Der französische Präsident Macron hat einen Brief an die Bürgerinnen und Bürger der EU geschrieben, so als wäre er Präsident der EU, was er vielleicht auch ist, insbesondere durch den Brexit (der EU-Brexit-Chefverhandler Barnier ist übrigens auch Franzose) und durch die starke Schwächung der deutschen Kanzlerinnenpartei CDU bei der letzten deutschen Bundestagwahl.

Wir als dankbare masochistische Österreicher (geprägt durch Leopold Sacher-Masoch) sind natürlich immer glücklich, uns der Herrschaft von sadistischen Franzosen wie dem Marquis de Sade unterwerfen zu dürfen.

Daher begrüssen wir auch, dass der wirkliche Präsident der EU, nämlich Macron, endlich einmal einen Brief an seine EU-Bürger schickt.

Wir begrüssen auch, dass Frankreich dadurch, dass es nach dem Brexit das einzige EU-Land ist, das mittels seines Vetorechts im UNO-Sicherheitsrat alles blockieren kann, was über die UNO läuft, quasi-napoleonisch über ganz Europa herrscht und dass wir störrische österreichische Kleinstaatler endlich entmachtet werden durch Mehrheitsprinzip, das die EU-Großmächte (wie z.B. Frankreich) begünstigt und die EU-Kleinstaaten benachteiligt.

Wir begrüssen auch, dass in Zukunft Frankreich die fast-alleinige Entscheidungsmacht darüber hat, was Europas Werte, Europas strategische Interessen, etc. sind.

Die Armen unter uns begrüssen die von Macron gepriesene Freiheit, zwischen Waren wählen zu dürfen, die sie sich nicht leisten können.

Wir begrüssen auch, dass Frankreich uns eine französische Demokratie-Agentur aufdrückt, die bestimmt, was bei uns als Demokratie gelten darf und was nicht.

Wir sind ja so glücklich, dass wir endlich wieder einen Diktator, nämlich Macron haben.

Wir sind ja so glücklich, dass wir befürchten müssen, dass unsere Meinungsäußerungen zukünftig als Hassrede eingestuft werden, von einer Macron-freundlichen Agentur.

Wir sind ja so glücklich, mit Macron einen EU-Diktator zu haben, der uns vorschreibt, vor was wir uns fürchten müssen. Wir sind ja so froh, dass wir einen französischen Diktator haben, der uns vorschreibt, dass wir das US-Handelsbilanzdefizit und die EU-Exportüberschüsse für ein Anzeichen von US-amerikanischem Protektionismus halten müssen, obwohl diese Bilanz rein wirtschaftwissenschaftlich eigentlich eher als Indiz für EU-Protektionismus gedeutet werden müsste.

Wir sind ja so froh, dass wir einen EU-Präsidenten wie Macron haben, der gleichzeitig nationalistisch und anti-nationalistisch argumentiert.

Wir sind ja so froh, dass wir einen EU-Diktator wie Macron haben, der uns vorschreibt, dass wir die ungarische, die polnische, die italienische, die österreichische Regierung, etc. hassen müssen, weil sie laut Macron zu nationalistisch, egoistisch, faschistisch, antisemitisch, etc. ist.

Wir sind ja so glücklich, einen Präsidenten, nämlich Macron zu haben, der uns erklärt, was wir nicht sein dürfen (nämlich Schlafwandler), ohne zu sagen, was er genau will.

Wir sind so glücklich, dass wir bei der EU-Wahl vielleicht vor Glück in Ohnmacht fallen werden und daher nicht zur Wahl gehen können.

Ein geflügeltes Sprichwort in der EU heisst: "Um die EU zu verstehen, muss man entweder ein Genie sein oder ein Franzose". Die Privilegierung Frankreichs in der EU (die sich auch darin äußerte, dass Frankreich sanktionslos den Maastricht-Vertrag brechen durfte, andere nicht), ist auch vielen nicht-französischen EU-Politikern negativ aufgefallen.

https://www.n-tv.de/politik/Dijsselbloem-kritisiert-Juncker-fuer-Nachsicht-article17848436.html

Frankreich repräsentierte in den 1950er Jahren ca. ein Drittel der EWG-Bevölkerung, heute nur mehr ein Neuntel der EU-Bevölkerung. Diesen Bedeutungsverlust Frankreichs durch verschiedene Erweiterungsrunden hat die französische Polit-"Elite" scheinbar noch nicht verstanden. Und das kann sehr wohl Treibstoff für neue EU-Krisen sein.

CC / z.g. Emmanuel Giel https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Wirtschaftsgemeinschaft#/media/File:EGKS.png

So bedeutend betrachtet sich Frankreichs Polit-Elite in der EU; als führende Macht wie in der EWG von 1950.

CC / z.g. Jacques-Louis Davod / Cultural Institute https://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_Bonaparte#/media/File:Jacques-Louis_David_-_The_Emperor_Napoleon_in_His_Study_at_the_Tuileries_-_Google_Art_Project.jpg

Seit Napoleon bestimmt die französische "Mission civilatrice", die französische Bestimmung, die Welt zu beherrschen, zu "zivilisieren" und die französische Revolution zu exportieren, das Denken französischer Herrscher.

Und dem scheint auch Emmanuel Macron zu entsprechen. Macron hatte übrigens beim ersten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahl 2017 24.01% der Stimmen enthalten. Das ist eine recht dürftige Basis für eine Präsidentschaft, und die Gelbwestenbewegung als Reaktion auf das Amtsverständnis Macrons kann man auch so sehen, dass das politische System Frankreichs alles andere als perfekt ist; und dass viele Franzosen dem traditionell elitären Herrschaftssystem Frankreich, das von ENA-Absolventen dominiert wird, kritisch gegenübersteht. Macrons Partei LREM wird in einem Naheverhältnis zu ALDE, den europäischen Liberalen, gesehen.

Andere Französische Präsidenten: De Gaulle blockierte im Alleingang den britischen Beitritt zur EWG in den 1950er Jahren, Chirac war eine der treibenden Kräfte bei den Sanktionen gegen Schwarz-Blau Eins im Jahr 2000, deren Ziel es war, eine demokratisch legitimierte Regierung zu stürzen.

Siehe auch:

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/macron-der-neue-diktator-europas-39353

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/wie-merkel-und-macron-die-eu-zerstoeren-45806

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/macron-bestimmt-wer-in-deutschland-regiert-41933

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/eu-und-usa-dafuer-aber-macron-dagegen-48530

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