Finis Noxx
Der gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris), auch Gewürzbeifuß oder Gewöhnlicher Beifuß genannt, ist ein Korbblütler. Man nennt ihn auch Weiberkraut. Seine Pollen sind gerne und oft Auslöser allergischer Reaktionen.
Auch ich reagiere darauf allergisch.
Nämlich dann, wenn Hunde „Beifuß!!!“ heißen und deren Besitzer (weil Halter oder Freund würde ich diese Exemplare wahrlich nicht nennen) andauernd am Strick um den Hals des Vierbeiners herumzerren, als hätten sie einen Sack Zement daran befestigt, den es ruckartig und mit derber Gewalt von A nach B zu schleudern gilt.
Erst heute wieder sah ich so ein Exemplar auf der Straße. Eine beleibte Frau (um es politisch korrekt auszudrücken, wegen stark übergewichtig wird man wahrscheinlich schon gerügt oder als sexistisch oder anderswie diskriminierend bezeichnet) stand da, mit einem zarten Minihundetier an der Hand.
Die schwere Dame hatte das winzigkleine Pudeltier an der Leine. Mit Halsbändchen. Das winzige Püdelchen trat einen winzigen Schritt vor ihr auf die Fahrbahn. Eine dreißiger Zone, in diesem Moment gähnend leer und auch sonst waren weder Auto, Fahrrad, Traktor noch Kampfhund oder Katze, welche das Leben des Hündchens hätten akut gefährden können, in Sicht.
Ich konnte sehr schön beobachten, wie die Dame das Tier mit einem gewaltigen Leinenruck zurück auf den Weg beförderte, es flog geradezu durch die Luft und kam sehr unsanft direkt neben ihren Füßen auf. Nun bin ich kein Schwächling, aber sie hätte auch mich umgefegt wie ein Orkan, mit diesen Ärmeln, mit dieser Gewalt!
Zack, noch ein Ruck, ein zweiter. „Herst wos hob i da gsogt!“ (Means „Herrgott, was habe ich dir denn schon tausendmal gesagt!“)
Und dann, wie das Amen im Gebet: „Und Beifuß!!!“
Der Beifuß mag in unseren Breiten eine geläufige Pflanze sein.
Gerne wird er als Gewürzpflanze zu fetten, schweren Fleischgerichten benutzt und auch in der TCM-Medizin verwendet.
Noch häufiger heißen arme Hunde hier so, deren Leben wahrlich kein Zuckerschlecken ist bei verrohten Menschen wie dem oben genannten Persönchen.
Darauf bin ich wirklich untherapierbar allergisch.
Herzlichst Bela Wolf,
Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist
