Regina Walter

Dies ist eine lange, sehr traurige Geschichte über Götter in Weiß und eine plötzlich verstorbene Hündin namens Wilma.

Bitte nehmen Sie sich nun etwas Zeit zum Lesen, denn ähnliches könnte auch Ihnen und Ihrem Tier eines Tages passieren, wenn Sie Hundebesitzer sind, Ihr Hund krank wird und zum Tierarzt muss.

Frau W. schrieb mir die Leidensgeschichte ihres kleinen Hundes und ersuchte mich um Hilfe. Ich möchte Ihnen jetzt Wilmas Geschichte erzählen. Weil sie sonst keiner erzählen will. (Nicht mal die Bild-Zeitung, weil Frau W. den Namen der Tierärztin nicht preisgeben möchte.)

Ich erzähle sie ohne zu bewerten und ohne Anklage. Ich schildere Ihnen nur was passierte, da ich weder den verstorbenen Patienten noch die behandelnde Kollegin oder die Tierbesitzerin persönlich kenne und mir daher auch keine nachträgliche Diagnose erlauben möchte.

Dennoch hat mich die Geschichte sehr berührt. Ich schreibe ja oft genug über Kollegen und vermeintliche Kollegen, über Tierheiler und Flüsterer und Wilmas kurzes Leben passt recht gut, um wieder einmal aufzuzeigen, dass es überall schwarze Schafe gibt- auch in dem Stall, in dem eigentlich keine stehen sollten.

Sie, werte Leserinnen und Leser, sollten den Artikel zum Anlass nehmen, bei jedem Tierarztbesuch wirklich immer gründlich zu hinterfragen, welches Medikament Ihr Tier bekommt, ob es sich dabei um Cortison handelt und wie die Therapie aussehen wird.

Wenn Sie nur den Hauch einer Unsicherheit ob der vorgeschlagenen Behandlung oder des behandelnden Tierarztes selbst verspüren (Merke: Der Bauch irrt sich nie!), dann gehen Sie dort weg und holen bitte eine zweite Meinung ein. Sie können sich ruhig unbeliebt machen.

Ein guter Tierarzt, der Sie als Kunde schätzt, wird sich die Zeit nehmen und Sie vor der Therapie Ihres Tieres gründlich aufklären und auch fragen, ob Sie damit einverstanden sind.

Tut er das nicht (weil es fünf Minuten vor Praxisschluss oder Sonntag ist oder einfach nur seine Meinung zählt) sollten Sie den Weg nach draußen vorziehen. Es gibt genug Tierärzte, an jeder Ecke mindestens zwei. Sie können immer wählen. Seien Sie ruhig lästig. Keine Angst, wir halten das aus. Der Kunde ist König!

Der tierärztliche Beruf ist ein hoch angesehener Beruf, der nach dem Motto „Im Einsatz für Mensch, Tier und Umwelt“ dafür steht, die Gesundheit von Tieren nachhaltig zu verbessern, ihre Leiden zu vermindern und Krankheiten zu heilen. Manche von uns sehen allerdings nur den Profit.

Nicht viele, aber doch genug, um die anderen vertrauenswürdigen "Guten" schlecht dastehen zu lassen und somit den Weg zu ebnen für die Flut an skrupellosen Heilern, Mediatoren, Betrügern, Tierflüsterern und Woodoopriestern. Als ehemaliger Insider schätze ich die Zahl der "Bösen" auf ca. dreißig Prozent aller Tierärzte Deutschlands und Österreichs. Die Bösen unter uns arbeiten so wie in Wilmas Fall. Die Hälfte dieser dreißig Prozent handelt nicht unbedingt absichtlich so, was die Sache für die tierischen Patienten aber nicht besser macht. Viele sind einfach überfordert oder haben es dank mangelnder Fortbildung nicht besser gelernt.

Das ist traurig und sehr bedenklich. Aber keine Entschuldigung.

Was das mit der Geschichte von Frau W. und ihrer Hündin Wilma zu tun hat?

Sehr viel.

Denn Wilma ist tot. Frau W. weint täglich.

Trauer und Ungewissheit lassen sie nicht zur Ruhe kommen und ich glaube ihr das aufs Wort, denn mir ginge es ähnlich, wären mir und meinem Hund all diese ungeheuerlichen Dinge passiert, die Frau W. mit ihrer Wilma bei der Tierärztin ihres Vertrauens erleben musste.

Diejenigen unter den Lesern, die schon einmal ein Tier, einen Hund, einen Freund, an eine Krankheit verloren haben, die wissen, was ich meine. Es ist schwer, mit dieser Trauer umzugehen. Sie kommt immer wieder, auch nach Jahren. Manchmal in ganz hohen Wellen, manchmal seicht und unvermutet. Aber sie ist nie wirklich ganz weg. Wenn man nun sein Tier durch besonders fahrlässige Umstände verliert, wird man sich lebenslänglich fragen „Was ist passiert? Was habe ich falsch gemacht? Wie hätte ich es verhindern können?“

So geht es Frau W.

Sie wusste nicht, warum Wilma plötzlich so krank wurde und deshalb ging sie einen für Laien bewundernswerten Weg: sie forschte nach. Hartnäckig und ruhelos.

Anschließend stellte sie die Ergebnisse ihrer Nachforschungen auf eine Homepage.

Eine Homepage für Wilma.

Und dann schrieb sie mir, ob sie vielleicht etwas übersehen hätte, denn sie vermutete, Wilma wäre deshalb krank geworden und gestorben, weil sie die vielen Antibiotika und Schmerzmittel nicht bei Herzinsuffizienz hätte bekommen dürfen.

Ganz ehrlich, ich hatte große Bedenken mich da einzumischen. Dann aber las ich in Wilmas Krankengeschichte, dass dem kleinen Hund Finadyne RPS injiziert wurde. Ich wurde stutzig.

Ich forschte gründlicher in Wilmas Krankengeschichte nach und traute meinen Augen kaum.

Was war hier mit Wilma passiert?

Warum wurde diesem Hündchen mit einem Körpergewicht von 10 Kilo ein Arzneimittel, das explizit nur für Rinder, Pferde und Schweine zugelassen ist, und noch dazu in einer 5-fach (!) erhöhten Dosis injiziert?

Tierarzneimittel müssen auf eine (oder mehrere) Tierart(en) zugelassen sein. Die Zulassung bezieht sich immer nur auf die in der Packungsbeilage genannte Tierart und Indikation.

Manchmal kommt es vor, dass wichtige Medikamente gerade nicht lieferbar sind, man nennt das eine „mangelnde Verfügbarkeit zugelassener Tierarzneimittel“ und unter diesen Umständen ist es dem Tierarzt erlaubt, eine sogenannte Umwidmung, also einen „Off-lable-use“ bezüglich Tierart und Indikation (§ 56a Abs. 2 AMG), vorzunehmen.

Herrscht also ein echter Therapienotstand und ist ein Arzneimittel nicht oder nicht mehr verfügbar, darf der Tierarzt sogar ein Humanarzneimittel verschreiben. (Umgekehrt wäre das allerdings nicht möglich. Ein Humanmediziner darf kein Tierarzneimittel an Menschen abgeben.)

Durch diese gesetzlich kontrollierten Zulassungen und deren Zulassungsverfahren wird ermittelt, ob ein Präparat für bestimmte Rassen sicher ist oder nicht. Spezifische Zulassungen für Tiere haben einen Sinn! Ist eine Arznei beispielsweise nur für Rinder, Pferde und Schweine zugelassen und gibt es ausreichend andere Varianten, die speziell nur für Kleintiere (also in dem Fall Hunde) zugelassen sind, besteht kein Grund, sie umzuwidmen und einem kleinen Hund eine Therapie mit einem Medikament welches speziell für Großtiere bestimmt ist zu verbreichen. Noch dazu in einer Überdosis.

Genau das ist aber in Wilmas Fall nicht ein Mal geschehen. Auch nicht zwei Mal. Sondern immer wieder! Das alleine wäre schon traurig genug. Warum führt eine reine Kleintierpraktikerin überhaupt Medikamente für Großtiere in ihrer tierärztlichen Hausapotheke? (Vielleicht, weil sie die von irgendeinem Kollegen, einer Pharmafirma geschenkt bekam? Weil die auch viel billiger sind? Das ist eine Vermutung. Wir werden es wohl nie wissen.)

In Wilmas Fall wurde der kleine Hund zudem unentwegt mit Cortison behandelt. Ich schrieb schon einmal einen Artikel über die Folgen von Cortisonbehandlungen bei Hund und Katze, gerne hier nachzulesen. Hat nicht sehr viele Leser interessiert. Ich kann das auch verstehen, denn wie kommt der Hundehalter dazu, sich mit solchen Dingen zu befassen, wozu geht er denn zum Tierarzt seines Vertrauens, wenn er sich vorher erst medizinisch bilden muss, um großes Unheil abzuwenden.

Vollstes Verständnis!

Dennoch ist es in der heutigen Zeit der Gier nach Geld, billigen Medikamenten und schnellen Diagnosen nötig, sich damit auseinanderzusetzen.

Denn wenn Sie Pech haben, gerät Ihr Tier in die Fänge eines solchen „Spezialisten“, der es mit der Berufsehre nicht so genau nimmt, dem alle Patienten lästig sind, wenn er ihnen länger als zehn Minuten seine kostbare Zeit schenken muss (denn Zeit ist Geld!), der schlichtweg keine Ahnung hat von dem was er tut oder der einfach nur dann ein freundliches Lächeln aufsetzt wenn Sie mit einem hundert Euro Schein winken. Sonst ist eben grad „in nächster Zeit leider kein Termin mehr frei“ und eigentlich sind ihm Tiere kackegal. Und dann ist es bereits zu spät.

Wilmas Geschichte begann mit harmlosen Flöhen.

Gegen die Wilma das Spot-on Flohmittel Exspot 1ml und eine Wurmkur bekam. Die entzündete Analdrüse wurde entleert und Wilma ein schmerzstillendes, entzündungshemmendes Medikament injiziert.

Wilma bekam am Tag darauf merkwürdige Muskelzuckungen und die Haut am Bauch war plötzlich stark gerötet. Wie jeder im Beipacktext von Exspot nachlesen kann, fällt dies unter Nebenwirkungen: "In seltenen Fällen wurde über Reaktionen an der Applikationsstelle und/oder Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (z.B. Rötungen, Juckreiz, Haarausfall) berichtet. Allgemeine Reaktionen wie Appetitlosigkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Unruhe, Tremor, Krämpfe und/oder Ataxie können auftreten. Diese Reaktionen verschwinden in der Regel nach einigen Stunden, wenn der Hund mit Wasser und einem Shampoo abgewaschen wird. In schwerwiegenden Fällen ist ein Tierarzt zu konsultieren."

Die Tierärztin wurde zwar konsultiert, alleine sie stellte einen Monat später die Dignose "Flohkotallergie" und verabreichte dagegen ein Schmerzmittel in Kombination mit einem gängigen Antibiotikum, Apoquel, das cortisonhältige Isaderm-Gel und ein anderes Spot-on gegen Flöhe, diesmal Advocate 250mg. (Dazu ist zu sagen, eine Dosis von 250 mg reicht für Hunde von 10 bis 25 Kilogramm Körpergewicht. Wilma hatte nur 10 Kilogramm Körpergewicht, 100mg wären völlig ausreichend gewesen.)

Nach dieser erneuten (diesmal auch noch zu hoch dosierten) Therapie mit einem Antiparasitikum, auf welches diese Hündin ganz offensichtlich schon beim ersten Mal überreagierte, stand Wilma am nächsten Tag völlig neben sich; sie speichelte, ihre Pupillen waren maximal geweitet und sie konnte Gegenstände nicht mehr erkennen.

Der Ultraschall zeigte eine hochgradige Lebervergrößerung. Wilma litt an Muskelzuckungen, saß in einer Ecke und starrte abwesend vor sich hin, schüttelte den Kopf, hatte starken Durchfall und erbrach gelbe Flüssigkeit.

Was nun folgte, war ein Martyrium für Hund und Mensch.

Die behandelnde Tierärztin stellte erneut eine Fehldiagnose, nämlich "Morbus Addison"; wohl auch weil sie scheinbar keine Ahnung über die Folgen und Nebenwirkungen von Antiparasitika-Präparaten hatte. Der Hund wurde drei Monate lang (!) mit Florinef gegen eine Krankheit behandelt, die er gar nicht hatte.

Bis Frau W. eine zweite Meinung einholte und festgestellt wurde, dass Wilma keineswegs an Morbus Addison litt.

Das Corticosteroid Florinef, Fludrocortisoni acetas, das Wilma unnötig dagegen erhielt, veranlasst uns jetzt zu einem kleinen Ausflug in die Welt der Cortisonpräparate.

Cortison, als Injektion, Gel, Salbe oder Tablette, ist die billige Droge gegen eine ganze Palette von Krankheiten. Tut wo was weh, juckt es dauernd oder steht das Tier schon halb im Jenseits kommt Cortison zum Einsatz. Auch dann, wenn es die Lage verschlimmert statt verbessert.

Der Hund hat starken Durchfall? Dagegen hilft Cortison. Der Hund hat chronische Schmerzen? Cortison! Ohrenentzündung? Sie wissen schon: natürlich Cortison. Der Hund hat einen unheilbaren, inoperablen Tumor in Leber und Milz: Cortison! Entzündungen von Bauchspeicheldrüse, Nieren, Herz und Gelenken zählen zu den Einsatzgebieten genau wie Virusinfektionen, Ekzeme oder Allergien.

Cortison steckt in Tabletten und Spritzen. Allen gemeinsam ist eine Senkung der Abwehrkräfte des tierischen Körpers. Besonders gefährlich ist eine Cortisonspritze, wenn der Hund beispielsweise an Leishmaniose leidet, da dadurch sofort der nächste Krankheitsschub ausgelöst wird.

Cortison macht Impfungen völlig unwirksam, wenn diese eine Woche vor der Cortisongabe und bis zu sechs Wochen nachher verabreicht wurden, man kann es nach Langzeitgabe nur ausschleichend absetzen und im schlimmsten Fall entsteht Morbus Cushing (eine Unterfunktion oder sogar ein völliges Versagen der Nebennierenrinden). Ist der Hund auch noch Diabetiker, kann der Blutzuckerspiegel durch eine Cortisoninjektion völlig durcheinander geraten.

Cortison kann bei Tieren schon nach einer einmaligen Tablettengabe Diabetes auslösen. Bekannte Nebenwirkungen sind Wassereinlagerungen, ein gestörter Calcium-Phosphor-Haushalt sowie Knochenerweichungen (erhöhte Bruchgefahr), pergamentpapierartige Haut, stumpfes Haarkleid, ein pathologisch gesteigertes Durstgefühl und eine damit verbundene vermehrte Harnausscheidung. Der Appetit wird angeregt, die Tiere fressen plötzlich wieder sehr gut und die Besitzer denken, den Tieren geht es wieder besser. Obwohl es ihnen eigentlich schlechter geht. Der Blutdruck steigt. Die Blutfette steigen auch. Unruhe oder völlige Apathie, starkes Hecheln, Durchfall und Übelkeit sind mit im Programm. Spielen bei einer Ohrenentzündung Hefepilze mit, bekommen diese durch Cortison komplett freie Bahn und überwuchern die Entzündung ohne gleichzeitige Antibiotikagabe völlig. Man gibt Cortison auch nach einer "Impfreaktion", was die Impfung natürlich sofort wirkungslos macht.

Man sollte Cortison beim Hund eigentlich nur zu einem Zweck verwenden, nämlich um im Fall eines Insektenstichs (Anaphylaktischer Schock!) in der Maulhöhle das Zuschwellen der Atemwege zu verhindern.

Das reicht doch eigentlich aus, um immer nachzufragen: „Was genau ist in der Spritze, die mein Hund bekommt? Was genau sind das für Tabletten, die ich eingeben soll?“

Cortison ist überaus beliebt bei vielen Kollegen, es wirkt schnell (zwar mit diabolischen Folgen), aber man ist den lästigen Patienten vorerst los und kurzfristig tritt oft optisch eine Besserung des Krankheitsbildes ein, was schon so manchen Hundebesitzer Dankes- und Lobeshymnen an die Facebook-Seite diverser grottenschlechter Kollegen schreiben ließ, bevor der gesund geglaubte Hund erst recht elend starb. Denn langfristig wird jedes Tier durch Cortison systematisch zerstört.

Da Wilma auch an einer Analfistel litt (wobei man Frau W. auch über die nötige Ernährungsumstellung und Pflege selbiger im Dunkeln ließ) bekam sie Cobactan, Cefaseptin und, drei Mal dürfen Sie jetzt raten, Dexamethason verpasst. Dexamethason, dieses Langzeitcortison, das länger als 48 Stunden wirkt (genauer gesagt bis über sechs Wochen lang und länger!) und den Körper systematisch zu Grunde richtet. Einen Körper, der ohnehin schon monatlang durch die völlig unnötige Flurinef-Gabe vorgeschädigt war.

Wilma erhielt also ein Depot-Cortisonpräparat und zwei Tage später bei der Nachkontrolle, auch hier dürfen Sie raten, wieder das von der Kollegin für Rinder, Pferde und Schweine umgewidmete Finadyne RPS! Hier stockte mir der Atem. Jeder Dümmling weiß, dass man Nicht-Steroidale Antiphlogistika wie Finadyne, Metacam und wie sie alle heißen, nicht mit Cortisonpräparaten kombinieren darf.

Wer es nicht weiß, hat den tierärztlichen Beruf verfehlt.

Gibt man nun zum Cortison gleichzeitig diese Schmerzmittel in Form Nichtsteroidaler Antiphlogistika, bei Wilma noch dazu in einer 5-fachen Überdosis und für Hunde gar nicht zugelassen, braucht man sich nicht mehr zu fragen, warum es der Hündin schlagartig schlechter ging.

Das Ende war abzusehen: Wilmas Immunsystem streikte, sie bekam Fieber, eitrigen Augenausfluss und Durchfall. Man verabreichte dem armen Hund ein weiteres Mal das oben erwähnte Großtierpräparat Finadyne RPS sowie ein Antibiotikum; die Tierärztin stellte auch ein "giemendes Herzgeräusch" fest, sie überwies den Hund aber keineswegs zum Herzspezialisten, weil die echten "Spezialisten" wie die Dame meist alles im eigenen Haus haben, obwohl sie keine Ahnung davon haben.

Den Termin zum Ultraschall konnte Frau W. aber ohnehin nicht mehr einhalten, da es Wilma bereits so schlecht ging, dass der zugezogene Not-Tierarzt nur noch ein Lungenödem und eine schwere Herzinsuffizienz feststellen konnte und den Hund erlösen musste, sonst wäre er qualvoll erstickt.

Noch viel trauriger als Wilmas Schicksal ist, dass es Menschen gibt, die ihre Fehler nicht eingestehen können. Patientenbesitzer mit einem Oskar Wilde-Zitat abzuspeisen, wenn diese nach der Wahrheit forschen und sie dann auch noch aufzufordern, sie gefälligst nicht mehr zu behelligen, weil „Schicksalsschläge könne man hinnehmen, aber Leid zu erfahren durch eigene Schulde wäre der Stachel des Lebens“, ist irgendwie mehr als unverschämt.

Die Bewertungen auf der Webseite der Kollegin lassen die Vermutung zu, dass es sich bei Wilmas Schicksal keineswegs um keinen Einzelfall handelt und der Frau Doktor nicht nur jegliche medizinische Kompetenz sondern auch die für diesen Beruf nötige Herzensbildung völlig fehlt.

Die geschätzte Kollegin verwies nach dem Tod des Hundes Wilmas Frauchen, von deren Nachforschungen genervt, an die Tierärztekammer, die sich alle Unterlagen schicken ließ. Nun wartet man also auf die Antwort der Kollegin. Das kann dauern. Falls die geschätzte Kollegin jemals irgendwann zwischen Cortisongaben und Nutztier-Arzneimittelumwidmungen Lust verspürt, dazu Stellung zu nehmen.

In der Zwischenzeit möchte ich mich in aller Form im Namen aller Kolleginnen und Kollegen bei Frau W. entschuldigen.

Ich weiß, ich habe niemals so gehandelt und sehr viele Kollegen ebenso nicht. Allein wir sind es unserem Berufsstand schuldig, dass solche Dinge nicht passieren. Und sollten sie doch passieren, müssen wir die Konsequenzen für unser Handeln tragen. Zumindest aber den Mut für eine Entschuldigung aufbringen.

Wilma starb durch die falsche Dosierung nicht für Hunde zugelassener Medikamente, einer unerkannten und falsch behandelten Überreaktion ebenfalls zu hoch dosierter Antiparasitika, durch ständige Cortisongaben und mehrere Fehldiagnosen.

Jene unter uns, die handeln als wären ihre tierischen Patienten ein paar alte ausgelatschte Schuhe die es zu flicken gilt und die man bei Bedarf in den Müll wirft, sollten besser den Beruf wechseln. Sie wären als Installateur, Bäcker oder Schneider besser aufgehoben, dort könnten sie keinen Schaden an wehrlosen Lebewesen anrichten.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und verabschiede mich nun ebenfalls mit einem Zitat von Oskar Wilde:

„Alles, was ich weiß, ist, daß man das Leben nicht verstehen kann ohne viel Güte, daß man es nicht leben kann ohne viel Güte.“

Bela Wolf

Tierarzt, Autor, Journalist

www.tierarzt-wien.com

https://tierarztwolfblog.wordpress.com/

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https://www.gesetze-im-internet.de/amg_1976/BJNR024480976.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Tierarzneimittel

http://www.tierklinik-thun.ch/fileadmin/daten/Dokumente/merkblaetter/Besitzerinformation_Addison_Hund.pdf

https://imedikament.de/betafuse-1-mg-g-5-mg-g-gel-fuer-hunde

http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?tak/04000000/00043985.01?inhalt_c.htm

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