Mr.Dolezal - how to invest money? (Geldanlagen)

Die Anlageberatung hat es in Zeiten wie diesen nicht einfach, ihren Kunden eine rentierlierliche Kapitalanlage zu empfehlen.

Nachdem ich von einem der Blogger mitbekommen habe, dass er Finanzberater ist und überdies immer recht ordentliche Beiträge auf f+f abliefert, komme ich auf meine Headline zurück: "How to invest my money Mr. Dolezal?"

Wenn ich auf das neue Jahrtausend zurückblicke, hat es um das Jahr 2000 mit einer schweren Börsenkrise begonnen, die Technologieblase ist geplatzt ("Dot.com"-Blase). Die Kurse purzelten im Schnitt um die 80% und mehr - Totalverluste waren keine Seltenheit - und sogar die soliden Blue Chips hat es in halber Höhe mitgerissen.

2007 bescherte uns die US-Immobilienblase durch ihr Platzen 2008 die größte Finanzkrise seit dem Börsencrash 1929. Durch die Plazierung von Paketen toxischer Hypothekar-Kreditforderungen (Erfinder J.P..Morgan) mit gefälschten Ratings an der Börse und ein entfachter "Casinokapitalismus" mit exotisch strukturierten Finanzprodukten kamen nicht nur Banken, sondern auch Anleger massiv zu Schaden.

Systembanken profitierten jedoch vom neoliberalen Prinzip, wonach "Gewinne privatisiert und Verluste durch staatliche Bail outs (Garantien) sozialisiert" wurden. Banken haben den Gemeinden und Firmenmanagern bevorzugt diese SWAP-Geschäfte angedreht, deren Risikoverteilung finanzmathematisch meist so berechnet waren, das 2/3 des Risikos der Kunde und nur 1/3 die Bank trug.

Bis heute ist von den vermutlich 6 Mrd. (lt.einem Consultingbüro, das Gemeinden berät), die allein Gemeinden dabei verloren haben bis auf wenige Ausnahmen, wie Salzburg oder Linz, nichts bekannt geworden. Stillschweigende fifty/fifty-Vergleiche mit Banken waren keine Seltenheit, um Beraterhaftungsklagen zu entgehen. Das Bankgeheimnis hüllt darüber bis heute den Mantel des Schweigens. Mit "Kameralistik" statt "doppelter Buchhaltung" können Gemeinden offensichtlich viel verstecken. Dies wurde auch vom Rechnungshof und Finanzminister massiv kritisiert.

Neben hochspekulativen Derivaten (= riskante auf Basiswerte aufgebaute, strukturierte Finanzprodukt-Konstruktionen mit Hebelwirkungen, jedoch in beide Richtungen bis zur Pervertierung kreditfinanzierter, ungedeckter Leerverkäufe) wurden auch Schiffsfonds verkauft, die sich später ebenso als totaler Flop für den Anleger herausstellten. Nicht einmal Merkel konnte sich gegen den ungezähmten Finanzkapitalismus mit einem Verbot "ungedeckter Leerverkäufe" (= ich verkaufe Aktien, die ich gar nicht besitze) durchsetzen.

Das glänzende Gold als Beimischung hat Kunden immer schon angezogen, erlebte allerdings einen Preisverfall in den letzten Jahren von über 1800 auf derzeit knapp über 1000 USD die Feinunze.

Die Häuselbauer hat es mit dem erstarkenden Frankenkurs arg erwischt, weil sie ihre Hausfinanzierungen oft über sog. Tilgungsträgermodelle in CHF finanziert haben bei immer gleich hoch aushaftendem Kreditbetrag (ein Beratungswahnsinn, den ich nie verstanden habe) ohne Kapital-Rückführungen während der Kreditlaufzeit(2 mal Provision für den Vermittler und die Banken kassierten fast doppelt soviel Kreditzinsen. Einmal für den endfällige Kredit und ein weiteres Mal für den Tilgungsträger, einem Investmentfonds oder eine LbVS).

Die Investmentfonds haben vielfach auch nicht die Erwartungen erfüllt (ich selbst habe einen DWS-Fonds, jedoch ist die Deutsche Bank inzwischen ziemlich krisengeschüttelt), da zB. Aktienfonds mit 5% Verkaufsprovision, jährlichen Managementfees von 1,5% und undurchsichtiger, außerbörslicher Kursgestaltungen oft wenig Rendite übriggelassen haben. Überdies war die Performance diverser Fonds deswegen schlecht, weil die Banken darin ihre Nostroportfolios ausgemistet haben. Die Fonds sind ja von den Banken abhängig und müssen willfährig sein, auch wenn sie getrennte Gesellschaften sind.

Als inzwischen Exbanker habe ich immer wieder beobachtet, wie in Freundeskreisen mit Kusgewinnen groß geprahlt wurde, jeder war plötzlich ein Börsenprofi und konnte seine Freunde beeindrucken. Wenn sich die Kurse dann halbiert haben, tiefes Schweigen, was zu einer Realitätsverzerrung in der allgemeinen Wahrnehmung führte, man könne nur gewinnen und jeder,der nicht dabei ist, sei ein "Feind seines Geldes".

Kunden mit Dipl.Ing. Titel haben sich nach einem 50%-igen Kurseinbruch gefreut, wenn Monate später die Kurse endlich wieder um 50% anzogen. Sie meinten wieder auf gleich zu sein! Täuschung: (Kurs 100 minus 50% ergibt Kurs 50; steigen die Kurse wieder um 50% , ergibt das nicht wieder Kurs 100! sondern erst Kurs 75, aha!! Prozentrechnen).

Die Lebensversicherungen sind inzwischen auch ein Flop geworden wegen alter, vertraglich gebundener Mindestzinszusagen von bis zu 4% , die bei einem Zinsniveau von unter 1% nicht mehr verdient werden können. Die Neuabschlüsse dürfen dann mit ihren Gewinnanteilen die alten Vertragszusagen querfinanzieren. In Deutschland wegen viel längerer LbVs-Laufzeiten noch katastrophaler.

Die Nullverzinsung bei Sparbuchprodukten und der Wegfall des Zinseszinseffektes bringt viel höhere Vermögenseinbußen, als es vielen Sparern bewusst ist. Hier findet eine gigantische Kapitalver ichtung und stille Enteignung der Sparer dank Draghi/EZB statt.

Was bleibt übrig:

a) Immobilienkäufe, soweit die Blasen in den Städten nicht schon verrückt spielen.

Warum gibt es überhaupt Spekulationsblasen?

Anleger folgen einem Herdentrieb und ihre Gier (das Archaische in uns, Freud nannte sie unbewusste "Triebe", Nietzsche nannte es "Wille";) verhindert es, bei Wertpapierveranlagungen früh genug auszusteigen, denn sie wollen immer mehr und plötzlich platzt die Blase. Eine Börsenregel lautet: "Zum Aussteigen wird nicht geklingelt", eine andere "Die Gier is a Schwein".

b) Weiterer Tipp: ETF (Exchange Trading Funds)- das sind passiv gemanagte Fonds einem AKTIENINDEX (DAX, Dow Jones, etc..) nachgebildet im Mix unverändert bleibend. Sie teilen damit das Kursschicksal des jeweiligen Aktien-Index ("stock exchange";). Mangels aktivem Management kostengünstig, billig und deswegen von den Banken nicht aktiv angeboten, da fällt für sie zuwenig Provision ab. Bei der Deutschen Bank oder Commerzbank kann man zB. Zertifikate auf den "MSCI-World Index" kaufen, dieser enthält 1600 weltweite Konzerne, somit hohe Streuung. Die Streuung ist auch ein wichtiges Anlageprinzip. niemals "alle Eier in einen Korb legen"

c) BlUE CHIPS:

Ich war immer ein Anhänger von Blue Chips Käufen, das ist jedoch in der Beraterbranche nicht sexy, ohne nicht ein bar derivative Hebeln einzubauen.

Unter Blue Chips versteht man die "unsinkbaren Schiffe" der Konzerne in den Börsenindizes, auch wenn es strenggenommen keine unsinkbaren Schiffe gibt.

Das ist meine für viele vermutlich zu konservative, persönliche Anlagestrategie. Als Aktionär bin ich Miteigentümer von Weltkonzernen. Ich picke mir aus dem "Dow Jones Index" oder "DAX" oder "EURO-STOXX" sorgfältig Aktien heraus, beachte dabei eine gewisse Risikostreuung, Branchenstreuung, etc..unter dem Aspekt einer Längfristigkeit, damit ich in Baisse-Phasen ohne Liquiditätsprobleme durchtauchen kann und nicht deswegen Kursverluste realisieren muss.

Übrigens Anleihen habe ich nicht vergessen, sie sind nur bei dzt. Zinsniveau völlig uninteressant und sollten die Zinsen steigen, brechen dann die Kurse solch niedrigverzinsten Anleihen weg. Also kein vernünftiger Mensch kauft jetzt Anleihen.

Der deutsche DAX-Index hat sich ja die letzten Jahre verdoppelt und liegt bei etwas unter 11.000. Mit einem Aktiendepot ist man bisher recht gut gefahren in Nullzinszeiten.

Die Renner 2016 waren die krisenanfällige Adidas (+ 58%) in Konkurrenz zum größeren NIKEA, dann Fresenius (Gesundheitsmonzern) und Infineon (NFC -near field communication Technologie), beide über 50%.

Die Verlierer waren RWE und EON mit -37% und VW mit - 27% (w/Abgasskandal).

ad a) Wenn jemand über große Geldbeträge verfügt, ist eine reale Immobilienveranlagung (bitte Finger weg von den Immobilienfonds!!!, ich traue keinem mehr) eine gute Wahl, bei der Auswahl würde ich jedoch unbedingt einen Immobilienprofi konsultieren.

Ohne Spezialwissen sollte man auch die Finger von Rohstoffmärkten oder Kunstmärkten lassen.

Apropo Rohstoffmärkte:

2015 war ein katastrophales Rohstoffjahr, laut Bloomberg Commodity Index (enthält 22 Rohstoffe) wurden Einbrüche von einem Viertel verzeichnet (Gold, Öl/Gas, Kupfer, Mais, etc..).

Die Kaffeepreise brachen 2015 um 30% ein, jedoch wegen Ernteausfällen droht 2016 Preisanstieg. Bei den übrigen Rohstoff erwartet Goldman Sachs für 2016 wieder eine Erholung.

Finger weg auch von Konzernen, denen wegen des digitalen Wandels die Geschäftsmodelle wegbrechen (zB? Medienkonzerne, etc..).

Sind Sie Bankberatern gegenüber sehr vorsichtig, sie waren einmal gut, inzwischen dürfen sie nur mehr jene Produkte verkaufen, die ihnen die Bank vorschreibt und der Bank am meisten Deckungsbeitrag bringen. Sie sind genauso Opfer der neuen neoliberalen Werteethik seit Ende der 90er-Jahre und für solide Ausbildung fehlt inzwischen das Geld. In Deutschland werden 1000 Bnakfilialen geschlossen,in Österreich nicht absolut, aber aliquot zur Bevölkerung noch mehr (Kahlschlag Bank Austria).

ad b)ETF- Fonds mag ich jedoch deswegen nicht besonders, weil ich dabei kein Miteigentum an Weltkonzernen erwerbe und es sich nur um ein "schuldrechtliches Zertifikat-Verhältnis" zwischen Kunden und Bank/Fonds handelt. Wird die Bank insolvent, ist mein ETF Makulatur geworden.

Ein Kommentator nachstehend machte mich gerade aufmerksam, dass ETF's auch zum Sondervermögen beim Masseverwalter zählen, das wusste ich nicht.

o ANLAGESTILE:

Man kann nicht generell sagen, der eine Stil ist schlechter und der andere besser, sondern es hängt von der jeweiligen

Marktphase und deren richtigen Einschätzung ab.

a) "Value-Ansatz":

Unterbewertete Aktien mit niedrigem KGV/"Kurs-Gewinn-Verhältnis" werden gekauft und verkauft, sobald sie ihren

gestiegenen, fairen Wert erreicht haben. Diese Strategie hat Benjamin Graham (Columbia University) 1949

quasi erfunden, dieser Investmentstil wird auch "Substanzwert-Ansatz" bezeichnet.

Warren Buffet ist der prominenteste Vertreter dieses Investmentansatzes. Man nützt schwache Marktphasen aus,

die zu Unterbewertungen führen. Dabei nicht in Frage kommen natürlich Firmen, die wegen schlechter Fundamentaldaten

und schlechter Zukunftsprognose unterbewertet sind.

Schaut man sich den MSCI-Europe-Value INDEX und den MSCI-Europe-Growth-INDEX an, ist

im Jahre 2013 der Value-Index dem Growth-Index davongezogen.

b) "Growth-Ansatz":

Hier werden nicht unterbewertete Aktien, sondern solche Aktien mit überdurchschnittliche hoher Wachstums-und Kursphantasie

ausgesucht. Als Kennzahlen werden dabei primär Umsatzwachstum und dann auch Gewinnwachstum herangezogen. Rowe Price war

der Pionier dieser Investmentstrategie, er legte 1950 den T. Rowe Price Growth Fonds auf. Sie haben jedoch

hohe Volatilität und höheres Risiko. Als die Dot.com Technologieblase 2000 platzte, gehörte dieser Investmentstil zu den

großen Verlierern.

c) Mischstile zwischen a) und b),

jeder Fondsmanager kocht sein eigenes Süppchen.

o Anleiheninhaber müssen sich im Klaren sein, dass steigende Zinsen bei Neuemissionen natürlich zu fallenden Kursen bei alten,

niedrigverzinsten Anleihen führen, jedoch wenn ich den Tilgungszeitpunkt abwarte, ist mir der 100%-Kurs wiederum garantiert.

Man unterscheidet Long-Only Strategien - dzt. im Rückzug und Absolut Return-Fonds - dzt. im Kommen. Eine Rolle bei der Auswahl

spielt der Beta-Faktor, eine Risiko-Kennzahl (Reagibilität zwischen Kurs/Zinsveränderungen).

o Hedge-Funds = als alternative investments und Portfolio-Beimengung kann man damit zB. Aufschwünge in der Weltwirtschaft nutzen. Volatile Märkte sind natürlich besonders attraktiv für alternative investments. Steigen die Kurse, werde ich mich für Long-Strategien (Zukäufe) entscheiden, fallen die

Kurse, werde ich mich für Short-Positionen (Verkäufe, Leerkäufe) entscheiden.

Man kann Long gehen (ich kaufe etwas) oder Short gehen, ich verkaufe etwas, was ich gar nicht besitze zB) Leerverkäufe,

um es zum Ternin wieder billiger rückkaufen zu können im Falle sinkender Kurse (= Spekulation). Es gibt dann Long/Short Kombinationen, etc...Cashflow oder Eventdriven-Strategien unter Ausnützung von Preisineffizienzen durch besondere Firmenereignisse werden angewendet,auf die ich jetzt nicht näher eingehe.

o Gold = trotz des inzwischen wieder gefallene Goldpreises könnte sich im Falle einer zunehmenden Aktienblase für den Fall des

Platzens - dann steigt Gold wieder - stabilisiernd auf das Portfolio wirken.

o Immobilien (Renditen durchschn. 3%) = bleiben ihrem Ruf als "Betongold" gerecht und sind eine solide Anlage trotz Warnungen

vor Immobilienblasen, entscheidend ist der Langfristhorizont.

Man muss sich zwischen direkten (ich kaufe eine Wohnung und vermiete sie mit all dem damit oft verbundenem Ärger) oder

indirekten Immobilieninvestitionen (immobilienfonds - einfach und liquide, jedoch wenn ich an die vielen Skandale bei Immobilienfonds

denke, ich persönlich würde mir keinen kaufen) entscheiden.

o Investitionen in Risikomärkte, Schwellenländer oder Investitionen in kleine bzw. mittlere Unternehmen (small-caps, mid-caps, large-caps) sind weitere Alternativen als

Portfolio-Beimengung, jedoch mangelt es oft an Markt-Liquidität und dann tut sich nichts bei den Kursen. Nach kann zyklische, antizyklische Werte überlegen, man kann sich auf bestimmte

Branchen fokusieren, es gibt viele Varianten..............Vorsicht bei Dingen (Biogenetik, etc..),wo man sich nicht auskennt, im Zweifel lieber Finger weg davon und Produkte,die ich nicht verstehe - ebenso Finger weg!!!

o Ja nicht alle Eier in einen Korb legen, sondern immer auf mehrere Körbe verteilen!!

o Vor crowdfunding - Experimenten würde ich persönlich Abstand nehmen

o "No free lunch on the market" - ist mein liebster Spruch, wenn mir jemand was schenken will, was ich nicht zu erwarten habe - nein,danke (nur 2 Worte).

o Bei Investitionen in INDICES muss ich mir bewusst sein, dass ich nur ein schuldrechtliches Verhältnis zur Bank habe, aber

nicht Miteigentümer eines Unternehmens - wie bei einer Aktie - werde. Die Bank darf also nicht den bach hinuntergehen.

Ich persönlich habe mit DWS-Fonds (zur Deutschen Bank gehörig) gute Erfahrungen gemacht und würde auf ein aktives Fondsmanagement trotz der Managementgebühr nicht verzichten. Inzwischen ist jedoch die Deutsche Bank ziemlich ins Gerede gekommen. Bei Marktveränderungen nicht zu reagieren wäre das noch größere Risiko, denn auch passives Verhalten ist eine Risikoposition.

Wichtig ist auch Benchmark-Vergleiche anzustellen bzw. die Höhe der Managementgebühr daran zu koppeln.

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