatsoper die bestehenden Engagements annullieren', hieß es in dem Statement."

Ich bin gespannt, wie lange es dauern wird, bis Karl Nehammer, der bislang hofierten Operndiva die österreichische Staatsbürgerschaft aberkennen wird. In seiner Rolle als Bundeskanzler hat er offenbar darauf vergessen, dass sich Österreich nicht nur zur Neutralität "bekennt", sondern die Neutralität in einem eigenen Verfassungsgesetz verankert hat. Immerhin ist er mit seinen Aussagen schuld an Wladimir Putins schlaflosen Nächten und Alpträumen. So zitiert ihn DIE PRESSE: "'Wir werden den russischen Präsidenten voll verantwortlich machen, wenn österreichische Staatsbürger zu Schaden kommen', so Nehammer. 'Und wenn es darum geht, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufzuklären.' Überdies müsse sich der Kremlchef darüber im Klaren sein, dass seine Handlungen nicht vergessen würden."

Dass "der Russ" der Aggressor ist, das ist für Hammerschlagzeilenproduzenten und Hammerkanzler im Land der Hämmer so sicher, wie die Tatsache, dass die Geschichte des 21. Jahrhunderts am 22.2.22 begonnen hat. Davor war nix, kein CIA, der seit Jahrzehnten in der Ukraine zündelt, keine Nato, die ihre Truppen Richtung Ukraine verlagert hat, keine nicht gehaltenen Autonomie-Zusagen von Kiew an die Gebiete Luhansk und Donezk, und schon gar kein Versprechen an Gorbatschow, dass es keine Nato Ost-Erweiterung geben werde. Schnee von gestern, angesichts der Bomben von heute. (Quelle: Deutschlands Bundespräsident Richard von Weizsäcker).

Dass ein schwelender Krieg einmal ausbricht, ist eine humanitäre Katastrophe, die jeden Menschen tief erschüttert. Dass jedoch jeder Krieg von einem Propaganda-Krieg begleitet wird, bei dem sich Menschen, die bislang der Kunst und Kultur verpflichtet waren, als Instrumente der Politpropaganda missbrauchen lassen, das ist eine intellektuelle und kulturelle Kapitulation, vorauseilender Gehorsam, unreflektierte Unterwerfung unter nationalistische Suggestionen. Rückblickend wundern sich Psychologen, Soziologen und Historiker, wie leicht es doch immer war, die Menschen in Kriegszeiten zu beeinflussen. Ist diese Massenpsychologie wirklich ein "Phänomen hypnotischer Art", wie Sigmund Freund in "Massenpsychologie und Ich-Analyse" schreibt?

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