Marathon oder Remigration?

Einen Marathon in 2 Stunden 13 zu absolvieren, ist für einen äthiopischen Spitzenläufer nichts besonderes, in Österreich reicht es für einen österreichischen Rekord. Lemawork Ketema war Äthiopier und ist Österreicher. Der Läufer aus dem Hochland des ostafrikanischen Landes hat vor ein paar Jahren im Rahmen eines Marathons um Asyl angesucht, das Antrag wurde positiv entschieden. Er ist nach einem Minsterratsbeschluss bereits österreichischer Staatsbürger. Jetzt sind wir im Marathon auch wer. Auch Sportminister HC Strache hat dem Neo-Österreicher gratuliert, das muss man anerkennen. Die Identitären würden den Läufer und Neo-Österreicher nach Afrika zurückschicken, wenn sie könnten. Aber alles der Reihe nach:

Ethnoluralismus schafft "Traumländer"

Kehren wir zurück zu politischen causa prima des Landes und zu den "Identitären". Die sind in ihrem Konzept des "Ethnoluralismus" überzeugt, dass die kulturelle Homogenität eines "Volks" in ihrem Lebensraum zu sichern ist. Andersrum: In Euroa ist Platz für weiße und christliche Menschen, die Schwarzen dürfen sich gerne Afrika aufteilen, Muslime den Nahen Osten und so weiter. Das Konzept klingt recht schlüssig, ist allerdings bizarr ahistorisch. Metropolen ehemaliger Weltreiche wie London oder Paris sind nicht wegen offener Grenzen und naiver Willkommensklatscher multikulturell, sondern ob des Erbes erfolgreicher, wenngleich brutaler und aggressiver Kolonialpolitik. Dass London einen pakistanischstämmigen Muslim als Bürgermeister hat, zeigt recht schön, dass die Bevölkerung damit entpannt umgeht. Auch weiße, autochtone Londoner haben Sadiq Khan gewählt. Er ist Engländer, der sich weder auf seine pakistanischen Wurzeln berufen muss, noch sich dafür schämen muss. Das erklärt auch den Haß der Identitären auf den "dekatenten Westen". Der Mensch agiert nicht allein ob seiner ethnischen, kulturellen oder religiösen Definition. Natürlich spielt sie eine Rolle, aber eben nicht die entscheidende und einzige.

Staatsbürgerschaft ist kein Wert

Remigration ist - neben Ethnopluralismus - das zweite Zauberwort der Identitären. Und das bedeutete: Sowohl der Londoner Bürgermeister als auch unser Marathonmann Lemawork Ketema müssten Europa verlassen. Dabei ist unerheblich, welchen Status sie de jure haben. Mit etwas Fantasie können wir uns ausmalen, dass die Fantasien der Identitären nicht ganz so friedlich sind, wie die Identitären gerne behaupten. Nennen wir die Dinge beim Namen: Die Identitären wollen Europa rassistisch "säubern", nach ihren Kriterien. Muslime ins Flugzeug und ab nach Baghdad oder Karachi, Schwarze ins Flugzeug und ab nach Addis Abeba. Die Identitären und ihre angebliche Gewaltlosigkeit übersetzt, das hieße massenhafte Deportationen nach rasssitischen Kriterien. David Alaba und Roberto Blanco, Lemawork Ketema und Sadiq Khan - ab ins Flugzeug.

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robby

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