Wenn Medien die Bürger erziehen wollen, dann erledigen sie den falschen Job.

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Alexander Wrabetz, der Generaldirektor des ORF, möchte sich nächstes Jahr um eine dritte Amtsperiode bewerben. Das ist nun überschaubar überraschend, interessant ist freilich, was er im Zusammenhang damit dieser Tage gesagt hat: „Die europäischen Gesellschaften und auch die österreichische stehen vor großen Herausforderungen punkto Flüchtlingsbewegungen, Integration und sozialer Zusammenhalt. In all diesen Fragen spielt der öffentliche-rechtliche Rundfunk in ganz Europa eine große Rolle“, sagte Wrabetz. Und weiter: „Für den ORF heißt das, dass wir im Bereich der Information jene umfassend informieren, die sich für Information interessieren, aber auch jene erreichen müssen, die sich nicht so sehr für Information interessieren, damit diese sich nicht in Informations-Paralleluniversen verlieren.“

Man kann diese Einlassung des Herrn Wrabetz nicht anders verstehen als ein Bekenntnis dazu, dass der ORF in der Migrationsfrage nicht einfach kalt und objektiv informiert, sondern sich als politischer Akteur versteht, der aktiv dazu beitragen soll, „Integration und sozialen Zusammenhalt“ - was auch immer das genau sein mag – durch eine entsprechende Berichterstattung und Programmierung voranzutreiben. Man kann das durchaus als gefährliche Drohung verstehen.

Dazu ist es ganz offenbar notwendig, „jene erreichen zu müssen“, die sich mit vielleicht gutem Grund nicht für die Darbietungen des Staatsfunkes interessieren. Ob die es wollen oder nicht, müssen sie daran gehindert werden, in „Informations-Paralleluniversen“ zu fliehen, möglicherweise, weil sie Übelkeit erregend finden, was der ehemalige ORF-Generalintendant Teddy Podgorski mit der Diagnose„Der ORF ist wirklich abhängig von den Politikern“ exakt auf den Punkt gebracht hat.

Wenn sich also das mit Abstand einflussreichste Medium des Landes selbst als politisches Instrument versteht, das zum vermeintlichen „Gelingen“ einer bestimmten Politik beizutragen hat, dann kann man das getrost als journalistische Bankrott-Erklärung verstehen.

Schon jetzt haben nicht wenige Bürger den Eindruck, von Medien gerade in der Migrationsfrage nicht informiert, sondern permanent pädagogisch behandelt zu werden, um der immer bröckeliger werdenden „Willkommenskultur“ die argumentative Lufthoheit zu sichern.

Natürlich kann in Österreich oder Deutschland jeder jede Meinung vertreten, auch öffentlich. Er oder sie muss nur gewärtigen, jederzeit von einer digitalen Meute angespuckt und gehetzt zu werden, wenn diese Meinung von jener abweicht, die von den Chefideologen von Twitter vorgegeben ist. Wer dissidente Meinungen vertritt, wird da schon ganz schnell zum „Hetzer“, zum „Nazi“, zum „Rechtsextremisten“ und vor allem zu jemandem, dessen Meinung doch nicht von seriösen Medien gedruckt werden darf, wie das jüngst eine Grünen-Politikerin allen Ernste von einer Wiener Tageszeitung gefordert hat, weil ihr ein Kommentar dort nicht mundete. So haben wir uns Meinungsfreiheit immer vorgestellt.

Womit wir bei Fisch & Fleisch wären. Dass hier kein politisch korrekter Einheitsbrei geboten wird, wie ihn die Hohepriester und Scharfrichter des juste milieu der Wiener twitter-Blase gerne servieren, hat dort zu erheblichen publizistischen Blähungen geführt, dekoriert mit Schmähungen gegen diese Meinungs-Plattform. Bei Lichte betrachtet ist das freilich durchaus als Kompliment zu verstehen.

Fotocredits: Fotolia/Denis Junker

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