Die NZZ.ch bietet zwischendurch auch immer wieder Qualitätsjournalismus, weshalb ich sie gerne lese. Manchmal liegt sie jedoch in ihrer Wahrnehmung auch ziemlich daneben, wie in nachstehendem Beitrag:

http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/ackermann-fitschen-oder-wiedeking-manager-unter-generalverdacht-ld.17900?extcid=Newsletter_04052016_Wirtschaft

Nur weil es bei Deutsche Bank Managern endlich einmal zu Freisprüchen kam, selten werden Bankmanager überhaupt strafrechtlich belangt, wird plötzlich die gesamte Managerelite als „Unschuld vom Lande“ hochstilisiert, obwohl der Finanzkapitalismus als Casinokapitalismus mit seiner Derivateunkultur ja alles anderem, als dem Bild eines ehrbaren Kaufmannes entspricht. Man hat dabei wohl vergessen, das die Welt einer völlig abgehobenen Boni-Kultur unter Managern wenig mit den hanseatischen Eigenschaften „ehrbarer Kaufleute“ zu tun hat.

Die Deutsche Bank mit weltweit über 100.000 Mitarbeitern verzeichnet den größten Verlust ihrer 145-jährigen Geschichte und muss knapp sieben Milliarden abschreiben. Überdies schwächelt ihr Kerngeschäft „Investmentbanking“ ( 1,2 Mrd. € Verlust).

Die NZZ schreibt u.a.:

„Gerichte sollten sich nicht anmassen, das «Unternehmensinteresse» definieren zu wollen. Es liegt an den Aktionären, abgehobene Manager auf den Boden zurückzuholen“.

Die Aktionäre wollen ja genau diese Manager, weil sie von ihnen vermeintlich erwarten, den „Shareholder-Value“ in die Höhe zu treiben. Im Postkapitalismus wird neuerdings auch gerne vom Gemeinwohl – „Stakeholder Value“ gesprochen, alle sollen am Profit beteiligt werden – die Mitarbeiter, das Volk, die Kommune, etc… das ist ja ein lachhafter Euphemismus.

Sie schreibt weiter:

„In Deutschland wird oft ans Ideal des «ehrbaren Kaufmanns» appelliert. An ihn wird ein ganzer Tugendkatalog gestellt: Redlichkeit, Sparsamkeit, Weitblick, Ehrlichkeit, Mässigkeit, Entschlossenheit, Genügsamkeit, Fleiss, Reinlichkeit oder Demut. Die Marktwirtschaft hat den grossen Vorteil, dass sie manche dieser Tugenden fördert. Wer etwa Ressourcen verschwendet oder seine Kunden betrügt, wird es im Geschäftsleben nicht weit bringen“.

Was die NZZ nicht schrieb:

Banken wurden in den letzten Jahren verdächtigt für:

o Rubel-Schwarzgeldwäsche von über 6 Mrd. USD mit russischen Kunden. Sogar das US-Justizministerium hat sich eingeschalten.

o Verstoß gegen Iran-Sanktionen – hohe Strafzahlungen sind zu erwarten. Die frz. BNP-Pariabs zahlte sogar rd. 9 Mrd. Strafe.

o 1,3 Mrd. Vergleiche in den USA wegen Hyothekargeschäftsschwindeleien

o Der Fall des Kirch-Medienkonzerns kostete die Deutsche Bank fast 1 Mrd. Vergleich, Betrugsverfahren liefen jedoch strafrechtlich weiter gegen die eh. Bankbosse - hier gab es soeben die hochgejubelten Freisprüche!!

o CO2-Verschmutzungsrecht Zertifikate Handel geriet die Bank unter unter Verdacht auf Umsatzsteuerhinterziehung (500 Polizisten starteten Hausdurchsuchung) in der Bankzentrale Frankfurt (Anklage wegen „bandenmäßiger Steuerhinterziehung“ gegen 8 Banker)

o Zinssatzmanipulationen am EURIBOR und LIBOR zugunsten der Bank, Strafzahlung über 0,7 Mrd. seitens der EU-Kommission und 2,5 Mrd. Rekord-Strafzahlung in den USA. Viele haben weggeschaut!

Das Wegschauen kennen wir auch in Österreich bestens im Fall Hypo Alpe Adria. Die Österreicher sind überhaupt ein Volk der Wegschauer und Verdränger.

o Milliardenschwere Vergleichszahlungen wegen Devisenmarkt- und Derivatemarktmanipulation internationaler Großbanken, wozu auch die DB zählte. Der SWAP-Geschäft Index wurde manipuliert.

o Neben der Schweizer Bank ermittelt das US-Justizministerium auch gegen die DB wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehungen.

The Times (Published: 18 July 2015):

"Lloyd Blankfein, the Goldman Sachs chief executive, who once notoriously claimed that he was “doing God’s work”, has toiled so hard that he has now become a billionaire". Eine unglaubliche Verhöhnung der Öffentlichkeit! Lloyd Blankfein (zweiter menschgewordener Gottessohn auf Erden) verrichte als Vorstandschef der Investmentzockerbank nur das Werk Gottes als sein Stellvertreter auf Erden. Kurz vor dem vollen Ausbruch der Finanzkrise kassierte er 2007 insgesamt 68 Mio. USD Jahresgage. Im heurigen Jahr wird zu seinem Jahresgehalt noch ein Bonus von 20 Mio.USD voraussichtlich kommen. Überdies sitzt Blankfein noch auf einem 500 Mio. USD schweren Aktienpaket. Krake wäre noch eine noble Bezeichnung für solch einen Banker, jedoch nach seinen Worten verrichte er "Gottes Arbeit".

Übrigens EZB-Chef Draghi, der Geldpresser, war auch einmal Goldman-Sachs Mitarbeiter. In der Dekade der Gier haben sich die ehrbaren Kaufleute ins Exil verkrümelt, Kapitalismus und Neoliberalismus erleben ihre dunkelsten Stunden. Die Consulter optimieren Unternehmen krank, schaffen jedoch nichts Neues, Innovatives und treiben Mitarbeiter ins Burnout.

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