Auf meinen Städtereisen bin ich immer wieder auf der Suche nach außergewöhnlichen Fotomotiven. Oder nach Serien von einem Motiv, denen ein Muster zu Grunde liegt. Unlängst erzählte mir ein Freund, dass man bei Denkmälern den Beruf der dargestellten Person an Hand der Haltung der Statuen erkennen kann. 'Erzähl mehr!' bat ich ihn neugierig. Also, die Sache ist so: Feldherren sitzen immer auf einem Pferd, Politiker stehen aufrecht und blicken ernst in die Runde und Dichter und Denker sitzen. Aha!

Ganz abgesehen davon, das mich bei solchen Sachen das Wort 'immer' immer etwas stört, wollte ich dieser Theorie doch auf den Grund gehen. Ja, bis zu einem gewissen Grad stimmt es. Ich habe in Wien schon einen sitzenden Goethe (Ecke Opernring/Goethegasse) und einen sitzenden Raimund (Neben dem Volkstheater) gesehen. Andererseits reichen sich Goether und Schiller auf dem Theaterplatz in Weimar stehend die Hand. Also kein eindeutiges Ergebnis.

Aber wie sieht es nun mit den Feldherren aus? Meinen ersten Feldherren auf Pferd sah ich als junger Reisender auf dem Kapitolsplatz in Rom. Der Feldherr war eigentlich ein Kaiser und hörte auf den Namen Marc Aurel. Leider war es nur eine Kopie, denn das Original war wie so vieles in Italien 'in restauro'. Kurioserweise entdeckte ich Jahre später eine weitere Kopie dieser Statue im niederösterreichischen Tulln. In dieser aus einem römischen Reiterkastell hervorgegangen Stadt bewacht der Kaiser nun einen auf einem ehemaligen Treppelweg angelegten Fahrradweg.

Der nächsten Reiterstatue begegnete ich in Stuttgart. Dort winkte mir im Hof des alten Schlosses das Reiterstandbild des Erzherzog von Württemberg fröhlich mit seinem Schwert zu. Die Statue bliebt mir wohl wegen dem Namen des Herzogs in Erinnerung. Er wurde Eberhard im Bart genannt.

Wirklich beindruckt hat mich aber ein Pferd ganz ohne Reiter. Es stand vor dem Welfenschloss in Hannover und wurde dort als das Sachsenross bezeichnet. Es soll genau jenes Ross sein, dass man auch im Wappen des Landes Niedersachsen wieder findet.

Aber zurück nach Wien. Hier gibt es ja besonders schöne Exemplare von Feldherren auf Pferd. Zum Beispiel Prinz Eugen auf dem Heldenplatz. Oder Erzherzog Karl, dem Prinz Eugen gleich gegenüber. Bei Erzherzog Karl fällt auf, das es sein Pferd schafft, auf nur zwei Beinen zu stehen. Das Pferd von Prinz Eugen hingegen stützt sich zusätzlich auf seinem Pferdeschweif ab, während bei vielen anderen Reiterstatuen das Pferd überhaupt gleich auf drei Beinen steht und das vierte Bein nur sachte hebt. Kompliment an den Bildhauer, der das sehr dynamische wirkende Standbild von Erzherzog Karl geschaffen hat.

Also hatte mein Freund recht. Feldherren sitzen immer auf einem Pferd. Und dann passierte es. Ich stieg am Bahnhof Wien Praterstern aus dem Regionalzug aus und ging ein paar Schritte runter zu dem Platz vor dem Bahnhof. Dort traf ich auf Admiral Tegetthoff, der ganz ohne Pferd streng auf mich herab blickte. Dazu stand er auf einer besonders hohen Säule, die römischen Traditionen folgend, mit antiken Schiffsschnäbeln geschmückt war.

Sofort rief ich meinen Freund an. 'Hör mal, es gibt mindestens einen Feldherrn, der nicht auf einem Pferd sitzt: Admiral Tegetthoff am Platz vor dem Bahnhof Wien Praterstern!' - Am anderen Ende der Telefonleitung ertönte schallendes Lachen. 'Ein Admiral fährt doch zur See, auf was für einem Pferd soll der denn sitzen?' - 'Na, auf einem Seepferdchen', antwortete ich leicht gekränkt.

Egal, kennt ihr Denkmäler von Feldherren, die nicht auf einem Pferd sitzen?

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Silvia Jelincic

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Herbert Erregger

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