Der Diebstahl der Stolpersteine in Zeitz ist ein schockierender Akt der Respektlosigkeit und ein alarmierendes Zeichen für das zunehmend feindliche gesellschaftliche Klima in Deutschland. Es ist erschütternd, dass die Opfer des Nationalsozialismus erneut zu Opfern werden - diesmal durch eine wachsende faschistische Grundeinstellung in Teilen der Bevölkerung. Dass alle zehn Stolpersteine in einer Nacht entwendet wurden, zeugt von einer organisierten und gezielten Aktion gegen das Gedenken an die NS-Opfer.

Die Reaktion der örtlichen und überörtlichen AfD zum Stolpersteindiebstahl war bezeichnend: Schweigen und Verharmlosung. Das von der AfD verbreitete Klima der Geschichtsrelativierung und des Nationalismus hat zweifellos zu dieser Tat beigetragen. Die Partei steht in der ideologischen Nachfolge der damaligen Täter, was sich in Äußerungen wie der von Björn Höcke zeigt, der das Holocaustmahnmal als "Denkmal der Schande" bezeichnete und eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" forderte.

Erfreulicherweise zeigt die überwältigende Spendenbereitschaft für neue Stolpersteine, dass ein Großteil der Gesellschaft solche Taten verurteilt. Über 50.000 Euro wurden gesammelt, weit mehr als für den Ersatz der gestohlenen Steine nötig war. Dies ist ein kraftvolles Zeichen gegen Antisemitismus und für eine lebendige Erinnerungskultur.

Das überschüssige Geld wird sinnvoll eingesetzt: Es ermöglicht die Verlegung zusätzlicher Stolpersteine in Zeitz, um noch mehr Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken. Zudem können Bildungsprojekte zur Aufklärung über die NS-Zeit und zur Prävention von Antisemitismus unterstützt werden.

Diese breite Solidarität ist ermutigend, doch sie darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass rechtsextreme Tendenzen in der Gesellschaft zunehmen. Es ist wichtiger denn je, wachsam zu bleiben und sich aktiv für Demokratie und gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit einzusetzen. Der Diebstahl der Stolpersteine in Zeitz muss als Weckruf verstanden werden, um entschieden gegen das Erstarken faschistischer Ideologien vorzugehen und die Erinnerung an die Gräueltaten des Nationalsozialismus lebendig zu halten.

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