Ausgehend davon, dass diese beiden Regierenden zwei Kriege zum Regime-Change (so der englischsprachige Begriff für den militärischen Elitentausch als Funktionaläquivalent zur demokratischen Abwahl), also nicht nur zu einer geringfügigen Gebietsvergrößerung, sondern zur totalen Entmachtung der Führungselite des Kriegsgegners durchführten, war es für mich reizvoll, einen Vergleich dieser beiden Persönlichkeiten trotz der 2300 Jahre zeitlichen Unterschieds anzustellen.

Eine Parallele zwischen dem makedonischen König Alexander im vierten vorchristlichen Jahrhundert und Bush (dem 43. Präsidenten der USA 2001-2009) war, dass die Kriegsgegner zumindest teilweise dasselbe Gebiet beherrschten: Alexanders Antagonist/Gegenspieler war Dareios III. gewesen, der Herrscher des Perserreiches, das seit ca. 500 v. Chr. bis 333 v. Chr. (also ca. 170 Jahre lang) versucht hatte, auf militärischem Wege die Griechen zu unterwerfen.

Bushs Gegner im Jahr 2003 war der irakische Präsident Saddam Hussein gewesen, der auch öfters mit expansionistischen Kriegen Versuche unternommen hatte, andere Länder zu erobern, bzw. zumindest auszuplündern.

Zu der langwierigen militärischen Bedrohung passt in beiden Fällen auch eine Form des dynastischen Denkens: ebenso wie schon Alexanders Vater Philipp von Makedonien mit der persischen Bedrohung sich auseinanderzusetzen hatte, hatte auch der Vater von "Dabbelju" Bush jun., George Herbert Walker Bush oder Bush senior (dem 41. US-Präsidenten 1989-1993), sich mit Saddam Hussein auseinanderzusetzen hatte. In den 1980er Jahren hatte Saddam Hussein den Iran-Irakkrieg begonnen im Irrglauben erstens, der Iran sei durch die schiitische Khomeini-Revolution geschwächt und leichte Beute und im Irrglauben zweitens, dass die USA ihn unterstützen müssen, nachdem die iranischen Mullahs sich so antiamerikanisch gezeigt hatten, während die USA dann eher eine neutralistische Position einnahmen, auch wegen Saddam Husseins zahlreicher Grausamkeiten von der Ermordung potenzieller politischer Rivalen bis hin zur Vernichtung von Kurden und Schiiten durch Giftgas (aus deutscher Produktion übrigens; ein Grund für die deutsche Kriegsteilnahmsverweigerung?) wegen vermuteter Illoyalität; der Überfall Saddam Husseins auf Kuwait hatte schon im Jahr 1991 zu einer US-amerikanisch-geführten Militärallianz geführt, die aber der Vorschrift des UNO-Sicherheitsrats, nur Kuwait zu befreien und nicht weiter zu gehen, folgte, was wiederum einen Konflikt festschrieb.

Eine ähnliche Situation des "Nicht Fisch, nicht Fleisch" wäre vielleicht entstanden, wenn Alexander nach einigen militärischen Siegen das Angebot von Dareios, die Hälfte seines Reichs und seine Tochter zu bekommen, angenommen hätte.

Das Verdienst von Philipp, der sowohl eine schlagkräftige Armee aufbaute als auch Alexander eine hervorragende Bildung für künftige Aufgaben zukommen liess, wird oftmals zu gering bewertet und seine Vorbereitungen zu diesem Krieg, der die 160-jährigen Perserkriege beendete. Bei der Übertreibung der Leistungen des (sehr jungen) Alexander spielte damals die Stabilisierung seiner Herrschaft als Propagandaaspekt eine Rolle, heute ist es der Jugendkult oder eine gewisse Sensationssucht.

Sowohl Alexander wie auch Bush jun. vollendeten also, was ihre Väter, Philipp und Bush sen. begonnen hatten. Der dynastische Charakter besteht auch darin, dass Phillip seinen Sohn in seinem Sinne erzog, dazu gehörte auch, dass er die besten Lehrer zusammenholte, die man in ganz Griechenland bekommen konnte, darunter auch Aristoteles. Man kann davon ausgehen, dass Alexander von Kleinauf die beste Bildung und Ausbildung für eine derartige Führungsfunktion erhielt, die man zu dieser Zeit bekommen konnte.

Ein großer Unterschied zwischen Makedonien und USA war, dass Makedonien im Vergleich zum Perserreich ein Kleinstaat war.

Aber Makedonien lag in einer besonders exponierten Lage: wann immer zwischen 500 vor Christus bis 335 vor Christus eine persische Streitmacht auf dem Landwege, also über die Dardanellen in Griechenland einfiel, war Makedonien der erste griechische Staat, der die Folgen der Invasion zu spüren bekam, bis hin zu einem zeitweiligen Status des Vasallen des Perserreiches.

"Griechenland" im heutigen politischen Sinne gab es an Anfang des vierten vorchristlichen Jahrhundert nicht, es gab einzelne griechische Klein- oder Mittelstaaten (z.B. Athen, Sparta, Theben, etc.), die oft eine eigene Politik betrieben und nur einen geringen, aber doch einen Zusammenhalt hatten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_der_Gro%C3%9Fe

Die Führer der westlichen Kriegsparteien Alexander (oben, bei der Issos-Schlacht 333 vor Christus) und George W. Bush (unten in jungen Jahren beim Dienst bei der Nationalgarde).

CC / USAF / PBS https://de.wikipedia.org/wiki/George_W._Bush#/media/Datei:GW-Bush-in-uniform.jpg

https://de.wikipedia.org/wiki/Dareios_III.#/media/Datei:Darius_III_of_Persia.jpg

Die Herrscher der (östlichen) Kriegsgegner: Dareios III., der Herrscher des Perserreichs (oben) und der irakische Präsident Saddam Hussein (1979-2003; unten)

https://de.wikipedia.org/wiki/Saddam_Hussein#/media/Datei:Iraq_Saddam_Hussein.jpg

CC / Marsyas / Hatzopoulos https://de.wikipedia.org/wiki/Makedonien#/media/Datei:Macedonian_Kingdom.jpg

Hier Philipps Makedonien mit den damals dominanten Städten Aigai und Pella, einer Region rund um das heutige Saloniki/Thessaloniki. Der Berg Olymp, laut griechischer Mythologie Wohnsitz der griechischen Götter, befand sich auf makedonischem Territorium, was zum Herrschaftsanspruch der Makedonier über ganz Griechenland und zur Akzeptanz dieses Anspruchs durch die anderen Griechen beigetragen haben mag.

https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_der_Gro%C3%9Fe#/media/Datei:MakedonischesReich.jpg

Hier der 11-jährige Feldzug des Alexandrinischen Heeres, mit dem das eigentlich vergleichsweise klitzekleine Makedonien das viel größere Perserreich eroberte.

Normalerweise müsste man so etwas für unmöglich halten, und der Persienfeldzug von Alexander ist einer der ganz wenigen Fälle der Kriegsgeschichte, dass ein klitzekleiner David einen viel größeren Goliath besiegte. Bei David war es die Steinschleuder, mit deren Hilfe der Kleine gewinnen konnte, bei Alexander war es die Sarissa, der makedonische Langspeer, der zwischen 5 und 7 Meter lang war und die makedonische Infanterie für eine lange Zeit zur stärksten Infanterie der damals bekannten Welt machte.

Die Trägheit herrschender Politikapparate, eine gewisse persische Überheblichkeit bzw. Menschlichkeit war vielleicht beteiligt an der persischen Niederlage. Weder hatten die Perser die makedonische Armee analysiert, noch hatten sie ihre Kriegsführung umgestellt, und auch den Ratschlag griechischer Berater, eine Politik der "verbrannten Erde", so wie die Russen in den Napoleonischen Kriegen zu betreiben, also Alexanders Truppen auszuhungern, hatten persische Satrapen, also Provinzverwalter, ebenso wie Dareios abgelehnt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sarissa_(Waffe)#/media/Datei:Ancient_Macedonian_soldiers,_from_the_tomb_of_Agios_Athanasios,_Greece.jpg

Hier makedonische Soldaten mit Sarissa, die mehr als doppelt so lang ist wie die Soldaten groß. Der Speer kommt ursprünglich aus der Jagd, auch aus der Fischjagd und ist dabei normalerweise 1.5 bis 2.5 Meter lang. Aber Jagdtiere und Fische sind auch nicht bewaffnet wie Soldaten; der Reichweiten-Vorteil der Sarissa hingegen besteht darin, dass man damit den Gegner schon töten oder kampfunfähig verletzen kann, wenn er noch weit weg ist, bevor er Schwert, Dolch oder Hiebwaffen, die kaum länger sind als 2 Meter, zum Einsatz bringen kann. Sarissen hatten oft metallische oder geschnitzte Spitzen an beiden Enden des Langspeers, damit man das eine Ende in den Boden rammen kann, und dann mit dieser festen Verankerung anstürmende Gegner aufspiessen kann - so gesehen durchaus ein defensiver Aspekt, der aber wie alle defensiven Aspekte auch Auswirkungen auf die Offensiv- bzw. Offensivverteidigungskraft hat. Unter Offensivverteidigung versteht man normalerweise, dass man nicht versucht, "eigenes" Land zu halten, oder im Zuge eines Kriegs verlorenes "eigenes Land" zurückzuerobern, sondern dass man, nachdem man überfallen wurde, den Krieg so schnell wie möglich auf das feindliche Territorium, idealerweise die feindliche Hauptstadt trägt, auch um die Kriegsmoral im angreifenden Land zu brechen und zu zeigen, wie sich Krieg als Opfer anfühlt.

Die makedonische Sarissa, mit deren Hilfe die griechischen, bzw. makedonischen Truppen zahlreiche Siege in Unterzahl oder krasser Unterzahl erreichten, war so wie der mongolische Bimaterialkurzbogen (der die mongolische Expansion u.A. unter Dschingis Khan im Zeitraum zwischen 1200 bis 1300 ermöglichte) lange eine dominante Waffe - erst 50 Jahre nach Alexander sollten die Römer Gegenstrategien gegen die Sarrisseninfanterie der Makedonier finden und großräumig einsetzen. Und es war eine spezifisch makedonische Erfindung, um aus der spartanischen Hopliteninfanterie eine überlegene Waffe zu machen. "Not macht erfinderisch", heisst es, und nachdem die Makedonier 160 Jahre lang ständig von den Persern überrannt wurden und die anderen Griechen sie ebenso regelmässig mehr oder weniger im Stich liessen, bzw. sehr spät in das Kampfgeschehen eingriffen, begann die makedonische Dynastie "alternativlos" (wie die deutsche Kanzlerin Merkel sagen würde), die Lösung der Probleme selbst und alleine vorzubereiten. Auch hier eine Ähnlichkeit zu dem "We can do this alone", das George W. Bush zum britischen Premier Tony Blair in Hinblick auf den Irakkrieg, d.h. den dritten Golfkrieg, gesagt haben soll.

Die Sarissa mit der Doppelspitze, die man in den Boden rammt, ermöglichte auch schwächeren Männern, effektive Kämpfer zu sein: es kam mehr auf Mut und Geschick an, darauf, die Sarissa in die richtige Richtung zu lenken und weniger auf Körperkraft, um Schwerter zu führen oder oder die Wucht des anstürmenden Feindes aufzufangen. Indem die makedonische Sarissen-Armee auch schwächere Männer zu effektiven Soldaten machte, eröffnete sie sich auch eine breitere Rekrutierungsbasis - ein wichtiger Faktor für ein kleines Land.

Die Makedoniern fertigten die Sarissen aus dem Holz des Knorpelkirschbaums, das einerseits leicht und gleichzeitig fest war, also genau das, was man für Langspeere braucht. Dass die Knorpelkirsche fast nur in Makedonien vorkam, festigte ein De-Facto-Monopol der Makedonier auf diese Waffentechnologie.

CC / Frank Martini / US Military Academy https://de.wikipedia.org/wiki/Sarissa_(Waffe)#/media/Datei:Ancient_Macedonian_soldiers,_from_the_tomb_of_Agios_Athanasios,_Greece.jpg

Hier die Schlacht bei den Thermopylen 480. vor Christus (also 150 Jahre vor Alexander), bei denen die Griechen die einfallenden Perser besiegten, auch mit einem Quantum an Glück, weil ein Sturm einen beträchtlichen Teil der persischen Flotte zerstörte.

Jedenfalls die spartanischen Truppen (hier in Blau) greifen wie so oft erst sehr spät ins Kampfgeschehen ein, nachdem die persischen Landtruppen schon Makedonien und seine zwei wichtigsten Städte Aigai und Pella überrannt und verwüstet hatten. Die mangelhafte Solidarität der anderen griechischen Kleinstaaten mit Makedonien war einer der Gründe, warum Philipp und Alexander kaum Hemmungen hatten, diese halbverbündeten Staaten später durchaus mit einer gewissen Grausamkeit zu unterwerfen, durchaus ähnlich Bushs "You´re either with us or with the terrorists!". Im übrigen halte ich es nicht für Ruhmsucht, Abenteurertum, Größenwahn oder Gier nach Eroberungen, die die Triebfeder von Alexanders bzw. Philipps Bestrebungen war, wie soviele Kommentatoren behaupten, sondern eben die Erfahrungen aus den 160 Jahren Perserkriege.

Eine gewisse gegenseitige Verachtung zwischen Spartanern und Makedoniern trotz gemeinsamer Ablehnung der Perser-Dynastie hat auch eine tagespolitische Komponente, nämlich die Identitären bzw. die mit ihnen sympathisierende FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel, die sich an den Spartanern orientieren und sehr defensiv denken, im Gegensatz zur "Offensivverteidigung" der Makedonier, die nicht Grenzen sichern und damit Feinde und Bedrohungen leben lassen will mit der Gefahr eines ewigen Konflikts, sondern auf eine Entscheidungsschlacht bzw. einen Entscheidungskrieg setzt, mit gegenwärtigen Härten, aber der Aussicht auf eine bessere, zukünftige Welt, in der diese Bedrohungen ein für alle mal gebannt werden.

Heute sind USA (und auch Israel) in mancherlei Hinsicht die Führer in Sachen Militärtechnologie, besonders erwähnt seien hier die Tarnkappenflugzeuge, mit denen man (was man mit dem defensiven Eurofighter nicht kann) in feindliches Territorium und Radarraum eindringen kann, ohne entdeckt zu werden:

CC / USAF https://de.wikipedia.org/wiki/Lockheed_Martin_X-35#/media/Datei:X-35.jpg

Tarnkappenkampfflugzeug Lockheed-Martin X-35A, das die Fähigkeit hat, Bomben- bzw. Raketenlast innen zu tragen und auch mit Design und radarabsorbierender Lackierung eine minimale Radarsignatur aufweist. Die Sarissa oder der Kompositbogen der heutigen Tage, auch wenn neueste Entwicklungen wie Passivradar die Bedeutung der Tarnkappentechnologie verringern.

Der Sieg von Alexanders makedonischer Armee hatte aber auch zahlreiche kulturelle Folgen für große Teile der damals bekannten Welt: durch den militärischen Sieg der Makedonier verbreiteten sich Aspekte der griechischen Kultur bis an die Grenzen Indiens.

Dabei spielte auch eine wichtige Rolle, dass Alexander - vermutlich auf den Rat seiner Lehrer schon viele Jahre oder Jahrzehnte vor dem Krieg - danach zahlreiche Zeichen der Versöhnung setzte und eine Art synkretistische Mischkultur schuf, die sowohl griechische als auch persische Aspekte und Sitten beinhielt. Oft beharrte Alexander auf der Übernahme persischer Sitten auch gegen den Widerstand seiner Landsleute und Kampfgenossen, die eher eine Neigung zeigten, sich als überhebliche Sieger zu fühlen.

Auch heiratete Alexander eine baktrische Fürstentochter, Roxanne, also eine Adelige aus dem äußersten Osten des ehemaligen Perserreichs, ebenso wie er bei der Massenhochzeit von Susa, eine Vermischung der makedonischen und der persischen Bevölkerung sowohl auf Eliten- wie auch auf Basisebene durchsetzte, die durchaus Aspekte einer arrangierten Ehe oder einer Zwangsverheiratung hatte. Aber wenn man nur die Wahl hat zwischen jahrhundertelangem griechisch-persischen Krieg und arrangierter Ehe, dann ist arrangierte Ehe vielleicht in der Tat der bessere Weg.

Auch die griechischstämmige Pharaonin von Ägypten zu Zeit von Julius Cäsar, nämlich Kleopatra, war eine Folge der Alexandrinischen Eroberungen. Ägypten gehörte damals zum Perserreich und soll laut den Berichten sehr froh gewesen sein, mehr oder weniger kampflos von der Perserherrschaft befreit zu werden; Alexander gründete zahlreiche Städte namens Alexandria, von denen das ägyptische Alexandria (heute 5 bis 6 Millionen Bewohner) wohl die berühmteste sein dürfte.

Apropos Kleopatra: der Alexandrismus hatte durchaus einen feministischen Aspekt: während die klassische griechische "Demokratie" die Herrschaft der älteren männlichen Gutsbesitzer, also ca. von 4% der Bevölkerung war, gaben Philipp und Alexander auf Drängen von Philipps Frau Olympias und Alexanders Mutter den Frauen ein Teilnahme- und Rederecht bei wichtigen Versammlungen und Entscheidungen (wobei die Letztentscheidung natürlich immer beim König blieb, der offizielle griechenlandweite Titel für Alexander war "Hegemon des korinthischen Bundes", was einem König in mancher Hinsicht nahekam). Die Frauenbeteiligung war bis zu einem gewissen Grad ein Unikat im griechischen Raum. Ob Philipp, Olympias und Alexander diese Frauenpartizipation auch als Kriegswaffe gegen das frauenfeindlichere Perserreich beabsichtigten, ist unbekannt. Eine Ähnlichkeit zu George W. Bush kann man darin sehen, dass er eine Frau, nämlich Condoleezza Rice zur Aussenministerin machte, während bei Saddam Hussein genauso wie in jedem islamischen Regime alle Minister männlich waren. Condoleezza Rice hat ebenso wie Verteidigungsminister Colin Powell als Farbige einen interkulturellen (bzw. "inter-racial" ) Aspekt.

Eine ganz wichtige Ähnlichkeit zwischen Alexander und Bush jun. dürfte auch die kriegseröffende Lüge sein: Alexander hatte den Krieg gegen das Perserreich mit der Begründung begonnen, das Kriegsziel sei, die früher griechischen Gebiete in Kleinasien, die ionischen Inseln, etc., von der Perserherrschaft zu befreien, aber man kann vermuten, dass das eine Lüge, bzw. Notlüge war, und dass er bzw. sein Vater Philipp vom Anfang an geplant hatten, die Dynastie von Dareios zu beenden.

CC https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Griechenlands#/media/Datei:Pelop_krieg1.png

Hier die griechischen (attischen) Siedlungen im Westen Kleinasiens zu Zeiten der Peloponnesischen Kriege 431 bis 404 vor Christus in Rot. Diese Gebiete machten weniger als ein Prozent des Perserreiches zu Zeiten von Alexander aus, waren aber dennoch oder deswegen der offizielle Kriegseröffnungsgrund, den Alexander angab.

Aber Krieg ist eben eine problematische Sache, und selbst Kriege, die positive langfristige Folgen kaben, kann man dem Volk nur extrem schwer erklären, egal, ob es sich um eine Demokratie oder eine Aristokratie/Dynastie handelt.

Im Falle von George W. Bush war es die Lüge/Schwindelei/Notlüge von den angeblichen "Massenvernichtungswaffen", die Saddam Hussein besessen haben soll. Dass Saddam Hussein bzw. sein Cousin, der "Chemical Ali", zahlreiche Male Massenvernichtungswaffen, speziell Giftgas (aus deutscher Produktion; ein Grund für die deutsche Kriegsteilnahmeverweigerung?) einsetzte (wie z.B. in Halabdja 1987), ist ein historisches Faktum, und man kann vermuten, dass Saddam Hussein die erste sich nach Aufhebung der UN-Sanktionen bietende Möglichkeit, zu Massenvernichtungswaffen zu kommen, ergriffen hätte und diese bald auch eingesetzt hätte.

So gesehen aufgrund der Geschichte ein plausibles Präventivkriegsargument.

Wenn Alexander die vermutliche Wahrheit gesagt hätte, dass es ihm von Anfang an darum gegangen ist, das Perserreich zu zerstören, dann hätten ihn viele Leute für verrückt gehalten und die mühselig aufgebaute Armee wäre wahrscheinlich noch vor dem ersten Einsatz wieder zerbröselt; so gesehen kann man auch von einem alternativlosen Zwang zum Lügen in der Politik sprechen.

Was Alexander und George W. Bush aber unterschied, war die internationale Lage. Soweit bekannt, dürfte Alexanders Kaperung des Perserreichs keine wesentlichen Folgen auf die Weltpolitik, z.B. China gehabt haben, auch deswegen, weil es eine Weltpolitik im heutigen Sinne damals gar nicht gab, weil Russland und China kein Vetorecht im UN-Sicherheitsrat (Unsicherheitsrat ?) hatten, weil es keinen UNO-Sicherheitsrat gab. Und da es in der Antike gar keine UNO geben hatte, konnte sie auch gar nicht scheitern, so wie z.B. die UNO-Schutzzonenpolitik in den jugoslawischen Kriegen der 1990er Jahre, deren Scheitern auch ein Argument für den Unilateralismus a la Kosovokrieg und Irakkrieg war und ist. USA, GB und ihre Verbündeten im dritten Golfkrieg (2003) beriefen sich auf zwei ältere UNO-Sicherheitsresolutionen bezüglich Irak, aber diese Berufung wurde von Russland und China, den anderen Sicherheitsratsmitgliedern mit Vetorecht, nicht akzeptiert. Da Russland und China ihr Vetorecht nicht im Sinne der UNO-Charta einsetzen, so wie das eigentlich vorgesehen ist, sprach die US-amerikanische, indischstämmige UNO-Botschafterin Nikki Haley von einem Missbrauch des Vetorechts durch Russland.

Das Schicksal eines Mannes wie Alexander, die die Welt so stark veränderte wie kaum Andere, wurde natürlich auch zahlreiche Male verfilmt, am prominentesten zuletzt von Oliver Stone mit Colin Farrell, Angelina Jolie (in der Rolle der Alexander-Mutter Olympias) und Anderen. Angelina Jolie scheint wie ihr Vater Jon Voight einen Drall zu den Republikanern zu haben, was in Hollywood eine Aussenseiterposition ist, außer vielleicht im Actiongenre.

Aber es gibt auch zahlreiche Dokus zu dem Thema:

Eine Facette im Zusammenhang mit den Persern / Iranern besteht vielleicht auch darin, dass es im Nahen Osten einge Leute gibt, die die Meinung vertreten, Bush und Blair und ihre oft europäische Verbündeten hätten den "falschen Krieg" geführt: sie hätten sich besser mit Saddam Hussein gegen die iranischen Mullahs verbünden sollen.

Die iranischen "Beiträge" zur Instabilität in der Region, insbesondere in Form des sunnitisch-schiitischen Konflikts, sind in der Tat ein beträchtliches Problem, das auch wegen der schiitischen "Bruderschaft" mit Syriens Alawiten und damit dem Assad-Regine zum Syrienkrieg und der damit zusammenhängenden Flüchtlingswelle beitrug, mit deren Folgen Europa sich heute noch weitgehend konzeptlos herumschlägt.

Aber Saddam Hussein wäre wohl ein ebenso unzuverlässiger wie diskreditierender Verbündeter gewesen, der zur Nichtteilnahme zahlreicher potenzieller Verbündeter geführt hätte.

Die Politdynastiensache, egal, ob in Demokratien oder Nicht-Demokratien ist auch eine Professionalisierungssache: wie der Politikwissenschafter J.J. Mearsheimer (Prof. für Internationale Politik, Uni Chicago) in seinem Buch "Why leaders lie" (Deutsch: "Lüge - vom Wert der Unwahrheit" ) hinwies, hat erstens das einfache Volk geringe Kenntnisse von Aussenpolitik und ist deswegen zweitens oft "Opfer" von "Lügen" einer wesentlich besser informierten Politelite, oft in Dynastien verkörpert.

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