Infantilisiert uns der Staat mit seinem Regulierungswahn? (Martin Welzer/Robert Pfaller)

Ist weniger mehr? Infantilisiert uns der Staat durch Regulierungswahn? Behandelt er uns wie Kinder? Wir müssen in den eigenen Handlungsspielräumen Widerstand leisten! Wir müssen aufhören, uns dumm machen zu lassen! Hören wir auf, einverstanden zu ein.

Nach Weihnachten und Neujahr türmen sich die Abfallberge besonders hoch. 30% bis zu 40% an Lebensmitteln werden wieder weggeworfen. Ruft unser Lebensstil nach mehr Verzicht? Darüber streiten der Soziologe Harald Welzer und der Philosoph Robert Pfaller in der Sternstunde Philosophie/SF.

Abfall, Klimawandel, Energieverbrauch: Die globale Gemeinschaft steht vor gigantischen Herausforderungen. Wie sollen sie gemeistert werden? Darüber ist ein erbitterter Streit entbrannt. Der Soziologe Harald Welzer meint, die Menschen in den Industrieländern müssten sich einschränken und ihren Konsumstil verändern.

Der Philosoph Robert Pfaller hingegen setzt sich vehement gegen Verzicht und zunehmende Bevormundung ein. Lebensfreude, Genuss und Ausgelassenheit bleiben auf der Strecke.

Statt Selbstoptimierungszwang das Leben auch einmal vergeuden, wie eine 3-tägige Hochzeitsfeier am Land. Ich muss mich öfters fragen, wofür es sich zu leben lohnt. Bei den menschlichen Urtrieben gehts immer um Rausch, Sex, Essen, Liebe, Anerkennung, Wohnen,...etc....die Gesellschaft wird immer genussgehemmter.

Individuen werden durch zunehmende Verhaltensregulierungen vom Staat schickaniert. Individuen werden eingeschüchtert. Der Staat macht Mikroregulierungen, aber im Makrobereich versagt er, um endlich die kriminellen Transaktionen diverser internationaler Systembanken (Liborskandal, etc..) einzudämmen.

Preisvergleiche mit dem kiloweisen Werbemüll, wie es viele machen, sind Killer nicht vermehrbarer Lebenszeit. Dann wird gekauft und entsorgt, anstatt mehr zu verzichten für Unnötiges.

Karl Marx: "Der Kapitalismus produziert nicht nur waren, sondern auch Wünsche/Bedürfnisse" ( nach Dingen, die wir nicht brauchen

Wir werden zu Dienern/Sklaven unserer Produkte. Quantitatives Wachstum trägt nicht mehr zur Erhöhung unserer Lebensqualität bei.

Wo Wachstum gefragt wäre, ist der Bildungs-und Forschungsbereich und nicht noch mehr Autos. Es kann kein unendliches, quantitatives Wachstum auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen geben.

Studierende haben keine Zeit mehr, ein Buch zur Gänze durchzulesen, in Vorlesungen zu diskutieren, sondern am Prüfungsparcour werden sie von einer Prüfung zur anderen zum Auswendiglernen getrieben. Die UNI's haben sich nicht erneuert!!!! Auch im TV wird Gedankenhetze betrieben, mir fallen dazu die Stöckl-Sendungen ein. Soziologe Harald Welzer/BUCH:

Selbst Denken: "Eine Anleitung zum Widerstand":"Leisten Sie (in angemessener Form) Widerstand, sobald sie nicht einverstanden sind"

Es gebe, so Welzer, auch in unserer hochkomplexen Gesellschaft, die alles bis in die Seele des Einzelnen hinein beherrschen will, noch genügend Nischen und Freiräume, die man nutzen und mit denen man sein Selbst denken beginnen kann.

Wer das einmal ausprobiert hat, der wird damit nicht mehr aufhören wollen, vor allen Dingen, wenn er die von Welzer vorgeschlagenen „12 Regeln für erfolgreichen Widerstand“

Schritt für Schritt verinnerlicht und sie ggf. nach seinen

eigenen Verhältnissen gestaltet:

1. Alles könnte auch anders sein.

2. Es hängt ausschließlich von Ihnen ab, ob sich etwas verändert

3. Nehmen Sie sich deshalb ernst

4. Hören Sie auf, einverstanden zu sein

5. Leisten Sie Widerstand, sobald Sie nicht einverstanden sind

6. Sie haben jede Menge Handlungsspielräume

7. Erweitern sie Ihre Handlungsspielräume dort, wo Sie sind und

Einfluss haben

8. Schließen Sie Bündnisse

9. Rechnen Sie mit Rückschlägen, vor allem solchen, die von

Ihnen ausgehen

10.Sie haben keine Verantwortung für die Welt

11. Wie Ihr Widerstand aussieht, hängt von Ihren Möglichkeiten ab

12. Und von dem, was Ihnen Spaß macht

Dieses Buch soll jedem, der es liest, zunächst einmal eine radikale und auch unangenehme Selbstkritik auferlegen. Wie möchte ich gelebt haben? Was wird mir wichtig gewesen sein im Leben?

Es sind vor allem diese noch nicht gänzlich abgestumpften Menschen, denen der Sozialpsychologe Harald Welzer mit seinem neuen Buch Mut zum eigenen Denken machen möchte.

Schon Kant schrieb den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit auf sein philosophisches Programm. Er verlangt, sich im Dschungel der medialen Überfütterung zurecht zu finden und sich den allgegenwärtigen konsumistischen Verführungen zu widersetzen. Wir sind inzwischen so saturiert, dass wir die Zerstörung unserer Erde kritiklos akzeptieren - weil wir gleichzeitig wissen, dass unser Konsum - der bekanntermaßen von der Industrie permanent geweckt wird und Bedürfnisse stillt, den Raubbau an der Natur und der Tierwelt immer weiter vorantreibt.

"Ich selbst bin das Problem, das gelöst werden muss, wenn unsere Welt zukunftsfähig werden soll." Und genau dort liegt der Knackpunkt. Wer von uns ist bereit, auf das Smartphone, den Urlaub im Süden, die unzähligen Gadgets, kurzum den Luxus des Lebens zu verzichten und sich zu mäßigen, um die Welt auch für die nachfolgenden Enkel und Urenkel noch lebenswert zu halten?

Harald Welzer fragt nach, wie uns eigentlich die Zukunft abhanden gekommen ist. Er lotet die Abgründe des Konsumwahns aus. Seziert das hilflose politische Kasperltheater, das eigentlich nur den Status Quo erhalten will. Zeigt auf, dass wir mit unserer quantitativ wachstumsorientierten Wirtschaftsweise voll gegen die Wand laufen.

Es nutzt nichts, die Leute permanent zu kritisieren und ihnen am laufenden Band Katastrophenszenarien um die Ohren zu säuseln, wie zB. abscheuliche Bilder auf Zigarettenpackungen, etc...

Der bessere Weg ist, herauszufinden, wie denn das neue gute Leben aussehen könnte. Und es vorzuleben. Menschen, die mit einem neuen guten Leben glücklich sind, machen anderen weit mehr Mut und Appetit als mahnende Prediger. Da es dafür keinen Masterplan gibt, ist Experimentieren angesagt. In den unterschiedlichsten Bereichen, auf den uterschiedlichsten Ebenen. In kleinen Schritten. Das kann eine Shoppingdiät sein, Stricken oder Nähen oder Kochen lernen, selbst Gemüse anbauen, einen Tauschring gründen oder sonstwas. Und dann geht man wieder einen Schritt weiter.

Wie sieht unsere Zukunft aus mit Blick auf Finanzmarktkrisen, Konsumrauch und Nahrungsmittelknappheit auf der einen und Nahrungsmittelüberfluss auf der anderen Seite? Und was ist mit der ständigen Überwachung von Facebook & Co., der wir uns freiwillig aussetzen?

In seinem neuen Buch rechnet Welzer mit der "digitalen Diktatur"

ab:

https://www.wired.de/collection/latest/11-erwiderungen-auf-harald-welzers-irre-thesen-zur-digitalisierung

Darin hat sich ein Digitalisierungs-Kritiker offenbar seinen ganzen Frust von der Seele geschrieben. Harald Welzer ist 57 Jahre alt, Soziologe, Sozialpsychologe und Autor. Der Spiegel hat einen Auszug aus seinem neuen Buch veröffentlicht, in dem Welzer mit der „digitalen Diktatur“ abrechnet.

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