WELTHANDEL - geht die Globalisierung zu Ende?

Die Welt driftet nicht nur politisch sondern auch wirtschaftlich auseinander. Neue Daten zeigen, dass die wirtschaftliche Verflechtung bereits seit der Finanzkrise 2008 wieder abnimmt.

Seit der Finanzkrise 2007 hat die internationale wirtschaftliche Verflechtung stark abgenommen. Der Globalisierungsindex der DZ Bank weist sogar auf ein Ende der Globalisierung hin.

Beispiel ADIDAS: Einst Vorreiter der Globalisierung, das Schlagwort in den 90er-Jahren hieß "Outsourcing" und man fertigte in Billiglohnländern, von China über Indonesien und Vietnam bis nach Argentinien oder Mexiko. ADIDAS will jetzt wieder zurückkommen. Ab Herbst 2016 sollen die ersten hierzulande gefertigten Laufschuhe wieder in den Handel gehen.

Das Unternehmen könnte damit erneut Vorreiter werden. Der wirtschaftliche Austausch zwischen den Staaten lahmt, teilweise wird die Entwicklung sogar zurückgedreht. Das liegt insb. auch an den politischen Entwicklungen mit abnehmender Investitionssicherheit. Seit der Finanzkrise hat sich nicht nur das weltweite Wachstum, sondern auch die Zunahme des internationalen Handels verlangsamt. Die Wachstumsrate des Handels liegt seither sogar unter derjenigen der Wirtschaftsleistung, die globale Verflechtung wird wieder zurückgedreht.

Die Schwellenländer sind in Krisen gefangen, der BRICS-Boom mit Ausnahme Chinas ist wieder vorbei.

Ab 1997 kam die Globalisierung laut INDEX richtig in Fahrt und wurde nur kurzzeitig durch die Wirtschaftskrise nach dem Platzen der Internetblase (Dot.com - Technologieblase platzte 2000 mit schweren Kurseinbrüchen bis durchschnittlich 80% und mehr). Bereits 2003 ging es trotz nachfolgender Bilanzfälschungsskandale (ENRON-Pleite) schon wieder rasant weiter, bis zum neuen Höhepunkt 2007. Die Finanzkrise 2008 sorgte für eine neuerliche Pause. Von dieser jedoch erholte sich der Trend nicht mehr, im Gegenteil, nach einem kurzen Aufbäumen sinkt der Index nun seit Jahren unter Schwankungen immer tiefer und ist inzwischen fast wieder auf dem Niveau der 90er-Jahre angelangt.

Als Urgrund dieser Entwicklung sind nicht nur die Finanzskandale zu sehen, sondern vor allem eine generelle "Markt-Sättigung". Viele Unternehmen, die Vorteile aus einer Fertigung in Billiglohnländern (verlängerte asiatische Werkbank) ziehen konnten, haben die Produktion längst wieder verlagert.

Überdies sind viele Schwellenländer seit einigen Jahren in Krisen gefangen, militärische Konflikte, Rezession in Russland wegen Preiseinbruch am Öl/Gas-Marktüber, die Korruptionskrise in Brasilien, die Wachstumsverlangsamung in China und die aktuelle politische Krise in der Türkei, um nur einige aufzuzählen.

All diese Entwicklungen lassen die Welt 2016 zerbrechlicher und volatiler erscheinen, weshalb auch viele Firmen zögern, sich zusätzlich in diesen Ländern zu engagieren.

Die digitalen technologischen Entwicklungen ermöglichen es zunehmend, Produktionen schon weitgehend ohne Arbeiter laufen zu lassen, wie auch das Beispiel ADIDAS zeigt. Die Produktion in Deutschland kommt praktisch komplett ohne Arbeiter aus. Die Schuhe werden vollständig von Robotern gefertigt. Eine Maschine stellt den Stoff für die Schuhe her, eine andere schneidet ihn zu, die dritte erstellt aus Kunststoffteilen die Sohle, und all das wird am Ende von einem Roboter zusammengesetzt und verschweißt.

So können Bestellungen innerhalb kürzester Zeit nahe am Bestellort abgearbeitet werden, lange Transportwege entfallen, und die Kosten sind letztlich sogar niedriger, als wenn die Schuhe in Handarbeit in Vietnam gefertigt werden. Und in vielen anderen Branchen macht die neue Technik des 3-D-Druckverfahrens ähnliche Entwicklungen möglich.

Politischen konstatiere ich einen wachsenden Widerstand in den westlichen Gesellschaften gegen die Globalisierung. Die Ökonomen stehen vor einem Rätzel, weil sie in der Theorie lernten, dass freier Handel für alle Regionen nur Vorteile bringe. Das war immer ein Argument für die Globalisierung.

Dabei wurde jedoch ein empirisches Faktum übersehen, dass diese Handelstheorien auch innerhalb der Regionen viel mehr Verlierer als Gewinner hervorbrachten, wie die seit über einer Dekade stagnierenden Reallöhne zeigen, die Vermögen sich dagegen mehr als verdoppelt haben.

In der Theorie sollte es zu einem Ausgleich zwischen diesen Gruppen kommen, was jedoch in der Praxis leider nicht geschah.

In den meisten westlichen Staaten wurden die Verlierer der Globalisierung ihrem Schicksal überlassen.

Diese Entwicklung rächt sich nun, indem populistische und autoritäre Bewegungen Zulauf erhalten, weltweit von Österreich, Deutschland, Frankreich, östl. Reformländer bis in die USA (Trump-Faktor). Sie alle sammeln die Unzufriedenen und Abgehängten. Die aktuell größte Gefahr für die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit stellt dabei der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump dar. Als Globalisierungsgegner stellt Trump wichtige Handelsabkommen infrage und würde einiges an Schaden anrichten – nicht nur in den USA, sondern auch in Mexiko, Kanada oder China. Zudem könnten viele Länder dem Beispiel folgen und selbst protektionistische Maßnahmen ergreifen.

Donald Trump: „Amerikanismus, nicht Globalisierung, wird unser Credo sein“

Ein Wahlsieg Trumps könnte eine Spirale auslösen, in der die Globalisierung Schritt für Schritt rückabgewickelt wird. Bei allen Problemen, die die Globalisierung mit sich gebracht hat, warnt Verhagen davor.

Denn damit gingen auch all die positiven Effekte verloren, die sie zweifellos hatte, wie beispielsweise die Tatsache, dass Hunderte Millionen Menschen auf der Erde dadurch der Armut entkommen sind und in den Industrieländern viele Güter günstiger und erschwinglicher wurden.

Shutterstock/Urheberrecht: Toria

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