Können wir Diskriminierung erfahren ohne diskriminiert zu werden?

Mitunter fühlen sich Menschen von anderen diskriminiert, gemobbt oder schlecht behandelt, fragt man dann in der Gruppe nach was passiert ist erntet man Schulterzucken. Wie kann das passieren? Schaut die Gruppe weg, bildet der Betroffene es sich ein oder liegt es an etwas ganz anderem?

In diversen Experimenten, zum Beispiel „Perceptions of the impact of negatively valued physical characteristics on social interaction” wurden Teilaspekte dazu untersucht.

In einem Experiment schminkte man Menschen Narben ins Gesicht und sagte ihnen, dass sie zu Bewerbungsgesprächen geschickt würden und berichten sollten ob es Diskriminierung geben würde. Man schminkte sie, zeigte ihnen die Narben und dann sagte man ihnen, dass noch eine kleine Nachbesserung durchgeführt werden würde. In diesem Schritt wurde die Schminke aber, ohne das Wissen der Probanden, entfernt und sie wurden zum Interview geschickt. Ohne Narbe im Gesicht aber mit dem Glauben eine zu haben.

Als Resultat wurden Sammlungen von diskriminierenden Aussagen festgestellt, ein Anstarren der Narbe, Anspielungen auf dieselbe und so weiter. Das Problem war nur eben, dass da Nichts war auf das jemand reagieren hätte könne.

Was man daraus lernen könnte ist, dass Menschen die erwarten, dass man sie diskriminiert Dinge finden werden mit denen sie diskriminiert habe. Diese Dinge sind deswegen so unsichtbar, weil sie oftmals schlicht nicht existieren, wie in dem Beispiel eben gezeigt.

Die Idee, dass manche Menschen eben sensibler sind und daher kleinste Aggressionen wahrnehmen können, etwa unbewusste Vorurteile die zu unbewussten Handlungen führen können, erfreut sich relativer Beliebtheit und Anhänger dieser These sehen das als Beweis, dass unsere Gesellschaften voller Diskriminierung gegen gewisse Gruppen sind, „systematischer Rassismus und Sexismus“ und so weiter.

Das obengenannte Experiment suggeriert aber dass Menschen absolut fähig sind Dinge zu sehen die überhaupt nicht da sind. Sprich ein Teil der Anklagen gegen die Gesellschaft hat keine Grundlage, sondern basiert auf Einbildung, auf Erwartungshaltungen. Sprich Menschen die erwarten, dass sie mies behandelt werden, scheinen sich öfter mies behandelt zu fühlen und sind entsprechend unglücklicher.

Was ist also die Lösung?

Eventuell wäre ein guter Ansatz zu akzeptieren, dass wir alle sehr viel uninteressanter sind als wir glauben. Deutlich über 90% der Menschen die einem über den Tag verstreut begegnen sind einfach nur Hintergrundrauschen. Eine Gesichtsnarbe ist selten länger als 1-2 Sekunden interessant. Beeinflusst so eine Narbe unsere Wahrnehmung die wir von Menschen haben? Vermutlich, aber ich vermute, dass das mit Erfahrungen zu tun hat. Jemand dessen geliebte Eltern Narben im Gesicht hatten wird vermutlich anders auf Narben reagieren als jemand der nur eine Person mit Narben kannte und diese Person hasste. Lebewesen versuchen Muster zu erkennen und mitunter führt das zu falschen Schlussfolgerungen. Oftmals aber eben nicht. Die meisten von uns haben gelernt wo sie ihrem Bauch vertrauen können und wo nicht und meistens ist „lieber nicht“ die korrekte Herangehensweise.

Man sucht sich seinen Arzt ja auch nicht nach Attraktivität aus, sondern nach Kompetenz. Das Bauchgefühl kann trügen, die Statistik nicht ganz so.

Jeder der aber in der Früh aufwacht und erwartet, dass er wegen irgendetwas gemobbt oder diskriminiert wird, wird Mobbing und Diskriminierung erfahren, selbst wenn niemand irgendetwas tut. Nicht einmal unbewusst. Menschen können echtes seelisches Leid erfahren ohne jeden Grund dafür. Die Ursache für dieses Leid sind jene die ihnen eingeredet haben, dass hinter jedem netten Wort ein unausgesprochenes fieses Wort versteckt sei.

Diese Leute sind das Problem.

Nicht die Leute die Nichts tun.

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Aron Sperber

Aron Sperber bewertete diesen Eintrag 13.03.2024 18:06:00

Leela Vogel

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