Ich muss sagen: Ich finde den Mangel an Respekt in der Politik vor der Herausfoderung "E-Mobilität" ein wenig irritierend. Weil ich persönlich habe Respekt vor dem Problem. Ich finde auch die Mentalität mancher Berater sehr blauäugig nach dem Motto: "Es wird jemand etwas erfinden, womit man das löst" Und wenn nicht? Was dann?

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Gehen wirs mal durch:

Aktuell haben wir einen Stromverbrauch in Österreich von knapp 60 TWh im Jahr.

Rechenansatz 1: Die gefahrenen Durchschnittskilometer

Wir haben in Österreich 5 Millionen PKWs zugelassen, die im Schnitt 13.900 Kilometer im Jahr zurücklegen.

Das sind dann 69.500.000.000 Kilometer pro Jahr. Heilige Scheiße, ist das viel! Gehen wir von einem Verbrauch von 10 kWh/100 km aus. Das ist schon sehr fair für das E-Auto gerechnet. Es ist eigentlich die "Irgendwann wird irgendwer was erfinden"-Annahme.

Das sind dann mal eben 7 TWh Strom mehr. Und das ist die absolut optimistischste Annahme, die man überhaupt nur tätigen kann.

Rechenansatz 2: Was wir vertanken und die Energiedichte, die wir ersetzen müssen.

Das ist der brutalere Ansatz:

Österreich verbraucht im Jahr knapp 8 Milliaden Liter Diesel und Benzin. Nehmen wir die miesere Energiedichte von Benzin: 1 Liter Benzin enthält knapp 8,4 kWh an nutzbarer Energie. Diesel liegt bei 9,8 kWh. Wir nehmen das Mittel und kommen auf 9,1 kWh. Benzin und Diesel werden nicht wirklich im Verhältnis 1:1 vertankt. Es wird viel mehr Diesel verbraucht. Aber ich will es simpel halten und Pro-E-Mobilität.

Ein Verbrenner hat einen miesen Wirkungsgrad. Sagen wir einfach: 15%. Dann ist es einfach zu rechnen.

Dann kommen wir also auf knapp 11 TWh Strom mehr.

Finali grandi

Man kann da gerne stundenlang drumrum rechnen. Fakt ist, dass wir unseren Stromverbrauch in Österreich auf absehbare Zeit um, je nachdem wie man rechnet, 11% bis 18% steigern werden.

Unser Stromverbrauch war die letzten 15 Jahre ziemlich konstant um die 60 TWh rum. 11% bis 18% mehr ist also eine Mammutaufgabe. Und nach Resteuropa brauchen wir nicht schielen: Die können uns nicht helfen, weil sie selber vor der gleichen Aufgabe stehen.

Die Mammutaufgabe sieht so aus, dass wir entweder die in Österreich existierende Windkraft um 182% ausbauen oder die vorhandene Photovoltaik um 1000% ausbauen müssen. In 8 Jahren. Das wird spitze! Denn wir wollen ja auch dekarbonisieren!

Wir wollen überhaupt Alles!

Wir wollen: Keine Atomkraft, keine fossilen Energie, keinen Verzicht bei Individualverkehr, keinen Benzin und keinen Diesel mehr in Autos und das Alles natürlich mit absoluter Übereinstimmung mit der Zivilbevölkerung. Es soll sich ja niemand an nem Windrädchen in seiner Umgebung stören, aber jeder will gerne am Morgen in sein Auto steigen und losfahren können.

Das wird sich nicht ausgehen. Also sollte jeder mal für sich überlegen, worauf er bereit ist, zu VERZICHTEN. Ja! Harte Wahrheit: Es wird sich nicht alles ausgehen! Und darüber sollte man auch reden, bevor wir sehenden Auges in die Katastrophe laufen.

Die Aufgabe die Infrastruktur für all das zu schaffen, habe ich hier noch gar nicht angesprochen. Also: Wo bleiben sie? Die Projekte um das Alles von einem politischen Plan in die Realität umzusetzen? 2030 brauchen wir damit nicht anfangen. Das muss JETZT passieren. 2030 muss alles stehen und laufen.

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