Heimat bist du großer Kaffeetrinkerinnen und Kaffeetrinker

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Wir kleines Alpenvolk haben es ja bekanntlich gern sehr gemütlich. Aber nein, nicht nur das Raunzen empfinden wir als ganz nett, sondern auch das Kaffeetrinken. Die berühmt-berüchtigte Wiener Kaffeehauskultur gilt sogar als immaterielles UNESCO-Kulturerbe Österreichs.

1685 ist das Jahr, in dem alles begann: Nach dem Ende der Zweiten Türkenbelagerung öffnet im 17. Jahrhundert das erste Wiener Kaffeehaus seine Pforten. Es befindet sich natürlich im Ersten Wiener Gemeindebezirk, in der Rotenturmstraße. Der Armenier Johannes Deodat erhält somit das erste Privileg zur öffentlichen Kaffeeausschank in Wien. Die rasche Verbreitung von Kaffee in Österreich ist vor allem armenischen Handelsleuten zu verdanken, die das importierte Getränk hierzulande populär machten.

1700 zählte man vier Kaffeehäuser in Wien, 1770 sogar schon 48 und im Jahr 1819 hat man die Möglichkeit, sich zwischen 150 verschiedenen Cafés zu entscheiden. Eines muss leider vorweggesagt werden: Frauen hatten bis 1856 keinen Zutritt zu Kaffeehäusern – welch große Überraschung! Als 1720 das „Kramersche Kaffeehaus“ eröffnete, konnte man das Kaffeetrinken genüsslich mit der Lektüre der aufgelegten Zeitungen verbinden. Ein Meilenstein wurde gelegt. Zu dieser Zeit galt das Kaffeehaus bereits als besondere Wiener Sehenswürdigkeit, in der vor allem Vorreiter der Aufklärung das Heißgetränk schlürften und über die neu anbrechende Zeit debattierten.

Langsam entwickelte sich das Wiener Kaffeehaus zu einem Ort des politischen und intellektuellen Austauschs, welches im frühen 19. Jahrhundert dem Vormärz und somit der Zensur zum Opfer fiel. Man sollte sich doch wieder mehr aufs Vergnügen besinnen, anstatt sich beim Kaffeetrinken den Kopf über die damalige Politik zu zerbrechen.

Von 1806 bis 1813 erlitt die Wiener Kaffeehauskultur einen großen Rückschlag: Mit der napoleonischen Verhängung der Kontinentalsperre für den Handel mit England wird der Zoll auf Kaffeebohnen so hoch, sodass das Getränk für kaum jemanden noch leistbar war. In dieser Zeit stand die Wiener Kaffeehauskultur kurz vor ihrem Ruin und die Kaffeesieder boten erstmals auch Wein und warme Speisen an, um die Kundschaft bei Stange zu halten. Als die Sperre im Jahr 1813 aufgehoben wurde, veranstalteten die Wienerinnen und Wiener wahre Freudentänze: Ein Leben ohne ihren geliebten Kaffee war einfach nicht mehr auszuhalten.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts bis zum Fin de Siècle etablierte sich das Wiener Kaffeehaus als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Bedeutende Maler, Literaten, Politiker und Schauspieler versammelten sich tagtäglich, um sich ihrer Muße hinzugeben oder neue Ideen zu besprechen: Es dient vielen als zweites Wohnzimmer.

Während dem Erstem und Zweitem Weltkrieg, zwischen Bomben und Hunger, erlebte auch das Wiener Kaffeehaus einen tiefen Verfall. Etliche Cafés mussten geschlossen werden, da sie als „jüdisch“ abgetan wurden und aus ideologischen Gründen nicht ins Bild passten. Das Geld und die Zeit reichten nicht mehr, sich auf ein Törtchen im Kaffeehaus zu treffen.

Aber es war ja nicht die erste Krise, die die Wiener Kaffeehauskultur bereits überwunden hatte – wäre ja gelacht, wenn es anders wäre. Nach den Jahren der Zerstörung blühen die Cafés erneut auf und die Leute finden bis heute gefallen daran, in gemütlicher Atmosphäre ein, zwei oder drei Espressi zu schlürfen.

Wir Österreicherinnen und Österreicher liegen heute im internationalen Spitzenfeld, was den Kaffeekonsum angeht: Pro Kopf werden 7,8 kg Kaffee pro Jahr konsumiert. Wäre es nicht schön, sich wieder einmal dem Kaffeegenuss in einem schönen Wiener Café hinzugeben, anstatt bei Starbucks einen schnellen Espresso hinunterzuschütten?

Hiermit appelliere ich an alle: Support your local Kaffeehäuser! Es zahlt sich aus!

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