Lässt die FPÖ parteiprogrammwidrig deutsche Frauen im Stich ?

Im Parteiprogramm und in vielen Strategiepapieren der FPÖ findet sich das Bekenntnis zur „deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft“.

Nun sind aber deutsche Frauen ohne Zweifel ein Teil des deutschen Volkes.

Auch Maren Ade, die Regisseurin des Films „Toni Erdmann“, der bei der letzten Oskar-Verleihung für den Auslandsoskar nominiert war, aber keinen Oskar erhielt, ist Deutsche, aber sie ist eben eine deutsche Frau, für die die Männerorganisationen, die die FPÖ beherrschen, offensichtlich nicht viel übrig haben.

Der Hauptdarsteller in Maren Ades Films ist übrigens Peter Simonischek, ein Österreicher, so gesehen hat die Sache auch einen Österreichbezug.

Erst einmal ist es problematisch, dass es nur einen einzigen Auslandsoskar gibt, hingegen soviele US-Oskars. Dieser gleichsame US-Protektionismus, der sich auch darin äußert, dass US-Filmkonzerne eher Remakes mit US-Schauspielern machen, als Originalfilme zu synchronisieren, kann auch als GATT-widrige Praxis betrachtet werden.

Und zweitens war es an der letzten Oskar-Verleihung besonders problematisch, dass der Iraner Asghar Farhadi zum zweiten Mal einen der ohnehin so seltenen Auslandsoskars erhält. Das soll keine Kritik an Farhadi sein, der ein durchaus respektabler Regisseur ist, nur glaube ich nicht (und das schon seit längerem nicht), dass Farhadi mehrere Auslandsoskars verdient, hingegen die Deutsche Maren Ade keinen einzigen.

Während ich also schon vor Monaten die Benachteiligung der Deutschen Maren Ade beklagte und kritisierte, hörte ich diesbezüglich kein einziges Wort aus der Partei, aus der man es aufgrund seines Bekenntnisses zur „deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft“ hätte erwarten können, nämlich der FPÖ.

Die FPÖ positionierte zwar unter Jörg Haider kompetente Frauen wie Susanne „Maschinengewehr-Sprech“ Riess-Passer an Spitzenpositionen, wie z.B. der Vizekanzlerin, also der höchsten Position, die die FPÖ auf Bundesebene zu besetzen hatte, aber seit dem Bruch mit Haider und der Machtübernahme von Strache und damit den Männerbünden, wie z.B. insbesondere im Falle Straches die Vandalia Wien, gab es keinen Fall einer Frau in einer wichtigen Position.

Und die Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz verkörperte mit ihrer Rolle als gleichsame Gebärmaschine und zehnfache Mutter erstens einen islamähnlichen Geburtendschihad-Typ, der den islamischen Geburtendschihad (wahrscheinlich ungewollt) legitimiert, und zweitens verkörperte sie fälschlicherweise mit der Mutterrolle einen gleichsam bildungsfernen Typ Frau, den man sich zwar gerne als Nachbarin wünscht, aber eher nicht als Bundespräsidentin (daher vielleicht auch ihr mageres Abschneiden mit ca. 15.2%).

Dabei hätte sie sich auch ein anderes Bild aufbauen können, wenn man sie gelassen hätte, schließlich hat sie Geschichte und Philosophie studiert, wenn ich mich recht erinnere. Aber ein von der Mutter abweichender Typ wurde wohl parteiintern ungern gesehen und vielleicht auch von den Medien. Der „alte Dichand“, der Rosenkranz wegen ihrer Mutterrolle lobte, passt so gesehen vielleicht zur Behauptung der unter Tränen wegen angeblichen Pollen-Schocks zurückgetretenen Ober-Grünen Glawischnig von den „Machos in den Medien“, obwohl die Sache wahrscheinlich schon zu lange her ist, als dass Glawischnig ihn gemeint haben könnte.

Auf jeden Fall hatte ich irgendwie Sympathien für die wahrscheinlich unter Wert geschlagene und auch von ihrer eigenen Partei unter Wert präsentierte Barbara Rosenkranz, die mich irgendwie an meine Tante erinnerte, die sich auch an der in der FPÖ besonders tief hängenden gläsernen Decke den imaginären Kopf wund geschlagen hatte.

Besonders „grausam“ von Strache und den ihn stützenden Männerbünden, deren einflussarme Marionette Strache vielleicht ist, war wohl, Barbara Rosenkranz zu stürzen, nur weil sie das Pech hatte, dass ihre Wahlen als Landesparteivorsitzende der niederösterreichischen FPÖ zu genau der Zeit war, als das „Team Stronach“ am Höhepunkt war.

Wenn man die Wahlen zusammennimmt, die Rosenkranz als Landesparteivorsitzende zu verantworten hatte, dann bleibt in Summe ein großes Plus, das den Abschuss eher nicht rechtfertigt. In meiner wahlbündnisorientierten Partei ginge das alles aus mehreren Gründen nicht, erstens, weil meine Partei ein Quotientenwahlrecht hat, das vorsieht, dass der Frauenanteil unter den Landesvorsitzenden und der Frauenanteil unter den Parteimitgliedern möglichst deckungsgleich sind, und zweitens, weil die Statuten meiner Partei vorsehen, dass die Ablöse von Landesparteispitzen (sogenannten „Führungsblasen“ laut Strache) nicht ohne Basisbefragung der jeweiligen Landespartei möglich ist (das gälte nicht nur für Rosenkranz, sondern auch für Strache).

In Redeübungen zu dem Thema unterlief mir ein Freud´scher Versprecher und ich sprach von „Barbara Rosenknecht“ statt „Barbara Rosenkranz“, in eingedenk der untergeordneten und dienenden Rolle, die die Frauen in der Strache-FPÖ offensichtlich spielen.

Aber zurück zu Maren Ade: der Film gehört zur Kulturbranche, und Maren Ade als Deutsche passt so gesehen besonders gut zu der „deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft“, zu der die FPÖ sich angeblich bekennt. Aber in Wirklichkeit ist es vielleicht viel eher die „deutschnationale Männergemeinschaft“, zu der die Strache-FPÖ sich bekennt.

Wie auch immer: Adolf Hitler und Joseph Goebbels betrachteten auch die Frauen als Teil der deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft, und der schlagendste Beweis dafür war Leni Riefenstahl, die die Filme „Olympia“ anlässlich der Olympiade 1936 drehte bzw. organisierte, und weitere Filme von 1933 bis 1935 über zum Beispiel den Nürnberger Reichsparteitag der NSDAP, „Triumph des Willens“ und „Sieg des Glaubens“. Wegen ihrer Vorgeschichte in Bergsteigerfilmen z.B. mit Luis Trenker (Regie führte oft Arnold Fanck), und auch als leicht obszöne Anspielung auf ihr Geschlecht hatte Riefenstahl den Spitznamen der „Reichsgletscherspalte“.

„Olympia“ erhielt internationale Preise, die mit dem Oskar vergleichbar sind, der damals noch gar nicht existierte. Diese Preise wurden auch nach der verdienten Kriegsniederlage Nazideutschlands nicht zurückgezogen oder annulliert, was man als bleibende Wertschätzung betrachten kann.

Filmproduktion ist und war eine teure Angelegenheit. Die Notwendigkeit, Filmproduktionen zu finanzieren, führt vielfach in eine problematische Nähe zu Politik und Staat oder Konzernen.

Die US-Intellektuelle Susan Sontag schrieb einmal in den 1970er Jahren einen Essay mit dem Titel „Fascinating Fascism“ („Faszinierender Faschismus“), der sich würdigend mit dem Werk von Leni Riefenstahl auseinandersetzte. Insbesondere die innovative Ästhetik des Olympia-Films wurde vielfach gelobt. Andererseits war Riefenstahl wie vielleicht viele Künstler (Man könnte Gustav Gründgens nennen, im deutschsprachigen Raum wird die Nähe Sergej Eisensteins zu Leninismus und Stalinismus vergleichsweise kaum thematisiert, wenn auch Eisenstein möglicherweise ein komplizierterer Fall ist, weil erster und zweiter Teil von „Iwan, der Schreckliche“ unterschiedlich sind) vielleicht politisch-naiv, machtlos und hatte zuwenig Gespür für die eigene Instrumentalisierbarkeit.

Im Unterschied zur „Faschismushysterie“, die besonders in Wahlkampfzeit Österreich heimzusuchen pflegt (schließlich ist Wahlkampf laut unserem „Bürgermonster“ Michael Häupl „die Zeit der fokussierten Unintelligenz“), haben die USA wohl auch durch ihre Größe und ihre geographische Distanz eine gewisse Coolness im Umgang mit dem Nationalsozialismus, die sich auch in Hannah Arendts Sager von der „Banalität des Bösen“ (bezogen auf Adolf Eichmann) äußert.

Ich möchte auch hinweisen auf das Video „Oida“ von Ewa Placynska, von dem ich nicht weiß, ob ich es als humoristisch oder als abwertend einstufen soll. Man kann es so sehen, dass dieses Video alle Wiener so hinstellt, als wären sie dumm oder derart angesäuselt wie so mancher Bürgermeister gelegentlich, dass sie sich nur mit einem einzigen Wort verständigen können, nämlich „Oida“.

Außerdem ist das Video völlig irreführend, weil das Dirndl ein ländliches österreichisches Bekleidungsstück ist, das praktisch überall in Österreich zu finden ist, aber in Wien am allerwenigsten.

Aber von jemandem wie Placynska, die nicht einmal weiß , dass das Dirndl eine Nicht-Wiener Tracht ist, kann man vielleicht auch keine Kenntnisse Wien betreffend erwarten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Leni_Riefenstahl

https://de.wikipedia.org/wiki/Susan_Sontag

https://de.wikipedia.org/wiki/Hannah_Arendt

Placynskas "Oida"-Video

"Olympia: Fest der Schönheit", Film anläßlich der Olympiade von 1936, die vor der Machtergreifung bzw. Machterhaltung Hitlers Deutschland zugesprochen wurde

Phoenix-Doku zu Riefenstahl

https://de.wikipedia.org/wiki/Maren_Ade

https://de.wikipedia.org/wiki/Toni_Erdmann

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Simonischek

https://de.wikipedia.org/wiki/Asghar_Farhadi

https://www.fpoe.at/themen/parteiprogramm/

Zitat: "Wir bekennen uns zu unserem Heimatland Österreich als Teil der deutschen Sprach- und Kulturgemeinschaft, zu unseren heimischen Volksgruppen sowie zu einem Europa der freien Völker und Vaterländer."

https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_Rosenkranz

https://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl_in_Nieder%C3%B6sterreich_2013

In der Tat: die FPÖ-NÖ verlor 2013 mit Barbara Rosenkranz 2%, allerdings hatte sie durch das neu antretende und momentum-habende "Team Stronach", das damals am Höhepunkt der Popularität war und ca. 10% erreichte, unangenehme Konkurrenz.

https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Eichmann

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