Eine Bekannte von mir ist sehr aktiv in ihrem Kampf gegen Zoos. Für sie ist ein Zoo eine unnatürliche Einrichtung in denen sich Menschen daran ergötzen arme hilflose Kreaturen einzusperren und den Tieren nicht nutzt. Nutzen hätten nur die Besitzer. Interessanterweise ist sie aber für Bedingungsloses Grundeinkommen, Ausbau des Sozialsystems, Jobgarantie und alles was man sonst noch so ist wenn man sich am Wochenenden als Revolutionär verkleidet.

Was haben diese Dinge denn nun wieder gemeinsam?

Sehr vieles: das Tier im Wald hat zwar seine Freiheit, es muss aber um jeden Bissen Futter kämpfen, es muss sein Revier verteidigen, im Winter ist es den Elementen Schutzlos ausgeliefert und die Chance eine medizinische Behandlung zu erhalten ist für das Waldtier in etwa so groß wie meine Chance einen Sack Gold in meiner Küche zu finden, also irgendwo zwischen unwahrscheinlich und unmöglich angesiedelt. Dafür ist es frei.

Das Tier im Zoo hingegen erhält Futter zu fixen Zeiten und muss nichts dafür tun. Wenn es krank wird bekommt es medizinische Versorgung und Revierkämpfe sind auch eher nicht das große Thema.

Das Tier im Zoo lebt den sozialistischen Traum und dennoch ist meine Bekannte der Meinung dass diese Art zu leben eine Grausamkeit darstellt und der Besitzer des Zoos nicht das geringste Recht hat die Tiere in Käfige zu sperren, egal wie golden sie sind.

Der Mensch aber würde in so einer Umgebung, wo er um nichts kämpfen muss und alles bereits geregelt ist, florieren und in so einer Umgebung könnte er sein volles Potential ausnutzen deswegen, so meine Bekannte, müssten alle Menschen sich an diese Regeln halten, sich dem System unterwerfen und ihre Freiheiten aufgeben.

Ich sehe in dieser Denkweise einen Konflikt (Aber ich denke auch dass Menschen eben nur Tiere sind und keine magischen Geschöpfe).

Entweder ist „vollständige Sicherheit“ etwas das universal gut ist, dann sollten wir alle Tiere in Zoos sperren und unsere Marktwirtschaft planen oder aber „Freiheit“ ist etwas nach dem sich jedes Lebewesen sehnt und wir sollten Lebewesen so viel Freiheit gestatten wie es nur möglich ist, auch wenn es ihnen im Zoo besser gehen würde.

Die Frage ist am Ende des Tages was einem wichtiger ist: garantierte Überleben oder aber die Freiheit so zu leben wie man will, frei vom Diktat des Zoobesitzers, mit der Aussicht auf Versagen, Not, Elend, Tod aber auch Erfolg, Stolz und dem Wissen dass man hat was man hat weil man es sich erarbeitet hat.

Es liegt in der Natur der Sache dass wir diese Fragen unterschiedlich beantworten und es ist vernünftig anzunehmen dass ein hungriger Löwe im Zoo eine wunderbare Sache sieht und freiwillig in einen marschieren würde. Solch ein Löwe war Berthold Brecht der aus der Freiheit in den Zoo flüchtete. Dort angekommen genoss er das Gratisfutter aber keine 10 Jahre bevor sich Unmut breit machte und er lautstark für weniger Zäune im Zoo Werbung machte, sehr zum Unmut der Zoobesitzer.

Es bleibt die Frage was wir wählen würden, wären wir halb verhungert im Wald. Würden wir in den Zoo gehen, wo unsere Lebenserwartung im Schnitt länger ist und es garantiertes Futter gibt, der Zoobesitzer aber darüber bestimmt ob man uns die Geschlechtsorgane entfernt oder aber wählt man die Freiheit, mit all ihrer fürchterlichen Schönheit?

peta peta.com

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Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 02.11.2020 20:54:28

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