Deutschland wird sich bei der Wahl zum EU-Kommissionspräsidenten bzw. zur EU-Kommissionspräsidentin der Stimme enthalten. Wenn es um heikle Fragen geht, wie den Libyenkrieg 2011, ist Deutschland zu feige, eine Meinung zu vertreten und enthält sich lieber der Stimme. Und das regelmässig.

Und das ist auch konsequent. Deutschland wurde in den letzten 70 Jahren von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs solange zur Meinungslosigkeit erzogen, dass es heute gar keine Politik und gar keine Aussenpolitik mehr betreiben kann: Merkel, AKK und Nahles sind mehr oder weniger hübsche Weibchen zur Verschönerung der Interessen der deutschen Wirtschaft, völlig meinunglos und lächelnd zu Allem.

Wie soll man mit der Brexit-Tendenz umgehen ? Keine Antwort aus Deutschland. Wie soll man mit der Flüchtlingskrise umgehen ? Keine Antwort aus Deutschland (außer dass Juncker das Problem lösen sollte). Wie soll man mit der globalen Erwärmung umgehen ? Keine Antwort aus Deutschland. Nicht nur keine Antwort, sondern nicht einmal ein Antwortsvorschlag: die alternativlose Meinungslosigkeit.

Deutschland ist das zu perfekter Meinungslosigkeit erzogene Nullum.

Kein Wunder, dass ein Kind wie Greta Thunberg kommen kann, und die etablierten Parteien in Deutschland zerbröseln wie ein Nichts.

Greta Thunberg ist wie das Kind im Märchen "Des Kaisers neue Kleider". Das Kind sagt: "Der Kaiser ist ja nackt!" Und in dem Moment, wo diese Wahrheit heraus ist, dass die politische Klasse Deutschland bankrott ist, stürzen die Werte der etablierten Meinungslosigkeitsparteien wie CDU, CSU und SPD ins Bodenlose.

Die Schönwetterpolitiker und -innen, die nur kommentieren, aber nichts entscheiden, die nur Konsens suchen, aber gar keine eigene Meinung haben, haben offensichtlich ausgedient.

Merkel und AKK haben jahrezehntelang nichts gemacht, außer Bücher zu unakzeptablen Büchern zu erklären wie das von Thilo Sarrazin, außer Debatten zu Nichtdebatten und Phantomdebatten zu erklären (oder es zumindest zu versuchen), wie AKK das mit der Tempolimitdebatte tat.

Der Untergang der politischen Klasse Deutschlands ist vielleicht auch ganz gut so: denn profillose Politiker und -innen, die aus Angst vor dem Nazivorwurf lieber meinungslos sind, bringen wohl niemandem was, sie lösen keine Debatten aus, sie lösen keine Lernprozesse aus, sie sind für gar nichts gut, nicht einmal als abschreckendes Beispiel können sie dienen. Sie verursachen nur Langeweile und nationale Verblödung.

Deutschland ist - polemisch gesagt - ein gescheiterter Staat, eine gescheiterte Demokratie, die jahrezehntelang nur Meinungsvermeidung betrieb und sich nun langsam und schmerzhaft daran gewöhnen muss, was Meinungsvielfalt ist. Und Ausdruck dieses schmerzhaften und gewöhnungsbedürftigen Umgangs mit der Meinungsvielfalt ist die AfD-Frage.

CC / Vilhelm Pedersen https://de.wikipedia.org/wiki/Des_Kaisers_neue_Kleider#/media/Datei:Emperor_Clothes_01.jpg

Der Kaiser (oder die Kaiserin) trägt nur Unterwäsche, aber kein Kleider.

Das Märchen von Hans Christian Andersen passt auf Deutschland, dessen politische Klasse auf einmal nackt und lächerlich aussieht.

Das Zerbröseln der politischen Klasse Deutschlands ähnelt dem Zerbröseln der italienischen Parteien Anfang der 1990er Jahre im Zuge des Tangentopoli-Skandals.

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