Die Entscheidung der Österreichischen Bundesbahnen, zwei ausgemusterte Reparaturzüge an die Ukraine zu übergeben, hat eine laute und empörte Reaktion aus den Reihen der FPÖ ausgelöst. Die Freiheitlichen protestieren gegen die symbolträchtige Spende mit der Begründung, Österreich müsse „neutral“ bleiben und dürfe sich nicht „in den Krieg hineinziehen lassen“. Doch dieser Vorwand wirkt vorgeschoben. Neutralität bedeutet nicht, moralische Gleichgültigkeit gegenüber Aggression und Kriegsverbrechen zu üben, sondern die eigenen Werte zu bewahren, ohne Teil einer militärischen Allianz zu werden. Hier geht es nicht um Waffenlieferungen, sondern um technische Hilfe beim Wiederaufbau zerstörter Bahninfrastruktur – jene Lebensadern, die der russische Angriff systematisch ins Visier nimmt, um die Ukraine zu destabilisieren.
Die Reparaturzüge, die Österreich jetzt abgibt, sind ohnehin außer Dienst gestellte Fahrzeuge, die für den heimischen Bahnbetrieb kaum noch eine Rolle spielen. In der Ukraine hingegen können sie dazu beitragen, Verkehrsverbindungen nach russischen Bombardements wiederherzustellen und humanitäre Hilfsgüter in entlegene Gebiete zu bringen. Diese Geste ist nicht militärisch, sondern zivil – ein Zeichen praktischer Solidarität mit einem Land, das täglich um sein Überleben kämpft. Dass die FPÖ daraus eine „Einmischung in den Krieg“ konstruiert, offenbart weniger Prinzipientreue als ideologische Schlagseite.
Während die AfD in Deutschland längst offen russische Narrative verbreitet und auf Kreml-Linien argumentiert, war die FPÖ bislang vorsichtiger in ihrer Rhetorik. Doch mit der vehementen Ablehnung dieser völlig harmlosen Zugspende zeigt sie, dass sie ebenfalls bereit ist, russische Interessen zu vertreten – und zwar entgegen österreichischer Werte, Interessen und internationaler Verantwortung. Damit wird eine Grenze überschritten: Opposition wird zur Haltung gegen die eigene Demokratie und gegen das Prinzip der europäischen Solidarität.
Wenn eine Partei die Unterstützung eines von Russland überfallenen Landes sabotieren will, um einem Aggressor indirekt in die Hände zu spielen, dann ist das nicht bloß populistische Taktik – es grenzt an politische Kollaboration. In Deutschland wie in Österreich bedienen AfD und FPÖ offen eine Linie, die dem Kreml nützt und westliche Einigkeit schwächt. Es ist Aufgabe der demokratischen Öffentlichkeit, diesen Verrat an europäischen Grundwerten klar zu benennen.
Neutralität entbindet nicht von moralischer Verantwortung. Wer einem kriminellen Aggressor und Kriegsverbrecher tatenlos den Weg ebnet oder seine Propaganda übernimmt, hat das Wesen der Neutralität nicht verstanden. In einer Zeit der Gewalt ist Schweigen kein Zeichen von Frieden – sondern von Feigheit.