Wer tolerant sein will, der muss mit Unfreiheit leben

Soeben hat sich die Regierung recht überraschend auf ein Update ihres Übereinkommens geeinigt, das unter anderem ein Kapitel über Sicherheit enthält. Dies soll einige gewichtige Einschnitte in Grundfreiheiten enthalten, unter anderem eine Ausweispflicht in Taxis und eine verpflichtende Registrierung von Wertkartenhandys. Flächendeckende Videoüberwachung sowieso. Angenehm ist das nicht, aber wer auf den Luxus arabischer Einwanderer nicht verzichten will, der muss wohl damit leben...

Es gibt einen wunderbaren österreichischen Wirtschaftswissenschaftler, der an der Universität Zürich unterrichtet. Unter anderem betreibt er experimentelle Wirtschaftsforschung. Das bedeutet, er versucht unser ökonomisches Verhalten anhand sozialer Experimente zu erforschen. Eines dieser Experimente war folgendes: Eine Gruppe von etwa 30 Studenten wird angehalten, miteinander Handel zu treiben. Er wollte beobachten, ob sie von Hause aus fair miteinander handeln würden oder ob der Hang zum Betrügen etwas Immanentes ist. Aber: Nix da. Sie spielten allesamt gerecht. Dann begann der eigentliche Teil des Experimentes: er wies eine kleine Gruppe von etwa 5 Leuten an, auf gut Deutsch zu bescheißen – natürlich ohne es den übrigen Studenten zu sagen. Das Ergebnis: Nach einer kurzen Zeit spielten alle unfair. Eine überschaubare Gruppe von Störenfrieden kann ein gut funktionierendes Ganzes ins Wanken bringen, weil sie die Voraussetzung zerstört, auf der das Gerüst des gesellschaftlichen Miteinanders errichtet ist: das Vertrauen. Das spannende an diesem Experiment ist, dass man es wunderbar vom Bereich der Ökonomie auf jenen der Integration übertragen kann.

Multikulti ist (noch) nicht gescheitert

„Multikulti ist gescheitert“ – man kann sich heute kaum noch vorstellen, dass ausgerechnet Angela Merkel diesen Satz aus der Opposition heraus populär gemacht hat. Und doch lag sie damals schon falsch. Multikulti ist noch nicht gescheitert, es muss auch nicht scheitern. Ich kann amerikanische Serien konsumieren und Burger essen, ein Austauschsemester in Frankreich machen, nach Budapest oder Prag feiern fahren, asiatische Nudelboxen essen, am Naschmarkt indische Gewürze kaufen, am Novarock an einem Tag mehr Sprachen hören als auf einem durchschnittlichen Bahnhof, ich kann Japaner beim Fotografieren fotografieren und in einer Schischabar hocken um die Zeitung zu lesen. Das ist alles kein Problem, solange ein Grundvertrauen nicht erschüttert wird und die Leute miteinander auskommen. Eben diese Harmonie ist aber, wie in Ernst Fehrs Experiment, erschüttert worden. Wie im Versuch ist es auch in der Realität eine überschaubare Gruppe von Menschen, welche die Resilienz dieses Grundvertrauens allmählich aufzehrt: die muslimischen Einwanderer, insbesondere die Flüchtlinge.

1984 bis 2017

Je unruhiger und heterogener diese Gesellschaft nun wird, je mehr Bürger einander misstrauen und sich voreinander fürchten, desto stärker wird der Staat versuchen (müssen), sich als starke Ordnungsmacht zu gerieren. Ein schrecklicher Gedanke, eigentlich. Wahrscheinlich hat jeder von uns einmal Orwells 1984 gelesen oder davon gehört, es wird ja oft genug zitiert in letzter Zeit. Vom politisch Korrekten Neusprech und den „Gedankenverbrechen“ über das immer detaillierte Überwachen des privaten Lebens Einzelner bis zur völlig willkürlichen Qualifizierung anderer Staatschefs als „gut“ oder „böse“ – der strenge Geruch des sanften Totalitarismus breitet sich wieder aus. Ist das wirklich notwendig?

Ich finde nicht. Wir verhalten uns wie eine wohlsituierte Familie, die ein schönes Haus in einer Gegend errichtet hat, in der nun die Kriminalitätsrate dramatisch ansteigt. Jeder normale Mensch würde auf diese Entwicklung durch das Anschaffen einer Alarmanlage und das Errichten eines Zaunes reagieren, bewacht von einem massiven Kampfhund. Nicht so in Europa. Wir hängen, vor dem Problem resignierend, Fenster und Türen gleich selbst aus, statten dann aber jeden Raum des Hauses mit Kameras und Bewegungsmeldern aus. So kann sich die ganze Familie nicht mehr frei bewegen, und das in den eigenen vier Wänden. Bin ich der einzige, der das fetzendeppert findet?

Wir brauchen eine Festung Europa sowie Lager in Nordafrika und im arabischen Raum, in die wir all die Illegalen zurück schaffen. Natürlich kann man auch tolerant sein und die ganzen Fremden aus den rückständigsten Teilen der Welt bei sich aufnehmen wollen. Dann muss man aber auch mit dem allgegenwärtigen Auge des „Großen Bruders“ zurechtkommen…

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Schlemihl Rosenbaum

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