Für die Politisch Korrekten oder sich Politisch Korrekt Glaubenden gelten ja bzw. fast ausschliesslich die Freiheitlichen als sexistische und frauenfeindliche Partei.

Hingegen der meist FP-kritische ORF unter der Führung des Ex-VSStÖ-Mannes Wrabetz als prinzipiell frauenfreundlich und anti-sexistisch.

Aber es gab gerade in letzter Zeit Anzeichen dafür, dass es anders sein könnte:

https://www.oe24.at/oesterreich/politik/Kneissl-ORF-Panne-schuld-an-rosa-Haar/374739632

Erstens brachte der ORF die parteilose, aber von der FPÖ nominierte Aussenministerin Kneissl mit von hinten rosarot bis rot bestrahltem Haar.

Hmmmm ... da kann man schon ins Grübeln kommen ....

Das Rotlichtmilieu bezeichnet die Prostitutionsszene, somit kann man das rote Licht, das der ORF - gaaaanz unabsichtlich und pannenhaft laut offizieller Erklärung - auf Kneissl warf, als Anspielung verstehen, Kneissl sei eine Hure, oder wie es von der Linken z.B. an der Uni etwas höflicher, aber sinnähnlich heisst, opportunistisch und karrieristisch.

Eines der bekanntesten Bordelle bzw. anzüglichen Amüsierlokale der Welt ist das Pariser Moulin Rouge, das auch auf die Farbe Rot abstellt.

Christina Aguilera, Lil' Kim, Mya, Pink in "Lady Marmelade" im Moulin Rouge, der Roten Mühle, nicht ganz jugendfrei. Fast alle Darstellerinen in diesem "Voulez-vous coucher avec moi ce soir ?"-Song haben rote oder rosarote Haare, sogar die Afroamerikanerinnen. "Voulez-vous coucher avec moi ce soir?" ("Willst Du heute nacht mit mir schlafen ?" ) war der eigentliche Titel, der dann doch zu kontroversiell war und geändert werden musste auf "Lady Marmelade", weil ja am früheren Abend noch Kinder zuschauen, die sich beim Begriff "Marmelade" nix Sexuelles denken.

Pixab.Lic. / Arinaja https://pixabay.com/de/photos/marmelade-%D1%81%D0%BC%D0%BE%D1%80%D0%BE%D0%B4%D0%B8%D0%BD%D0%BE%D0%B2%D0%BE%D0%B5-konfit%C3%BCre-2743531/

Marmelade: sehr oft rot, ebenso wie die Regelblutung der Frau.

gofeminin https://www.gofeminin.de/beliebt-im-netz/yogi-tabubruch-in-sachen-periode-s2148597.html

Aber zurück zu Kneissl: Kneissl zerkrachte sich als relativ junge Diplomatin/Juristin im Aussenministerium in den 1990er Jahren - IIRC - mit dem damaligen Aussenminister Alois Mock, es ging um den Jugoslawienkrieg, wenn ich mich recht erinnere, aber da kann ich mich auch irren; vielleicht erschien Mocks pro-muslimische Politik Kneissl falsch, vielleicht fand sie auch die Schutzzonenpolitik, die dann in den Massakern von Srebrenica und Zepa endete, falsch.

Egal, was auch immer die Gründe gewesen sein mögen, die sichere und gut bezahlte Stelle bzw. Karriere im Aussenamt zu kündigen und sich auf eine unsichere Sache als Buchautorin, Gelegenheitsvortragende, etc. einzulassen, halte ich eher für das Gegenteil von Opportunismus.

Und die Vorwürfe des Opportunismus gegen sie, speziell aus universitären oder intellektuellen oder pseudo-intellektuellen Bereich, kamen erst, nachdem sie auf einem FPÖ-Ticket Aussenministerin wurde, allerdings ohne der FPÖ beizutreten.

Ich halte das nicht automatisch für schlecht, sondern finde die Art und Weise, wie sie Putin oder Lawrow schlecht aussehen läßt, wegen Ablehnung ihres Vermittlungsangebots zu Syrien, z.B., sehr positiv.

Außerdem bin ich Historiker genug, um zu wissen, dass das wirklich Wichtige oft erst Jahre oder Jahrzehnte später herauskommt, und halte mich auch deswegen mit dem ziemlich beliebig einsetzbaren und daher irgendwie sinnlosen "Opportunismus"-Vorwurf zurück.

Aber rosarote Farbe kann auch noch eine andere Bedeutung haben: rosarot ist die Parteifarbe der NEOS, deren Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl Claudia Gamon ist.

Der Großspender der NEOS ist, bzw. war Hans-Peter Haselsteiner, worauf ja auch schon ein früherer Blog von mir hingewiesen hat.

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/eva-glawischnig-normalhure-oder-polithure-oder-nicht-hure-37663

Und damals auf ÖH-Ebene machte Claudia Gamon einen "Brückentechnologie Atomenergie"-Wahlkampf, genau zu dem Zeitpunkt, als Haselsteiner wegen Bauprojekten für Atomkraftwerke im Gespräch war; die Atomenergie wird in Österreich auch wegen der Zwentendorf-Abstimmung so stark abgelehnt wie vielleicht nirgendwo sonst auf der Welt.

CC / Nicole Heiling - NEOS https://de.wikipedia.org/wiki/Claudia_Gamon#/media/File:Claudia_Gamon_2014.jpg

Claudia Gamon im rosaroten T-Shirt; ihre 100%ig mit Haselsteiner zusammenpassenden Wahlkämpfe hatten schon was "nuttiges", was aber auch für das ganze NEOS-Parteiprogramm gelten kann und seine Eisenbahnpolitik beispielsweise. Und Nuttigkeit ist ja, worauf ich auch schon im Huren-Blog hingewiesen habe, in der Politik ein geschlechtsneutraler Begriff: den eigenen Intellekt gegen Geld zu verkaufen können Männer auch und tun sie auch gelegentlich.

Der "Politnutten"-Vorwurf kommt eher von der Linken und richtet sich eher gegen Politiker bzw. -innen der Rechten (Marktwirtschaftlich-Bürgerlich-Rechten), das Pendant dazu wäre wohl am ehesten der "Linkspopulist".

Außerdem ist Prostitution quasi das älteste Gewerbe und kann durchaus auch positive Aspekte haben: Abwechslung bieten, die dunklen Gelüste der Männer erfüllen, für die sich die Ehefrau zu fein ist, etc.

Ein Charakter, der teilweise Überschneidungen mit der Nutte hat, ist die Hexe, die traditionell oft mit rotem Haar dargestellt wird.

Luis Ricardo Falero / Hexensabbat

Siehe auch:

https://www.fischundfleisch.com/dieter-knoflach/hexenverbrennung-inquisition-und-religionenkrieg-46142

(Dabei geht es um die Hinrichtung abtreibender "Hexen" als Kriegsnotwendigkeit zur Rückeroberung der iberischen Halbinsel vom Islam)

Unterschwellig mit dem Begriff der Hexe verbunden sind Dinge wie Verführungskraft, Zauberfähigkeit, Kräuterkundigkeit (auch Kundigkeit in kontrazeptiven Tränken), Abtreibungswissen, Manipulativität.

Die frühere EU-Kommissarin Bonino wurde von Papst Paul VI. als "Hexe" bezeichnet, nachdem sie sich für Abtreibungsmöglichkeiten ausgesprochen hat.

Rote Lippen der Frau - ein Aufhänger für die Sexualität ? (Der Titel "lippen-rot-frau-mädchen-sexy" ist übrigens nicht von mir)

Pixab.Lic. / Bess-Hamiti https://pixabay.com/de/photos/lippen-rot-frau-m%C3%A4dchen-sexy-1690875/

Und ein zweiter Punkt dafür, dass der ORF ("Österreichischer Rundfunksender für Frauenfeinde"?) frauenfeindlich sein könnte, ist das Interview mit dem tschechischen Präsidenten Milos Zeman gestern, in dem er der britischen Premierministerin Theresa May Führungsschwäche vorwarf und hinzufügte, dass Tony Blair ein solcher Widerstand des Parlament wie in der Brexit-Frage nie passiert wäre.

Obwohl auch Tony Blair Parlamentsniederlagen einstecken musste.

http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/politics/4422086.stm

"Blair defeated over terror laws

Prime Minister Tony Blair at the door of 10 Downing Street

Tony Blair reaction

Tony Blair says his authority is intact despite suffering his first House of Commons defeat as prime minister.

He said he hoped MPs "do not rue the day" they rejected his call to allow police to detain terror suspects for up to 90 days without charging them.

MPs voted against by 322 votes to 291, with 49 Labour MPs rebelling, but later backed a proposal to extend the detention time limit to 28 days."

Der ORF hätte ja auch, eine kurze Kritik bringen können, oder den Zeman-Beitrag um das umstrittene Zitat kürzen.

Das britische System mit seinen freien Abgeordneten ist etwas ganz anderes als das österreichische Clubzwangsystem: was in Österreich ein Zeichen von Führungsschwäche wäre, nämlich wenn ein Regierungschef (oder eine zukünftige Regierungschefin) eine Parlamentsabstimmung verliert, ist in Großbritannien viel normaler.

Viele Premiers konnten noch jahrelang nach der ersten "Abstimmungsniederlage" im Parlament weiterregieren.

Wenn ich Begriffe wie z.B. "weibisch" verwende, also Begriffe, die vordergründig sexistisch klingen, dann in Einklang mit der griechisch-römisch-antiken Mythologie bzw. Theologie:

Dem männlichen Gott des Kriegs, Ares (nächstes Bild), steht die weibliche Göttin der Weisheit, Athene (unteres Bild) gegenüber.

CC / Alkamenes https://de.wikipedia.org/wiki/Ares#/media/File:Ares_Borghese_Louvre_Ma_866_n02.jpg

CC https://de.wikipedia.org/wiki/Athene#/media/File:NAMA_Ath%C3%A9na_Varvakeion.jpg

Die Geschlechtersymbole entsprechen diesen Stereotypen, sind so gesehen extrem sexistisch:

♂ Das Marssymbol, nach dem altrömischen Kriegsgott Mars (Alt-11 unter Windows), symbolisiert Schild und Speer des Mannes.

♀ Das Venussymbol, nach der altrömischen Göttin der Schönheit, Liebe und der sexuellen Begierde, Venus (Alt-12 unter Windows) symbolisiert den Spiegel.

Es wundert ja irgendwie, dass - polemisch gesagt - die Kampfemanzen und Zwangsgleichsteller und -gleichstellerinnen, noch nie gefordert haben, diese Geschlechtersymbole wegen Stereotypisierung und Verfestigung von Geschlechterrollen verbieten zu lassen.

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