In jeder Ausbildung wird der Ausbildner versuchen Eigenschaften, schon vorhanden im Auszubildenden, zu verstärken die als nützlich angesehen werden und jene Eigenschaften die als weniger nützlich verstanden werden zu eliminieren. Die Ausbildung zum Soldaten ist hierbei besonders, weil beides mit einem erhöhten Maße an Intensität durchgeführt wird. Die Ausbildung zum Soldaten ist aber von Land zu Land unterschiedlich und das liegt daran, dass nicht jedes Land die gleichen Eigenschaften im Soldaten als förderungswürdig empfindet.

In der europäischen Antike, bis teilweise sogar in die Neuzeit, trafen sich zwei Gruppen zur Schlacht, jeder zeigte seine Macht und üblicherweise gab der Unterlegene eben auf bevor es zum Kampf kam. Aus naheliegenden Gründen pochten jene die über große Armeen verfügten auf die Ehrhaftigkeit dieser Herangehensweise. Die Ausbildung der Soldaten beinhaltete daher auch diesen Aspekt der Ehre. Mit dem Aufkommen taktischer Flexibilität aber war es plötzlich kleinen, dezentral operierenden Verbänden möglich größere, klassisch agierenden Armeen, das Leben sehr schwer zu machen. Ein klassisches Beispiel stellt der Unabhängigkeitskrieg der USA dar.

Die USA lernte also in ihrer Entstehung, dass man eher gewinnt, wenn man nicht fair spielt und genau dieser Aspekt wurde ins Training ihrer Soldaten integriert. Die Ausbilder in der USA, vor allem vor den Weltkriegen, würden, wie alle anderen Ausbilder, die Habseligkeiten der Rekruten nach Schmuggelware durchsuchen, sie taten das aber oftmals in einem sich wiederholenden Muster, etwa unter Auslassung gewisser Orte oder einer immer gleichen Zimmerreihenfolge.

Der gewiefte Rekrut konnte das durchschauen und seinen Ausbildner überlisten. Defacto war aber genau das Teil der Ausbildung. Der Ausbilder war nicht zu dumm um auf das Fensterfrett zu schauen, er tat es (im Gegensatz zu den Ausbildnern in England) bewusst nicht.

Die Soldaten wurden, ohne es zu merken, dazu trainiert sich nicht an Regeln zu halten, wenn es zu ihrem Nachteil wäre und im Zweifelsfall "outside the box" zu denken. Die Marines fassen das mit dem Leitspruch „Wenn du in einem fairen Kampf bist, hast du dich nicht richtig vorbereitet“ zusammen. Die US Armee priorisierte weder Ehre noch Ideologie, sie priorisierte Gewinnen über alles. Aus wenig verwunderlichen Gründen macht genau diese Priorität erfolgreiche Armeen.

Das Problem hierbei ist aber Ego. Der Ausbilder muss in der oben beschriebenen Vorgehensweise eben ab und an dumm spielen. Nicht jedes Ego verträgt das.

Das gleiche Problem finden wir in absolut allen anderen Bereichen des Lebens. Um einen jungen Menschen auszubilden muss man ab und an selber zurückstecken und das Gefühl vermitteln, dass der Junge den Alten überflügelt hat. Die meisten Ausbildner und Lehrer können das aber nicht, sie wollen auch am letzten Tag noch vom Schüler so gesehen werden wie am Ersten: als der Träger allen Wissens. Der Ideale letzte Ausbildungstag endet aber mit den Worten „Ich habe dir alles vermittelt was ich weiß, mach was draus.“ Ob es stimmt oder nicht ist dabei unerheblich, was es vermittelt ist, dass der Ausgebildete nun seinen eigenen Weg gehen soll und die Zeiten des Nachplapperns vorüber ist.

Es ist nun an der Zeit ist selber etwas zu gestalten, zu entdecken oder zu definieren. Man hat ein Fundament und auf dieses Fundament muss er nun selber aufbauen.

Diese Herangehensweise schafft echte Experten und Neuerungen, wohingegen das Ende unserer Ausbildungen, die mit dem Satz „das habt ihr ein Zeugnis“ enden, Menschen erzieht die niemals aufhören Zeugnisse und Rat von Autoritäten zu suchen.

Das größte Problem jedes Ausbildungssystems ist also das Ego der Auszubildenden. Dort wo die Ausbilder das Wohl ihrer Schüler über ihr Ego stellen können werden sie überflügelt. Dort wo sie das nicht können produzieren sie nur Abbilder ihrer Selbst und damit Stagnation und Misserfolg.

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Matt Elger

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Petra vom Frankenwald

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