„Hunderte Kirchen wurden beschlagnahmt!“ - Ukrainische Orthodoxe Kirche kämpft für ihre Rechte bei OSZE

In den vergangenen Jahren seien in mehreren Fällen Kirchen und Tempel der Ukrainischen Orthodoxen Kirche gewaltsam und unrechtmäßig beschlagnahmt und 220 Pfarreien zugunsten der schismatischen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) zwangsweise umregistriert worden. Dies erklärte Bischof Wiktor (Kotsaba), der Leiter der Vertretung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) bei europäischen internationalen Organisationen, in einem Interview mit mehreren griechischen Medien. Das Problem wurde auch bei der jährlichen OSZE-Sitzung „Supplementary Human Dimension Meeting (SHDM) on Freedom of Religion or Belief“ diskutiert.

Union der Orthodoxen Journalisten https://spzh.news/ru/news/59733-jepiskop-viktor-gonenija-na-cerkovy-ochishhajut-jejo-a-nas-delajut-silyneje

„In diesem Jahr habe ich im Namen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche an die internationale Gemeinschaft appelliert, bei der Beendigung der anhaltenden Verletzung der Rechte der Gläubigen in der Ukraine mitzuhelfen“, sagte der UOK-Hierarch. „Leider gehen die Beschlagnahmungen von Kirchen, das Verprügeln unserer Gläubigen, die Brandstiftungen an Gotteshäusern und die Verabschiedung diskriminierender Gesetze weiter, und wir sind äußerst besorgt darüber, dass diese Vergehen von den ukrainischen Behörden nicht angemessen unterbunden werden.“

Er merkte an, dass Straftaten dieser Art gegen die UOK bereits im Jahr 2015 begonnen hätten, als Anhänger der schismatischen Konkurrenzorganisation Ukrainische Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats (OUK-KP) etwa 40 Kirchen besetzten und für sich reklamierten. Insgesamt habe es diesbezüglich hunderte Versuche gegeben. Nach der Auflösung mehrerer UOK-Gemeinden zugunsten international nicht anerkannter und nicht kanonischer Kirchenorganisationen und deren Fusion zur Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) Ende 2018 gingen Übergriffe und Beschlagnahmungen von ursprünglichen orthodoxen Kirchen mit neuer Kraft weiter.

„Infolgedessen hat die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche in den letzten Jahren und bis heute 122 Kirchen verloren, die ebenfalls gewaltsam und unter vielen Vergehen und Rechtsverletzungen an die sogenannte OKU übergeben wurden“, sagte Bischof Wiktor. „Darüber hinaus wurden 220 Pfarreien der UOK unrechtmäßig von staatlichen Stellen zugunsten der ‚OKU‘ umregistriert.“

Der Grund für Übergriffe und Hassverbrechen gegen die UOK, betonte der Hierarch, sei deren Aufrechterhaltung einer geistlichen, kanonischen Beziehung zur Russischen Orthodoxen Kirche, die jedoch nichts mit Politik zu tun habe.

„Leider werden die UOK-Gläubigen aus diesem Grund als ‚Feinde‘ abgestempelt: Behörden und Politiker, die mit dem Thema Krieg Geld verdienen wollen, verwickeln die UOK in dieses schmutzige Geschäft, denn es ist viel einfacher, den einfachen Gläubigen eine Kirche wegzunehmen, als ihren Patriotismus auf dem Schlachtfeld zu beweisen.“

Bischof Wiktor merkte an, dass beim diesjährigen OSZE-Forum die Frage der Verletzung der Rechte der Gläubigen der UOK Gegenstand einer recht ausführlichen Diskussion gewesen sei.

„So haben Verletzungen der Rechte der Gläubigen in der Ukraine nach Ansicht einer Reihe von Menschenrechtsorganisationen die gleichen Ursachen wie in Montenegro und Nordmazedonien. In all diesen Ländern versuchen die an der Macht befindlichen Politiker, den religiösen Faktor für den politischen Profit zu nutzen, wobei sie bestrebt sind, die historische und kanonische Gemeinschaft der Gläubigen in Montenegro und Nordmazedonien mit der serbisch-orthodoxen Kirche gewaltsam zu durchbrechen - und in der Ukraine die mit der russisch-orthodoxen Kirche.“

Das habe massive Verletzungen der Rechte der einfachen Gläubigen zur Folge. Deshalb müsse man die internationale Gemeinschaft auch davon überzeugen, dass es notwendig sei, das Vorgehen jener Politiker und Regierungsbeamten öffentlich zu kritisieren, die versuchten, ein heikles religiöses Thema in ihren Wahlkampf einzubeziehen und Gläubige für ihre politischen Projekte zu benutzen, betonte der Leiter der UOK-Vertretung bei europäischen internationalen Organisationen.

Aktuelle "Brandherde" in der Ukraine:

Union der Orthodoxen Journalisten

Auf dem OSZE-Forum, das am 9. November stattfand, forderte Bischof Wiktor (Kotsaba) die internationale Gemeinschaft auf, aktiver auf systematische Verletzungen der Rechte der Gläubigen der UOK zu reagieren.

Den Teilnehmern des OSZE-Forums wurde eine schriftliche Erklärung der Mission der UOK vorgelegt, die unter anderem einen Verweis auf die dokumentarische Datenbank enthält, in der Verletzungen der Rechte von Gläubigen der ukrainisch-orthodoxen Kirche festgehalten werden. Die Datenbank wurde von der Menschenrechtsorganisation Public Advocacy erstellt und auf der Website der Vereinten Nationen in schriftlicher Form veröffentlicht. Über die Tätigkeit von Public Advocacy habe ich hier berichtet.

Kann die OSZE aber etwas an der Lage der Gläubigen in der Ukraine bewirken? Auch dazu äußert sich Bischof Wiktor im Interview auf dem Portal pravoslavie.ru:

„Die OSZE hat nicht das Mandat, sich mit spezifischen Rechtsverletzungen zu befassen oder sich zu diesen Fragen zu äußern. Da die Organisation jedoch zum Zweck eines breiten Dialogs gegründet wurde, ist es sehr wichtig, dass Informationen über Verletzungen der Rechte von Gläubigen bei OSZE-Treffen gehört werden, damit die diplomatischen Vertretungen der OSZE-Teilnehmerstaaten diese Fakten in ihre Berichte aufnehmen und ihre Regierungen über diese Fragen informieren können.“

Überfälle auf Kirchen dürften nicht ungestraft bleiben, so Bischof Wiktor weiter, deshalb flössen alle Aufzeichnungen und Appelle der Organisation über vergangene und gegenwärtige Verletzungen der Rechte Gläubiger in die Dokumentationsbasis der OSZE ein, mit der Menschenrechtsverteidiger, Beamte, Diplomaten und Journalisten ständig zusammenarbeiteten. Er sei sich sicher, dass „die Zeit kommen wird, in der die gesammelten Informationen eine breite Öffentlichkeit erreichen werden“.

Die Hierarch erinnerte auch daran, dass die UOK trotz allen Drucks von außen in den vergangenen fünf Jahren mit 12.338 Pfarreien, 12.411 Geistlichen und 254 Klöstern, in denen etwa 4.500 Mönche tätig sind, weiterhin die größte Konfession der Ukraine ist.

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