Geheimnisvoll ist es, und unergründlich, das mystische Dreieck im Atlantik, wo nördlich der Karibik Schiffe und Flugzeuge spurlos vom Radar der Menschheit verschwinden und nie wieder gefunden werden.

Das Teufelsdreieck inspirierte Autoren und Wissenschaftler für eine Vielzahl literarischer Werke, Filme und Internetseiten.

Tatsächlich ist die Zahl der Katastrophen, die sich im Bermudadreieck abgespielt haben, gar nicht besonders hoch. Viele der angeblich mysteriös verschwundenen Schiffe seien, Experten zufolge, einfach nur im Sturm gesunken.

Was das mit unseren Hunden zu tun hat?

Auch bei unseren Vierbeinern neigt man zu magischen Dreiecken.

Bewegung, Disziplin und Zuneigung beispielsweise wäre nur eines der krankmachenden Trias, deren unerforschbares Geheimnis verantwortlich sein könnte für das plötzliche und unerklärliche Verschwinden von Gesundheit und Wohlbefinden unserer Hunde.

Was aber macht unsere Hunde wirklich krank? Warum sind mehr Hunde chronisch leidend als gesund? Warum verschwinden all ihre liebenswerten Eigenheiten, warum versucht man ihre Triebe totzutherapieren, mit allen möglichen und unmöglichen, fragwürdigen Mitteln wegzutrainieren? Sexualtrieb? Jagdtrieb? Verteidung von Futter und Revier? Warum? Wozu hat man dann einen Hund? Statussymbol? Prestige? Modetrend?

Die Antwort ist so einfach wie erschreckend.

Das Dreieck "Bewegung, Disziplin und Zuneigung" bedeutet nichts anderes als Stress, Überforderung und Mangel an menschlicher Obsorge und Zuneigung.

Simpel gesagt: wir zerstören unsere Hunde systematisch. Was wir nicht selbst kaputt machen, lassen wir andere tun: die Coach's (Griass euch, Dog-Coach!), die Heilerinnen, die Mediatoren, die selbsternannten Traineronkel und Psychotanten.

Wir überfordern Hunde, wir füttern sie falsch und wir verhalten uns nicht so, wie sie es verdient hätten.

Wir sind weder loyal, noch teamfähig und grottenschlechte Anführer noch dazu. Dennoch arbeiten wir munter weiter daran, die seelische und körperliche Gesundheit unserer Hunde nachhaltig zu zerstören. Um im gleichen Atemzug verwundert zu fragen, warum der Köter dauernd kränkelt. Ja, warum?

Und dann beginnt die Odyssee von Tierarzt zu Heiler von Mediator zu Coach. Jeder gibt seinen Senf dazu. Heilerde, Kortison und Spezialfutter erledigen den Rest, um Hunde möglichst gründlich zu zerstören. Keiner lässt das Tier in Ruhe.

Man kauft Hundemagazine, vollgestopft mit Schwachsinn, sucht in der Homöopathieecke, in der Naturmedizinnische und in der Erzengelschublade.

Wonach eigentlich?

Nach Antworten?

Die Antwort lautet: lasst sie in Ruhe. Lasst sie in Ruhe mit schwachsinnigen Tipps, wie man Hunde dazu bringt, geduldig zu sein, während man ihnen ununterbrochen die Futterschüssel unterm Fressen wegreißen will.

Lasst sie in Ruhe, lasst sie machen. Lasst sie Erdlöcher graben, lasst sie Hund sein. Lasst sie spielen, auch mal richtig dreckig werden, lasst sie in Frieden fressen. Gebt auf sie Acht. Gebt ihnen die Möglichkeit sich auszupowern ohne sich dabei zu überfordern oder zu verletzen. Hunde sind wie kleine Kinder: Sie kennen ihre Grenzen oft nicht. Kleine Kinder lässt man auch nicht den ganzen Tag Bergtouren absolvieren oder gegen den Strom schwimmen, nur weil sie es gerade so toll finden und dann abends fix und alle ins Bett sinken.

Montiert ihnen keine Hausleine um den Hals, um ständig auf sie einzuwirken, so etwas erfinden nur kranke, dominante Geister, die ständige Kontrolle über ein wehrloses Lebewesen haben wollen. Dominante Menschen, die irgendein Opfer suchen, verordnen 24 Stunden Beisskörbe und Hausleinen, weil sie sonst keinerlei Chance hätten, auf ein kluges, liebevolles, menschliche Worte verstehendes, ständig verzeihendes, niemals nachtragendes oder falsches Lebewesen wie den Hund dermassen krank einzuwirken. Da sind nämlich Zähne vorne dran, am Hund. Die im Ernstfall gefährlich werden können, wenn man den Inhaber bis zum äußersten reizt, seine korrekten Signale unentwegt ignoriert, seine Warnungen in den Wind schlägt. Mit Recht. Menschen sind dumm. Hunde nicht.

Kluge Menschen, die ihre Hunde wirklich lieben, kämen niemals auf so schwachsinnige Ideen. Und ließen sich auch von Dog-Coach XY nicht dazu verleiten.

Mit diesen Menschen ist etwas nicht in Ordnung.

Mit den Hunden hingegen stimmt alles. Sie sind die Opfer der zivilisierten Menschheit, der dümpfigen Hundecoachs, die weltweit das große Geld machen mit falschen Versprechungen plötzlich handzahmer Tere. Das dreiviertel Stündchen Trainingseinheit a 300 Euro ist keine Seltenheit für Schläge, Strom, Tritte und Würgen. Hunderttausend dämliche Weiber, die dem Führer folgen, und sei er nocht so brutal, noch so ungebildet und noch so offensichtlich hundeunkundig und ohne jegliche Ausbildung. Spannender Nebenaspekt, dass sich gerade die Brutalo-Coach's immer als Retter der Hundwelt aufspielen. Jeder von ihnen, egal welche oder welcher, hat garantiert selbst gerade drei oder vier furchtbar bissige, riesige, blutrünstige Monster aus dem Tierschutz in letzter Sekunde dem sicheren Tod durch Euthanasie entrissen und "resozialisiert". Herzeigehunde aus der dunkelroten Zone, die ohne das Coachwunder garantiert-, ja, was eigentlich? So genau weiß das keiner, es spielt auch keine Rolle. Hauptsache man hat eine herzerweichende rührige Geschichte eines geretteten Hundes bei der Hand, um leichtgläubiges Publikum damit zu füttern. Sie können nachschauen, das handhaben tatsächlich alle so.

Die richtig große Kohle macht man aber nicht nur mit dem Coachgetue sondern auch mit Hundefutter. Da offensichtlich ohnehin keiner weiß, was Hunde fressen, ist das ein leichtes Spiel für die Futtermittelindustrie, in windeseile Schmarren und Gift an Hund und Herrn zu bringen. Und als Sahnehäubchen zum Dessert kommt öfter mal eine x-beliebige Hundehalsbandherstellerin daher, hochgeschobene Freundin einer Politbonzin, die bezahlte Artikelchen schreiben darf über Hundeernährung und klärt uns alle auf. Hunde essen jetzt gerne Salat! Yeah! Rucola (Bitterstoffe!), Rhabarber und Spargel finden sich genauso im Hundenapf wie das nachweislich mit Giftstoffen belastete Bio-Quinoa und die gute alte Heilerde, die fröhlich den Magen belastet und auch noch zusätzlich den Darm gründlich verschließt. Und der tägliche Knochen darf da keinesfalls dabei fehlen. Neben Hardcore-Barf ist das allgegenwärtige Vegan noch immer voll im Trend, um seinem Hund das Leben wirklich gründlich zu versauen.

Was kommt noch nach? Vielleicht die tägliche Darmspülung? Etwas Fremdkacketransplantation gegen Allergien, falls es mal knapp wird mit der billigen Kortisondosis über's Wochenende?

Menschen, seid ihr wirklich so dumm, dass ihr sowas glaubt?

Da verdienen sich einige gerade goldene Nasenlöcher an der Marke Hund, die schon aus dem letzten Loch pfeift, weil Menschen wie ihr sie zerstört, wo es nur geht. Und ihr glaubt das? Ihr glaubt den Quinoa-, Knochen-, Barf-, Vegan- und Heilkräutermist? Den Homöopathieschmafu gegen Leinenaggression? Echt jetzt?

Dann werdet ihr wohl kaum glauben, was ich nun erzähle.

Hunde erzieht man, indem man auf ihre Eigenheiten eingeht. Jeder Hund ist anders, es gibt kein Grundrezept für Gehorsam. Hunde brauchen mehr Liebe und Aufmerksamkeit als je zuvor. Das sollte an erster Stelle stehen, nicht an letzter. Was sie nicht brauchen ist Militärdrill, Alphagedöns, Leinenrucke und Schreie. Sie brauchen kein Hundecamp und keinen Coach. Sie brauchen Ruhe und Schutz vor dummen Menschen und möglichst ausreichend leckeres und nahrhaftes Futter. Sie brauchen 18 Stunden Schlaf und sie brauchen Spass im Leben. Sie brauchen die Nähe ihres Menschen. Sie brauchen nicht nur rohes aufgetautes Fleisch mit dubiosen Gemüsezusätzen, die sie gar nicht verdauen können und die sie auch nicht satt machen. Und auch keine Öle, Kräuter und Futterzusätze.

Hunde fressen Fleisch und Fisch und sie fressen dazu auch Kohlenhydrate wie Reis, Kartoffeln, Nudeln, Brot und Semmeln. Sie fressen gekochte Karotten, harte Eier und Käse. Bananen und Hafermark machen Hunde satt und glücklich. Yoghurt stärkt ihre Darmflora. Sonnenblumenöl, Hühnerfett, Butter oder Schweineschmalz machen ihr Fell glänzend. Hunde leiden nur deshalb unter Allergien weil der Mensch sie zu Tode füttert mit Fertigfutter aus der Dose. Hunde lieben es, Essen auszuprobieren. Man kann sie durchaus mit einer Mischung aus selbstgekochtem Essen und einem Anteil Fertigfutter ernähren. Wichtig ist darauf zu achten, was der Hund gut verträgt. Also was ihm weder Blähungen, Durchfall, Erbrechen oder sonstige Zustände beschert. Fragen Sie Ihren Hund: Servieren Sie von allen Futtersorten (roh, gekocht, Dose, Trockenfutter) etwas und achten Sie darauf, was er gerne frisst, was als erstes, was als letztes, was gar nicht. Ihrem Hund soll es schmecken, nicht Ihnen.

Nicht so schwer, sollte man meinen.

Warum schaffen das dann achtzig Prozent der Hundehalter nicht?

Die Liebe des Publikums ist grenzenlos. Hat es erst einmal einen Narren am Stück gefressen, kann der Protagonist machen was er will. Das ist die Antwort auf die Frage. Das Publikum an der Hand zu nehmen, zu führen und zu berühren, das ist das Ziel. Man kann nicht immer alles verlangen, man hofft, vielleicht ist es nur einer, der versteht, vielleicht zehn. Aber man hofft.

Herzlichst Bela Wolf,

Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist

www.tierarzt-wien.com/

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