Schlägt man eine Zeitung auf, setzt sich an einen Stammtisch oder hört vermeintlich interessierten Bürgern in der U-Bahn zu, so könnte man das Gefühl bekommen dass Politik im Wesentlichen ein Kampf zwischen Rechts und Links um die Mitte sei.

Wie schon im Artikel „Drei Seiten, aber nur eine Angst.“ beschrieben, lebt die Rechte in der Vergangenheit, die Linke in der Zukunft und die Mitte im Heute.

Das politische Spektrum, das wir jeden Tag sehen, ist aber nicht das politische Spektrum, das möglich ist.

Man stelle sich eine Gesellschaft vor, die sich entschlossen hat, alle Parteien links der Mitte zu verbieten. Existieren in dieser Gesellschaft aber weiterhin Parteien, so muss sich zwangsläufig eine der Parteien am linken Rand bewegen.

Aus unserer Sicht mag diese Partei nicht links sein, aber für die Menschen in diesem System sind es Linksextreme.

Vor einiger Zeit hörte ich mir eine Rede von Bernie Sanders, der Hoffnung der Linken in den USA, an. Was der Mann sagte machte durchaus Sinn, wiederholt es aber einer unserer Politiker würde man es in weiten Teilen nicht als links bezeichnen. Seine Position von „Erstmal unsere Leute“ verbinden wir hierzulande eher mit dem rechten Flügel.

Vergleicht man aber die mitteleuropäischen Rechtsaußen Parteien etwa mit den Rechten am Balkan, erscheinen sie einem recht rasch als durchaus gemäßigt. Die Aussage dass spezifische Menschengruppen nur gut für die Seifenproduktion wären, hört man nicht nur am Vitosha Boulevard. Es ist "akzeptabel" so etwas zu sagen.

Versucht man nun herauszufinden wo unser eigenes Spektrum, innerhalb des möglichen Spektrums liegt wird es knifflig, denn plötzlich müsste man noch sehr viel genauer definieren was denn nun links sei und was rechts und wenn man damit beginnt landet man sehr sehr rasch bei der Erkenntnis dass diese Unterscheidung per se Käse ist.

Der Kampf zwischen Rechts und Links heute ist wie der Kampf zwischen zwei Fußballvereinen auf dem Feld: Es ist eine Show für die Massen. Es gibt keine konstruktiven Lösungen am Feld, es gibt noch nicht einmal echte Ablehnung zwischen den beiden Seiten.

Es gibt nur das Grölen der Menge, denn je mehr und leidenschaftlich die Menge brüllt, desto mehr Geld machen sie locker.

Das Tagesgeschäft erledigt man hinter geschlossenen Türen, ruhig, vernünftig und im Sinne der gemeinsamen Sponsoren.

Politik ist wie Marktwirtschaft: Wir bekommen was wir nachfragen. Solange wir Schaumschläger wählen, werden wir geschlagenen Schaum bekommen.

Erst wenn die Wählerschaft beginnt Lösungen zu fordern, wenn „politisches Interesse“ mehr ist als eine Seite zu vergöttern und die andre zu verteufeln, erst wenn die Wählerschaft sich ihre Ideale nicht von der Politik diktieren lässt, sondern die Politik als ihr Werkzeug sieht um ihre eigenen Ideale zu realisieren, wird es wieder relevant darüber nachzudenken wo wir denn in diesem Spektrum sind.

Solange wir das nicht tun, macht das Geld Politik und die Demokratie verkommt endgültig zur Realityshow in der "Links" und "Rechts" bis in alle Ewigkeiten, zur Erheiterung der Massen, blaue Augen schlagen.

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Silvia Jelincic

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julbing

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