"Liberal" - nicht alles, was sich liberal nennt, entspricht dem "Liberalismus"

“Liberalismus, liberal” werden heute inflationär gebraucht und längst nicht alles, was sich “liberal” nennt, entspricht tatsächlich dem Liberalismus.

Seine Wurzeln reichenbis zur Demokratie der griechischen Antike, wichtige Meilensteine später die“Bill of Rights” (GB) , die amerikanische “Unabhängigkeitserklärung” (USA) und die “Französische Revolution” im 18.Jh. Es war das Aufbegehren der Kaufleute und des Bürgertums gegen diePrivilegien und Verschwendungssucht des Adels, Klerus und Feudalherren und deren “Innovationsfeindlichkeit”.

Ein Recht der MenschenaufFreiheit, Leben, Eigentum, Streben nach Glück, Chancengleichheit/Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit undGewaltenteilung nach dem politischen Prinzip“Check & Balances”. Ein weiterer Meilenstein die Industrialisierung (Manchesterliberalismus) und langsame Emanzipation auch der Unterschichten und Frauen und die Säkularisierung (Trennung Kirche/Staat).

Wir müssen auch zwischen politischem (1848) und wirtschaftlichem (Smith, Hajek) Liberalismus differenzieren. In Österreich gab es seit dem verlorenen, ersten Weltkrieg keinen echten Liberalismus mehr. Liberale Parteien hatten und werden keine Überlebenschance haben (LIF, NEO’s, Stronach-Partei, etc..).

FürPapst Pius VI (18.Jh.) waren die Menschenrechte als ein Kern des Liberalismus noch ein Werk des Teufels, unvereinbar mit der dogmatischen Kirchenlehre. Pius IX verurteilte ebenso die Menschenrechte und verkündete als Gegenreaktion die “Unfehlbarkeit des Papstes”, was zur Abspaltung der Altkatholiken führte.

Der schon vom Freimauerergeist getragene Joseph II (Sohn Maria Theresias) säkularisierte die Klöster, führte die Schulpflicht ein und errichteteKrankenhäuser und Fürsorgeeinrichtungen undlockerte etwas die Zensur.

Jedoch begann er einen bis heute nachwirkenden, schweren Fehler, die “Gegenreformation” (=josephinische Rekatholisierung gegen den erstarkenden Protestantismus in Österreich). Dies führte zu einer Verdrängung des Protestantismus nach Deutschland und der Liberalismus ist ein Kind des Protestantismus, wir brauchen nur in die USA blicken.

Die Folge für Österreich im GGs. zu Deutschland war eineverschleppte Industrialisierung aus Angst der Monarchie vor dem Pöbel und Beibehaltung eines innovationsfeindlichen, adeligen Feudalsystems. Der Katholizismus auch imAustrofaschismus ließliberalistisches Gedankengut nicht aufkommen und bis heute herrscht ständestaatliches Denken (= Staatsgewalt teilen sich bestimmte Berufsgruppen) nach.

Die katholische Tradition förderte ein kleinkariertes, neidisches Kleinbürgertum in Österreich und kaum ein aufgeklärtes Großbürgertum, die Juden wurden aus Wien vertrieben.

Die seit 2015 gelaunchte NZZ.at unternimmt einen neuen Versuch , “liberales Denken” durch ihr von mir sehr geschätztes Format der schweizer Mutter auf qualitativ höchstem Niveau auch in Österreich zu etablieren. Ihr Problem dabei, es fehlt bei uns im GGs. zu Deutschland die liberale Tradition. Ein weiteres Problem , dass der neoliberale Millionärsclub – man lese das “Who is Who” im Internet – der hinter der“Agenda Austria” steht,  offensichtlich auch zu den Handlangern derNZZ.atzähltoder zumindest starke Affinitäten bestehen, auch der Steirer und NZZ-CEO Dengler ist oder war ein NEO. Die NZZ.at wird meiner Einschätzung daher ein starkes Minderheitenprogrammbleiben meilenweit entfernt vom urspr. Zielvon 10.000 Onlinekunden.

GroßzügigesWeihnachtsgeschenkvon derNZZ-Mutter (NZZ.ch) , wenn sie imdigitalen Zeitalter noch ein Taschengeld für eine künftige Printausgabe NZZ.at nachschießt, anstatt über die künftige Rentabilität dieses "failed project" zu reflektieren. Einige Proponenten dieses Projekts (Dengler, Zeliena, Fleischhacker, etc..) müssenaufpassen, dass dieNZZ-Namensaktionäre desZürcher Yachtclubs nicht bald einmal davon Lunte riechen, gilt doch im Wirtschafts-Neoliberalismus das Dogma der Profitmaximierungundnicht Profitvernichtung.

Die neoliberalen Wirtschaftziele sind u.a.:

o keine Vermögensbesteuerung, keine Erbschaftssteuer, etc..

o Senkung der Unternehmenssteuern

o Abbau des Sozialsystems, Entsolidarisierung, Förderung der Selbstausbeutung, etc…

o Costcutting/Downsizing - nur keiner weiß, was man mit diesen Leuten dann machen soll.

o Profitmaximierung (“Geiz und Gier sind geil”) auf Kosten des Gemeinwohldenkens

Dagegen passen Themen, wie

o “Shared Economy”,

o “Wachstumsgrenzen”,

o Zukunft der Jugend in “prekaristischen Verhältnissen”,

o “Gemeinwohlökonomie”, 

o "Ressourcen-u. Wissenssharing", etc...

nicht in diese weiterhin auf “Wirtschaftswachstum” und“Homo Oeconomicus” dogmatisierten, (neo)liberalen Ideologie.

Auch bei derhypertrophen auf derUNI gelehrten Wirtschaftsmathematikfragt man sich,"cui bono".

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Erkrath

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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