Im Spätsommer dieses Jahres hatte ich die Ehre und das Glück, mein erstes Crowdfunding-Projekt für den WildnisKulturHof von Judith Anger zu starten.  Dazu findet ihr auf fuf jede Menge Blogbeiträge von mir. Nun ist das Crowdfunding abgeschlossen und es ist an der Zeit, zurück zu blicken und einen kleinen Erfahrungsbericht zu schreiben.

Zur Erinnerung: wir haben auf der Plattform Startnext für das Projekt 'WildniskulturDorf' ein reward-based-Crowdfunding gestartet. Dh, für Deine Unterstützung des Projektes erhältst Du eine Gegenleistung - Du kannst zB ein Buch kaufen oder eine Übernachtung buchen.

Crowdfunding ist für mich in dieser Zeit immer mehr zu einem richtigen Marketing-Tool geworden. Ab dem Startschuss 'jetzt leg' ma los' ist alles anders. Man glaubt es kaum. Die zusätzliche Nutzung der Social Media Kanäle eröffnet einem die Möglichkeit, täglich neue und eigene Komunikationstechniken zu entwickeln - wo ist meine Zielgruppe, wo sitzen meine Fans? Was bewegt meine Crowd? Ist meine Crowd groß genug? Und man erhält Rückmeldungen - oder auch nicht. Unweigerlich gibt es Diskussionen zum Thema und man erfährt direkt und hautnah, was die Fans denken. Man kommt ins Gespräch, es ergeben sich Kontakte, man vernetzt sich weiter, daraus entstehen neue Möglichkeiten und wieder neue Kontakte, man macht Termine, lernt wieder Leute kennen, das Netzwerk erweitert sich - und man sammelt täglich neue Ideen, neue Erkenntnisse, neue Kontakte, neue Unterstützungsmöglichkeiten und und und - eine wahre Bereicherung!

Crowdfunding ist ein Marketingtool und beinhaltet x-Möglichkeiten, Dein Projekt, Dein Produkt der Welt zu präsentieren.

Und - es beinhaltet auch die Möglichkeit, Geld einzusammeln.

Unser Projekt 'WildniskulturDorf' war auf Startnext finanziell nicht erfolgreich. Wir haben dabei natürlich jede Menge gelernt. Und - danach ist man natürlich immer gescheiter als vorher. Und ich kann, rückblickend, auch nicht ausschließen, dass wir es nicht trotz all des Wissens, welches wir nun haben, nicht doch so wie es eben war, ausprobiert hätten. Der WildnisKulturHof von Judith ist ein ganz junges Projekt, die Crowd um das Projekt war sehr schwer einzuschätzen und wir hatten noch keine Erfahrung, ob denn diese Crowd wohl reichen könnte ... nun, diese Erfahrung haben wir jetzt. Und es hat eben nicht gereicht.

Die Auswahl der Plattform, auf der wir das Projekt starten wollten, hat Judith zum großen Teil mir überlassen. Ich war ja von Anbeginn ein Fan von Startnext, das Projekt 'Augenhöhe' ist 2x erfolgreich gelaufen, ich fand die Plattform echt cool, naja, deutsch halt, aber bekannt, mehrsprachig, auf Social Media aktiv, immer präsent - und, nicht zu vergessen - Bezahlung der Plattform nur freiwillig = kein Fixbetrag (ausgenommen Transaktionsgebühren). Also, nach reiflicher Überlegung und einigem Abwägen (ich habe sogar versucht, einen Termin bei wemakeit, die ja nun auch in Österreich aktiv sind, zu bekommen, um das Projekt auf Tauglichkeit zu prüfen - da kam aber nichts retour) haben wir dann auf Startnext begonnen.

Worüber man sich unbedingt (ganz ganz wichtig) im Klaren sein muss - es gibt absolut keine werbemäßige Unterstützung von der Plattform. Manchmal werden Projekte beworben, zB als Projekt des Tages, oder auch über Social Media Kanäle - wie, wann, warum das passiert, weiß niemand und geschieht vielleicht einfach ganz zufällig - ist aber jedenfalls nicht beeinflussbar und deshalb nicht einplanbar! Nutzen kann man die Leute, die die Plattform durchstöbern und das Projekt dann finden. Umso mehr Frequenz die Plattform von Deiner Zielgruppe Deines Projektes hat, umso größer die Chance, dass Du weitere Fans gewinnst. Deshalb auch immer darauf achten - welche Zielgruppe spreche ich an und wo finde ich sie.

Und als Starter eines Projektes bekommt man dann doch einen anderen Einblick, als ein User der Projekte und deren Gegenleistungen. Das Hochladen und Befüllen war recht einfach, und die Reaktionszeit des zuständigen Betreuers war auch ok, wenn auch die Antworten manchmal doch knapp waren. Wenn man alle Infos auf der Plattform drauf hat, alle rechtlichen Bedingungen erfüllt hat, dann kommt man in die Startphase des Projektes, um Feedback einholen zu können. Da gab es dann die ersten Schwierigkeiten mit den Bildern in der Galerie, die brauchten ein neues Format (supa, kann man mir das nicht eine Woche vorher sagen?) - gut, alles nochmals herrichten und hochladen. Da ich mich hier ja etwas auskenne, hab ich mir eh schon gedacht, dass da eine gröbere Neuerung kommen könnte. Gut, in unserer Finanzierungsphase kam dann auch eines Nachmittags die Meldung, dass Startnext wegen Umstellung 1-2 Stunden nicht erreichbar sein wird. Ok - soweit - so gut. Und danach - war vieles anders. Nun, schade daran war, dass die Kommunikation über die Änderungen nicht stattgefunden hat.

Gründe, weswegen ich mich für Startnext entschieden hatte: Fans sichtbar mit Bilder (wenn sie über facebook kamen), twitter-Newsfeed und jedes Dankeschön (die Gegenleistung für die Unterstützung) einzeln als Link zu versenden - total praktisch für den Kommunikationsplan über Social Media Kanäle.

Nach der Umstellung auf der Plattform gab es das alles nicht mehr - Fans sind nun anonym, twitter-Newsfeed ist weg und die Dankeschöns sind nur mehr als gesamte Seite als Link zu teilen - unpraktisch. Schade, dass dies zumindest vor der Umstellung nicht kommuniziert wurde.

Nun war unser Projekt finanziell nicht erfolgreich und ist auch beendet. Zum Drüberstreuen hat Startnext jetzt auch noch die Suchfunktionen verändert. Und das ist eigentlich der Punkt, wo ich am meisten enttäuscht bin - nein - der mich echt zutiefst wütend macht - es werden UNANGEMELDET = ÖFFENTLICH nur mehr erfolgreich finanzierte Projekte angezeigt.

Dh, unser Projekt, welches wir weiter verfolgen, weiter betreiben, wo wir weiterhin erfolgreich sind, ist nicht mehr zu finden, auch nicht über die Suchfunktion. Wenn Du Dich als User bei Startnext anmeldest, dann findest Du uns - aber, wenn ich den Link nach wie vor bewerben will, dann müssen sich die Leute dafür auf Startnext anmelden. Und das gefällt mir ganz und gar nicht.

Was ist denn das für eine Kultur? Nur finanzieller Erfolg zählt? Scheitern unerwünscht? Fehlschlag gibt's nicht? Hallo? Ich mein', wir haben das Geld nicht zusammengebracht - aber wir waren sonst absolut ERFOLGREICH!

Was bitte ist denn das für eine verzerrte Sichtweise? Ist ja schlimmer als die scheiterunwilligen Österreicher alle zusammen!

Es lebe die Kultur des Scheiterns!

Natürlich habe ich mich bei wemakeit erkundigt, wie die das handhaben: hier sind auch UNANGEMELDET finanziell nicht erfolgreich abgeschlossene Projekte über die Suchfunktion zu finden.  Es geht ja - wenn man will. Oder wenn man kompetent ist. Sozial kompetent. Und nicht Erfolg nach Euros misst.

Schon mal gehört, dass man von Fehlern anderer lernen kann? Dass man über andere Projekte Erfahrungen sammeln kann und sich austauschen kann? Wir haben Fehler gemacht, daraus gelernt - uns zB einen Crowdfunding Experten an Bord geholt - Wolfgang Gumpelmaier - und könnten andere dabei unterstützen, vielleicht auf gewisse Dinge doch mehr acht zu geben - aber man findet uns ja nun nicht mehr öffentlich!

Danke, liebe Leute von Startnext, das habt ihr ja gut hingekriegt.  Schade, wir machen weiter und werden auch wieder eine Crowdfunding-Kampagne starten. Nun aber nicht mehr auf Startnext.

Jetzt werden einige sagen - na eh klar, waren nicht erfolgreich, sind jetzt sauer.

Nein, bin ich  nicht. Weil wir erfolgreich waren. Wir haben x neue Kontakte geknüpft, viele Menschen, die uns unterstützen möchten, kennen gelernt, neue Wege (und Förderungen) gefunden. Das Projekt schreitet voran und demnächst werde ich hier mit Freude unsere nächste Cooperation bekannt geben können. Wir machen weiter. Es ist ein Marketing-Tool, liebe Leute, und das zählt. Erfolg lässt sich nicht nur in den erreichten Euros messen.

Meine Erwartung war wohl, in der Plattform auch einen Partner zu finden. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt. Die Plattform stellt die Plattform zur Verfügung. That's it. Das habe ich übersehen. Es macht mich unrund, weil ich mir nach all den vielen Jahren an Erfahrungen in der Arbeitswelt mit unterschiedlichen Partner vorgenommen habe, auf gute Partnerschaft und echte Zusammenarbeit zu achten. Das habe diesmal wieder übersehen.

Unlängst bei Armin Wolf wieder gelesen: Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail betterSamuel Beckett

In diesem Sinne - bis zu den nächsten News, Eure Michaela Schmitz

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