Mittlerweile wird wohl etlichen Vertretern der europäischen Wirtschaft mulmig zumute, wenn sie ihren politischen Vertretern beim herumwursteln rund um das Thema Flüchtlingswelle zusehen.

Die aktuellen Entwicklungen rund um das Schliessen von Grenzen innerhalb der EU hat nun auch die Bertelsmann-Stiftung, eines der bekanntesten Sprachrohre der deutschen Wirtschaft, dazu gebracht Position zu beziehen - und die geäußerten Schlussfolgerungen haben es in sich, und sollten uns doch zum Nachdenken bringen.

Eine von der Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebene Studie auf Basis makroökonomischer Modelle geht nämlich davon aus, dass ein Verlassen des Schengen-Modells dramatische wirtschaftliche Effekte auf alle Mitgliedsländer der EU, aber vor allem auch für deren Bürger mit sich bringen würde.

Grenzkontrollen verlangsamen den Güterverkehr, und zwingen die produzierende Wirtschaft höhere Lagerreserven und mehr Mitarbeiterzeiten einzuplanen. Dies alles verursacht Kosten, welche sich im volkswirtschaftlichen Kreislauf am Ende wiederum in einem Abschwächen(des aktuell in der EU sowieso nicht wirklich spektakulären, in Österreich aber noch schwächeren) Wirtschaftswachstums führt. Bei einer Negativ-Betrachtung im Rahmen dieser Studie steigen die Preise bedingt durch die Grenzkontrollen EU-weit um 3% - die Konsequenz in einem 10-Jahres-Betrachtungszeitraum sind Einbußen im Bereich des BIP´s der EU-Staaten von gesamt 1,4 Billionen. Doch selbst bei einem freundlicheren Szenarion mit einem Preisanstieg von "nur" 1% sind es in der 10-Jahres-Betrachtung noch immer BIP-Einbußen von 460 Milliarden die die EU-Länder zu vergegenwärtigen hätten.

Was diese Szenarien für die Arbeitsmärkte bedeuten würde, kann man sich vorstellen.

Angesichts einer ohnehin sehr kritischen Aussenbetrachtung der aktuellen EU-Politik und der wirtschaftlichen Stärke der EU, sollten es alle Beteiligten sich gut überlegen, was sie sich da wirklich wünschen, wenn sie wieder von geschlossenen Grenzzäunen phantasieren. Ein gutes Beispiel für eine unbedacht losgetretene Diskussion und ihre Konsequenzen kann man aktuell in Großbritannien mitverfolgen. David Cameron versucht zwar seine Verhandlungsergebnisse im Heimatland als großartigen Erfolg zu verkaufen - die Angst vor einem Austritt Großbritanniens aus der EU und den damit verbundenen Konsequenzen wird sich zumindestens noch bis zur Volksabstimmung im Juni ziehen - mit allen lähmenden Nebenwirkungen auf das eigene Land inklusive.

Speziell auch das kleine Österreich sollte sich gut überlegen, ob populistisch motivierte Alleingänge innerhalb der EU tatsächlich den Segen bringen, den man sich auf politischer Ebene erhofft. Es gibt den Satz von "too big to fail" - im österreichischen Kontext muß man allerdings feststellen, dass unser volkswirtschaftliches Gesamtsystem bei einer selbstgewählten Einzäunung wohl eher "too small to suceed" wäre - es bleibt zu hoffen, dass das allen Entscheidern auch präsent im Kopf ist.

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