Brisante Zusammenhänge, Teil 5: Evolution und Alchemie

Von allen Auslösern unserer Kulturkrise ist er der angesehenste: Charles Darwin. Seine Evolutionsthese diente revolutionären Kräften als wissenschaftliche Ausgangsbasis. Aus welchen dubiosen Kanälen diese Lehre hervorging, verschwieg er. Sein Großvater, Erasmus Darwin, gab sich weniger zugeknöpft.

Im Vergleich zu Enkel Charles, der sich auf biologische Prozesse beschränkte, skizzierte Vorfahre Erasmus das evolutive Geschichtsmodell von A bis Z: Vom Urknall über den Beginn des Lebens in einer Ursuppe bis hin zur hochentwickelten Gegenwart. Mit einer Fülle von Details. Und noch bevor probate Einzelthesen zur Verfügung standen! Sein Vorweggriff mutet seherisch an. Aber nur, weil kaum jemand hinterfragt, weshalb er Evolution mit Alchemie gleichsetzte. Denn diese Wahrnehmung ist Schlüssel zu einem korrekten Verständnis der Evolution – und unseres Zeitgeschehens.

Eine zeitlos attraktive Lehre

Die Alchemie ist eine alte Geheimlehre. Ihre Anhänger glaubten an die Umwandelbarkeit aller Elemente, beispielsweise von Blei in Gold. Aber auch eine spirituelle Transformation, die Gottwerdung des Menschen, fanden viele machbar. Ihre Kenntnisse versteckten sie hinter einem Schleier rätselhafter Symbole und Kommentare, die reichlich angestaubt wirken. Doch der Eindruck täuscht.

Im Gewirr alchemistischer Begriffe verbergen sich überraschend aktuelle Inhalte: eine krude Variante des Urknalls; ein evolvierender Kosmos; die Entstehung des Lebens in einer Ursuppe; ein langsamer Entwicklungsprozess, in kleinen Schritten von niedrigen zu höheren Formen. Also all das, was in wissenschaftlich ausgereifter Form unsere Herkunft erklären soll.

Erasmus Darwin war ein später Verfechter dieser Parawissenschaft. Hierin erklärt sich seine scheinbar seherische Fähigkeit: er machte lediglich publik, was ihn im Geheimen bewegte. Darüber hinaus versuchte er dem Ganzen eine wissenschaftliche Note zu verleihen. Somit fungierte er als ein Bindeglied zwischen Okkultismus und moderner Wissenschaft.

Ein aufgepeppter Mythos

Aber woher rühren die topaktuellen Ansichten der Alchemisten? Erasmus Darwin verortete sie in der Mythologie. Und völlig zurecht. Alle Prinzipien unserer modernen, evolutiven Weltanschauung wurzeln in archaischen Entstehungslehren. Identisches kursierte im christlich geprägten Abendland in "häretischen" Gruppierungen wie der Gnostik oder Hermetik. Im Mittelalter und in der Renaissance verbreitete sich die Thematik vor allem in okkulten Kreisen; Alchemisten drückten ihr einen eigenen Stempel auf.

In der Neuzeit entwickelte die Angelegenheit eine frische Dynamik. Bahnbrechende Größen wie Newton, Boyle, Locke oder Leibniz waren allesamt der Alchemie verfallen und richteten ihr Denken danach aus. Selbst die Epoche der Aufklärung konnte den alten Überzeugungen nichts anhaben. Im Gegenteil, Naturforscher wie James Hutton oder Erasmus Darwin verbreiteten hermetisch-alchemistische Ideen und schufen damit die Grundlagen für unsere heutige Weltsicht. Natürlich passten sie das Rohmaterial den neuen Gegebenheiten an. Die Ironie der Geschichte: Während die damalige Forscherriege sich immer klarer vom Okkultismus distanzierte, schleusten dessen Anhänger aufgepeppte Stammesoffenbarungen in die Wissenschaft ein.

Im Zeichen der Schlange

Als Darwin die Evolution in der Mythologie verortete, assoziierte er sie mit okkulten Kräften und der Figur der Schlange. Auch in diesem Punkt lag er richtig. Im Okkultismus repräsentiert die Schlange all jene Prinzipien, die mit der wissenschaftlichen Variante der Evolution in Verbindung gebracht werden: die Urknall-Singularität, die Ursuppe, die Kraft der natürlichen Selektion. Passend dazu gab Darwin der Garten-Eden-Geschichte eine radikal andere Deutung. Anders ausgedrückt, er dachte im Sinne der paradiesischen Schlange. Das moderne Weltbild wurde in diesem Kontext geboren.

Zwei Generationen später geschah Erstaunliches. Kaum hatte Charles Darwin seine These vorgestellt, revolutionierte die Evolutionsidee das abendländische Denken. Der Durchbruch gelang auch deshalb so schnell, weil liberale Geistliche die Idee begeistert aufgriffen und damit den kirchlichen Widerstand schwächten. Dass sich die okkulten Fingerzeige häuften, nahmen die progressiv eingestellten Christen nicht wahr.

Hier vollzog sich ein denkwürdiger Rollentausch: Noch während sich alte Stammesmythen zur Schlüsseltheorie der Moderne mauserten, wurde die jüdisch-christliche Schöpfungslehre zu einem Mythos erklärt und als solcher aus der Wissenschaft verbannt. Die Glaubwürdigkeit christlicher Lehren erodierte. Gegenkräfte gruppierten sich und die Kirchen gingen in ein langsames Siechtum über. Und alles geschah – figurativ – im Zeichen der Schlange.

Die verdrängte Gefahr

Dass archaische Stammesoffenbarungen via okkulter Kanäle Einzug in die Wissenschaft hielten, ist der Forschungsgemeinde nahezu unbekannt. Das Gros der Fakten wird einfach verdrängt. Aus triftigem Grund. Nur solange die Evolution von ihrer anrüchigen Vergangenheit abgeschirmt ist und sie als rein rationale Errungenschaft dasteht, ist sie vor fundierter Kritik sicher. Nur so kann sie dem Schicksal der biblischen Konkurrenz entgehen. Und nur so kann sie weiter auf die Gunst der Volkskirchen zählen.

Was wäre, wenn Christen über die Zusammenhänge Bescheid wüssten? Hätte es Auswirkungen auf unsere zerrissene Gesellschaft? Vielleicht. Zumindest dürfte es frischen Wind in die Debatten bringen.

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