"Creative Destruction" - Schumpeter und der Kapitalismus

Josef Schumpeter hat den Ökonomie-Lehrstuhl auf der HAVARD-UNI in Boston mit großem Erfolg aufgebaut. Als modisch gekleideter Dandy, Lebemann, Womanizer, exaltierter Quergeist lehrte er vorher viele Jahre an der Grazer UNI und musste, weil die damals vom nationalsozialistischen Geist bereits infizierten Grazer UNI-Professoren seine Bestellung ablehnten, extra per kaiserlichem Dekret bestellt werden. Er kam mit dem Pferd zur UNI, gab es beim Portier ab und hielt in Reitermontur seine Vorlesungen. Seine ökonomischen Fähigkeiten wurden in Graz verkannt, er war ein Ökonom der Innovation! Er wohnte in einem schönen gelben Palais am Geidorfplatz vis a vis der heutigen Tanzschule Gaballier-Kern Theisl, wo auch die Schumpetergesellschaft untergebracht ist.

Die großen Ökonomen der Wirtschaftsgeschichte:

Adam Smith (li.) = Klassiker, selbstregulierende Marktkräfte, "invisibel hand", Kapitalismus, Nachtwächterstaat, etc..

Karl Marx = Kommunismus, Planwirtschaft, Klassenlose Gesellschaft,Kapital, Mehrwerttheorie, etc...

https://www.fischundfleisch.com/ebgraz/was-ist-eigentlich-von-karl-marx-geblieben-kann-es-eine-gemeimsame-idee-von-sozialismus-und-11653

"Joschi" Schumpeter = "creative destruction". der Kapitalismus kann nur überleben, wenn immer wieder Altes zerstört und Neues geschaffen wird

J.M.Keynes (re.) = der Staat muss durch Intervention öffentliche Nachfrage schaffen in Wirtschaftskrisen ("deficit spending policy" = antizyklische Budgetpolitik)

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Wir sprechen daher im 21.Jahrhundert infolge der digitalen Revolution und Disruption wiederum von einem "Schumpeter- Zeitalter".Zu seinen Ehren findet sich heute noch eine regelmäßige Schumpeter-Kolumne im ECONOMIST.

Das Internet-Zeitalter ist ein typisches Schumpeter-Zeitalter, das permanente Werden und Vergehen, die "creative destruction" - Altes muss zuerst zerstört werden, damit wiederum etwas Neues wachsen kann. Ihn fasziniert der den Amerikanern (im GGs. zu den Europäern) innewohnende, typische Enterpreneur-Geist, diese Passion zum Unternehmertum, zur Innovation (Microsoft, Apple, Amazon, Google, Facebook, etc..). Nicht nur die Welt der Biologie und Natur, sondern auch die Ökonomie ist einem permanenten Wandlungsprozess unterworfen. Instabilität beherrscht die (Finanz)Märkte, bestehende Dinge altern, gehen unter und neue Dinge entstehen, ein permanenter Prozess des Werdens und Vergehens, der "schöpferischen Zerstörung" - ein zentrales Merkmal des Kapitalismus.

Auch beschäftigte er sich mit "Zyklentheorien". Zur "Instabilität" von Märkten stellte er sich die Frage, wie systemische Zerstörungskskaden (Brankenkrise) vermieden werden können - heute ein Thema mit großer Aktualität.

WISSEN muss in INNOVATION umgewandelt werden.

Er unterscheidet auch zwei Typen von Menschen, den Beamten, der verwaltet und Bestehendes bewahren will (EUROPA) und den Unternehmer, der Enterpreneur, der ständig was Neues macht, der innovativ ist (USA). Ohne Innovation einhergehend mit vorangegangener schöpferischer Zerstörung gäbe es keine Erfindungen, keine Weiterentwicklung in Wissenschaft und Gesellschaft. Bei Schreibmaschinen mussten 20 verschiedene Standard-Modelle (Prototypen) ausprobiert werden,bis eines klappte. Die Pharmaindustrie lebt von der Innovation, wieviel in der "Pipeline" ist. Forscher erhalten 3-Jahresziele und bei Nichterreichen fliegen sie raus. Billigfluglinien (Ryan Air, etc..) haben den Markt innovativ verändert und klassische Fluglinien kamen massiv unter Preisdruck un mussten Senkungen vornehmen.

Die USA ist im Ggs. zu EUROPA ein sehr innovatives Land, wo bei uns im IT-Bereich nur SAP als innovativ aufgefallen ist. Firmen wie Mercedes, BMW, Bayer, etc..sind Alt-Firmen, jedoch in den USA gibt es viele junge Firmen, ein Quadrumvirat (Google, Amazon, Apple, Facebook).

Das Geld hatten die Alten, aber die Ideen kamen von den Jungen (Garagengründern) - Bill Gates, Steve Jobs, etc...Touchcsreen-Handys,die Nokia das Leben schwer machten, weil es diese Entwicklung (auch MS) verschlief.

Sillicon Valley/California - dynamischer Kapitalismus. Was dort passiert, ist permanente "creative destruction". iPhone löst iPad und Walkman ab, Notebooks wurden zunehmend von iPads abgelöst, ein Vergehen und Werden (Produktzyklentheorie: Erfindung/Innovation/Imitation....Motoren der Ökonomie.

«Drehmomentverlust» oder Leistungsabfall stellt sich in alternden und weitgehend saturierten Gesellschaften zwangsläufig ein.

Nicht innovative Firmen haben heute ein rasches Ablaufdatum, sie zerstören sich selbst. Dies "Passion für Enterpreneurship" (unternehmerische Innovationskraft) fehlt den Europäern, verlagert sich zunehmend nach Asien, eine echte Gefahr für Europa im globalen Wettbewerb, welches mit einer diversifizierten Produktpallette und flexiblen Kleinunternehmern (Zulieferindustrie) zwar noch gut dasteht, aber wielange noch.

Je größer die Produktdiversität eines Landes, umso größer sein Reichtum. In Wien gibt es eine "Schumpeter HAK", wo man neben dem Wirtschaftunterricht auch versucht, diese "Enterpreneur-Passion" bei den Schülern zu entfalten.

In dieser "Schumpeterschen Enterpreneur-Passion" steckte auch viel philosophisches Gedankengut von Nietzsche drinnen, das "über sich Hinauswachsen" mit neuen Ideen. Der Enterpreneur als Motor.Im ECONOMIST gibt es eine permanente Schumpeter-Kolumne und einen Blog dazu von Walbridge.http://www.economist.com/blogs/schumpeter . Die zentrale Figur, die den Wandel herbeiführt, sei der Unternehmer, dachte Schumpeter (von der Nietsche-Philosophie beeinflusst).Der Unternehmer ist „kreativen Zerstörer“ in der laufend sich verändernden Welt der Wirtschaft. In den "Roaring Twenties", als sich die Welt sichtbar unter dem Einfluss der industriellen Massenproduktion und der Reklame veränderte, genossen Schumpeters Ideen große Plausibilität. Dann kam der Börsencrash von 1929 und die große Depression. Der englische Ökonom John Maynard Keynes wies mit seiner General Theory den Weg aus der Krise. Schumpeter, der mittlerweile in Harvard lehrte, reagierte verbittert auf den Erfolg des Kollegen. Insbesondere um den Zweiten Weltkrieg wurde die Welt "keynesianisch" (Roosevelts "New Deal") und Schumpeter wäre wohl nur Fachkreisen in Erinnerung geblieben, wäre da nicht schon die nächste Wirtschaftskrise gewesen.

1932 ereilte ihn der Ruf an die Harvard als Ökonomie-Professor. Er hat also wesentlich beigetragen, dass Harvard heute den weltbessten Ruf hat. Er umgab sich mit Marxisten, Sozialisten, Kapitalisten, Samuelson, Minsky, etc..sein Instituit entwickelte sich zu einem fruchtbaren "Think Tank". Es entstand eine Schumpeter-Drehscheibe und trotzdem blieb er immer im Schatten Keynes, weil Keynes ein Amerikaner war und Volkswirtschaft eben auch etwas Politisches ist.

Durch das Erlahmen der dynamischen Antriebskräfte in Europa laufen wir im globalen Wettbewerb Gefahr, dass uns Asien den Rang ablauft. Die Folge wäre zumindest ein Wohlstandsverlust. GB-Premier Cameron hat uns kürzlich erneut gewarnt bei seinem Auftritt in Davos (WEF 2016).

Schumpeter ist jedoch zu Unrecht von der neoliberalen Schule vereinnahmt, hat er doch Karl Marx am meisten verehrt, auch wenn er vieles von ihm nicht übernommen hat. Marx war ein phantastischer Analytiker. In seinem Buch "Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie" (1942), war für Schumpeter Sozialismus eine Vergemeinschaftung. Über eine sonderbare Aussage in seinem Buch wird gerätselt, denn auf die Frage, ob der Kapitalismus oder der Sozialismus überleben werde, sagte er der Sozialismus.

Gilder, ein Reaganberater für die "Reagenomics" (= 80er-Jahre) hat Schumpeter vereinnahmt. Reagen und Thatcher waren die Treiber des Neoliberalsimus.

Diese Ideologie bestand aus Steuererleichterungen für Unternehmen und Reiche, weitgehenden Abbau des Sozialstaates, sowie forcierte technologische Innovation durch Staatsausgaben im militärischen Sektor - Stichwort “Strategic Defense Initiative”, auch bekannt als "Star Wars".

Gilder ging es vor allem um die Frage, wo kommt das Wirtschaftswachstum her? Die Antwort, die Gilder ausgezeichnet ins Konzept passte, lieferte Schumpeter: von den kreativen Unternehmern.

Nur durch Innovation kann neues Wachstum entstehen. Auch wenn das kurzfristig für viele Menschen großes Leid verursacht,weil sie z.B. arbeitslos werden, so wird auf lange Sicht durch Innovation der Wohlstand aller steigen,argumentierte Schumpeter .Mit dem Boom der New Economy (90er-Jahre) gab es für Schumpeters evolutionäre Wirtschaftstheorie greifbare Beweise. Das Internet ließ über Nacht neue Business-Imperien entstehen, etablierte Unternehmen wurden als zum Aussterben verurteilte Dinosaurier bezeichnet.

So wurde Schumpeter, mit Gilders Hilfe, zum Theoretiker der Innovation im Internetzeitalter. Wenn Schumpeter heute zusammen mit Friedrich Hayek als heldenhafter Pionier des Neoliberalismus gefeiert wird, so entbehrt das nicht einer gewissen Ironie. Denn eine der wesentlichen Quellen der Inspiration Schumpters war die politische Ökonomie von Karl Marx. Schumpeter war kein Ideologe, sondern wissenschaftler im GGs. zu Hajek und anderen der Austrians in Amerika.

Wie Marx glaubte Schumpeter, dass der Kapitalismus die Bedingungen seines eigenen Endes schaffen würde, nur dass er es anders bewertete.

Die fortwährende Innovation würde schließlich eine neue Klasse von Intellektuellen schaffen, die sich mit den kapitalistischen Verhältnissen nicht mehr abfinden und wieder den Sozialismus fordern würden, glaubte Schumpeter. Das Gedankengut der "Shared Economy" und kollaborative Arbeitsstil des Digitalzeitalters gehen wiederum weg vom "Jeder gegen Jeden"-Prinzip hin zum Teamwork.

Als Sohn einer aufgeklärt katholischen Unternehmerfamilie studierte Schumpeter Recht und Wirtschaft an der Universität Wien bei führenden Vertretern der sogenannten neoklassichen Österreichischen Schule der Nationalökonomie wie Friedrich von Wieser und Eugen von Böhm-Bawerk - Vertreter der sog. "Grenznutzenschule". Sie lehnten die "objektive Preistheorie" ab (wonach sich der Preis objektiv nach Anzahl des in einem Produkt steckenden Arbeits-und Materialeinsatzes bestimmt) , sondern der Preis sei daher Folge von Angebot und Nachfrage (dass "immer mehr des Immergleichen immer weniger Wirtschaftsleistung generiert", für ein zweites und drittes Wienerschnitzel bin ich vom ersten schon gesättigt nicht mehr bereit, den gleichen Preis zu zahlen wegen des abnehmenden Grenznutzens jeder zusätzlichen Einheit = "Gesetz des abnehmenden Grenzertrages" einer zusätzlichen Einheit).

Mit dem Sozialdemokraten Otto Bauer war er gut befreundet und Schumpeter war im GGs. bekannter Neoliberaler, wie Hajek, etc..(siehe YouTube unter "The Austrians" ) ideologisch nicht aufgeladen.

Hajek/Keynes - Rap:

Schumpeter-Lecture:

In Wien wurde Schumpeter auch Finanzminister - wegen Eskapaden mit Damen (betrunkene Fiakerfahrt durch Wien) jedoch nicht lange - und baute mit einer Privatbank einen Konkurs.

Er hat als einer der Wenigen den Kapitalismus wirklich verstanden, was zu seiner These der:

"Schöpferischen Zerstörung" (creative destruction) führte. Sie sei eine Voraussetzung für das Überleben des Kapitalismus. Greenspan/FED meinte einmal i.S.Schumpeters in einer Rede, "the problem is the destruction, it provoces turmoils".

Schumpeter stürzte in tiefe Depressionen, als seine nicht bürgerliche Frau Anna, die er sehr liebte, bei der Kindesgeburt starb. Dazu gibt es sehr berührende Briefe und Schumpeter betrieb einen privaten Totenkult, indem er mit ihr täglich Zwiesprache hielt.

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