Ein rauer Wind an den Märkten.

Während der offizielle Herbstbeginn  nach dem Kalender diese Woche anstand, warten die Börsen weiterhin auf das vierte Quartal. Dabei kam es aber noch zu einer unangenehmen Überraschung und es wehte ein rauer Wind übers Parkett: Diese Woche stand ein deutscher Paradekonzern im Kreuzfeuer der Märkte. Wie vielfach medial berichtet, wurden Volkswagen gefälschte Testergebnisse von Dieselfahrzeugen bei Abgaswerten zum Verhängnis. Dies trug auch am Gesamtmarkt zu einer volatilen Woche bei. Die Aktie gab im Wochenverlauf satte 30 % ab, lag am Mittwoch in der Früh aber bereits mit 42 % im Minus. Eine übertriebene Panik, die Schnäppchenjäger zum Einstieg nutzten. Der allgemein erwartete Rücktritt von CEO Martin Winterkorn am Mittwochabend ließ den Aktienkurs dagegen unbeeindruckt. Die Investoren sind jedenfalls verängstigt, immerhin stehen dem Autokonzern in den USA gewaltige Strafzahlungen von bis zu 18 Milliarden Dollar ins Haus. VW hat bereits EUR 6,5 Mrd. ergebniswirksam zurückgestellt, dazu kommen der Imageschaden und eventuelle Schadenersatzforderungen von anderen Besitzer eines Diesel-Volkswagens. Auch andere Autowerte wurden im Laufe der Woche stark verkauft, die Aktie von BMW verlor nach einem Bericht der "Auto Bild" über überhöhte Abgaswerte am Donnerstag 5,1 %. Ein Sprecher verneinte jedoch die Existenz einer Funktion zur Erkennung von Abgaszyklen, auch die Zeitung zog den Bericht dann noch zurück. Am Freitag konnte die Aktie die Verluste vom Vortag wieder teilweise aufholen, ein Zeichen, dass die Stimmung sich wieder entspannt.

Unter Druck gerieten diese Woche die Kurse etlicher Banken aus der Eurozone. Analysten führten die Verluste auf die Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi am Mittwoch zurück, wonach die Rückkehr zu einer Inflation von zwei Prozent etwas länger dauern werde, als bislang angenommen. Das Geschäft der Banken leidet nach wie vor unter den Niedrigstzinsen. Allerdings sagte Draghi auch, dass es zu früh ist, die Situation um China und den Einfluss auf die Eurozone wirklich beurteilen zu können. Er wiederholte gleichzeitig die Möglichkeit weiterer quantitativer Lockerungen.China ist weiterhin die Sorge der Märkte: Der Caixin Einkaufsmanager des verarbeitenden Gewerbes ist im September auf vorläufig 47,0 gesunken, verglichen mit 47,3 im August (erwartet waren 47,5). Die EZB wird sich diese Woche wohl aber über positive Nachrichten aus der Eurozone gefreut haben: so stieg der Ifo-Index das dritte Mal in Folge und lag mit 108,5 über den Erwartungen von 107,9. Damit läuft die deutsche Wirtschaft trotz Turbulenzen in Asien weiter gut, auch die europäische Wirtschaft konnte mit einem PMI von 53,9 (erwartet waren 54,0) ihren Wachstumskurs bestätigen. Die Märkte ignorieren solche Nachrichten zurzeit und fokussieren sich weiterhin mehr auf die Wachstumsthemen aus China und den „Eiertanz“ der Fed. In Österreich blieb es überhaupt recht ruhig von Unternehmensseite.Dabei könnte zumindest die Unsicherheit um die erste Leitzinserhöhung der Fed ein Ende finden: Inmitten der Marktspekulationen um den Zeitpunkt einer Leitzinserhöhung in den USA hat die Chefin der US-Notenbank Federal Reserve, Janet Yellen, Hoffnungen auf eine Zinswende noch in diesem Jahr am Donnerstagabend geschürt. Unter anderem der Rohstoffpreisverfall und der starke Dollar hätten dazu beigetragen, dass die Teuerung unter dem Ziel geblieben sei, sagte sie. Sie rechne jedoch mit einer Rückkehr zu einer Inflation von zwei Prozent in den kommenden Jahren. Yellen unterstrich zudem die Risiken, wenn mit einer Anhebung der Zinsen zu lange gewartet werde. Damit gab sie den Märkten ein deutliches Signal, dass mit der Beibehaltung der Zinsen bei der letzten Sitzung eine Anhebung nicht auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Am Freitag reagierten die Börsen positiv, Investoren fanden die klareren Worte der Fed gut. DAX und ATX konnten sich von den Wochentiefs, welche in der Nähe der Jahrestiefs lagen, am Donnerstag wieder lösen.Damit bleibt es dabei: Im Oktober sind etliche Trigger (Unternehmensberichte, Sitzungen der Fed und EZB) vorhanden um die Märkte weiter zu stabilisieren und eine traditionelle Jahresendrally einzuläuten. Für den ATX wird dabei vor allem der Vierergipfel am 02. Oktober zur Umsetzung des Minsker Abkommens von besonderer Bedeutung sein.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:14

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