FREEDOM IS NOT FREE – WARUM ICH RADIKAL BIN, WENN ES UM DIE FREIHEIT GEHT

Ich hatte das unglaubliche Glück, in einer westlichen Demokratie und in einem Zeitfenster nie dagewesener Freiheit geboren zu werden. Es wäre daher für jemanden wie mich geradezu charakterlos, nicht achtsam und wach zu sein, wenn die Freiheit in Gefahr ist.

In welchen Bereichen manifestierte sich meine Freiheit? Was habe ich in Freiheit tun und lassen können, woran Abermillionen Menschen - insbesondere Frauen – auf diesem Planeten nicht einmal zu denken wagen?

Schulbildung. Jedes Kind, das die Aufnahmeprüfung bestand, konnte eine höhere Schule besuchen. Meine Eltern wären niemals auf die Idee gekommen, nur meinen Bruder ins Gymnasium zu schicken oder finanziell beim Studium zu unterstützen. Und schon gar niemand hätte beabsichtigt, mir deshalb in den Kopf zu schießen, wie es Malala Yousafzai in Pakistan angetan wurde, oder meine Schule anzuzünden, wie es Boko Haram in Nigeria zu tun pflegt.

Bücher. Ich fand in meinem Elternhaus eine Wand voller Bücher vor, die faszinierende geistige Welten enthielten. Ich hatte freien Zugriff darauf und las schon als Teenager die Weltentwürfe der Aufklärung und die Weltbeschreibungen der Dichter und Denker – ohne Zensur oder Index.

Liebesleben. Ich konnte mir meine Liebespartner als junge Erwachsene selbst aussuchen. Und ich konnte mich aus Beziehungen auch wieder lösen, ohne „Ehre“, Ansehen, Beruf und soziale Kontakte zu verlieren – oder sogar das Leben (die mutige Sabatina James und Millionen Schicksalsgenossinnen erlebten und erleben das krasse Gegenteil davon).

Kinderkriegen. Ich gehöre zur ersten Generation von Frauen, die selbst über ihre Fruchtbarkeit bestimmen konnten, weil es endlich zuverlässige Verhütungsmittel gab. Ich bekam meine beiden Wunschkinder zu dem Zeitpunkt, der mir richtig erschien. (Eine meiner Großmütter gebar 14 Kinder, die andere starb während ihrer dritten Schwangerschaft – offenbar an einer Abtreibung).

Religionsfreiheit. Ich konnte ohne Probleme aus der Religion, in die ich hineingeboren war, wieder austreten. Keine Todesdrohungen. Kein Berufsverbot. Nur ein Zettel, herübergereicht von einer freundlichen Magistratsbeamtin. Ich muss nichts glauben! (Ex-Muslime heißen in diesem Fall Apostaten und bekommen schon einmal eine Fatwa, die sie weltweit zum Abschuss freigibt).

Freie Meinungsäußerung. Es steht mir frei, eine Meinung zu haben und zu äußern. Ich kann Leserbriefe schreiben und Kommentare im Internet veröffentlichen – auch wenn diese neuerdings immer öfter zensiert werden, sobald man z.B. für das Recht Israels auf Selbstverteidigung eintritt oder religionskritisch ist und sich diese Kritik nicht gegen das Christentum, den Buddhismus oder den Zoroastrismus, sondern gegen den Islam richtet.

Freie Wahlen. Ich besitze aktives und passives Wahlrecht. Ich kann mich politisch engagieren und ich kann - meines Erachtens - unfähigen Politikern und Politikerinnen meine Stimme bei der nächsten Wahl wieder entziehen.

Rechtsstaat. Ich lebe in einem Rechtsstaat mit einer demokratischen Verfassung. Ich gehöre damit einer Minderheit auf dieser Welt an.

All dies möchte ich nicht nur behalten, sondern auch für die Kinder von heute und morgen, für die Frauen und Männer der nächsten Generationen gesichert wissen. Viele dieser Errungenschaften sind jetzt schon brüchig. Unsere Freiheit ist in Gefahr.

• Vollverschleierte Frauen im Straßenbild entsprechen nicht meiner Vorstellung von der Gleichberechtigung der Geschlechter.

• Gerichtsurteile, die wegen ominöser Empfindlichkeiten einzelner Gruppen die freie Rede beschneiden, erscheinen mir als Verhöhnung jener, die jahrhundertelang gegen die Obrigkeiten in Kirche und Staat gekämpft haben.

• Medienzensur aus vorauseilendem Gehorsam oder wegen selbstbeschneidender Gesetzgebung halte ich für unerträglich und gefährlich. Explosionen des Volkszorns und unkontrollierte Dammbrüche sind zu befürchten, wenn es den Menschen zu viel wird.

Was wir zu verlieren haben, ist eigentlich alles. Denn ohne Freiheit können Menschen sich weder gesund entfalten noch ihr volles Potenzial entwickeln. Ohne Freiheit herrschen Angst, Dumpfheit und Denunziation.

Deshalb bin ich radikal, wenn es um die Verteidigung der demokratischen westlichen Werte und damit unser aller Freiheit geht.

Dieser Text ist auf erstmalig PRIKK erschienen: https://www.prikk.world

pixabay / Gratisfoto

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