"Wiener Kreis" (1924/36) - ein Biotop im damals klerikalfaschistischen und nationalsozialistisch antisemitischen Österreich.

Der “Wiener Kreis” 1924 - 1936 (Schlick, Mach/kritischer Positivismus =Empirismus, Max Planck, Neurath, Carnap, Menger, etc..)- eine höchst interessante Ausstellung in der alten UNI-Wien vor einigen Monaten besucht.

Die Mitglieder waren ein höchst intellektueller, wissenschaftlichen Kreis in Wien, mehr oder weniger Feinde der Metaphysik/Theologie und des Klerus, Freunde des logischen Denkens, einer klaren Sprache und der wissenschaftlichen Vernunft.

Dem „Wiener Kreis“ standen nebenEinstein auch Popper nahe. Popper kritisierte jedoch viele Positionen des Wiener Kreises eines geschlossenen wissenschaftlichen Systems, so übte er Kritik beim Thema Induktionismus (man schließt vom Einzelnen auf das Gesamte)/Deduktionismus (man schließt vom gesamteen auf das Einzelne).

Viele Mitglieder wurden vertrieben wegen ihrer jüdischen Herkunft und waren verhasst bei der Kirche, weil sie die traditionelle Philosophie, Theologie mit ihrer Metaphysik(damit war natürlich primär der Glaube gemeint)in Frage stellten und die Naturwissenschaften vielleicht auch zu radikal verherrlichten.

Für den ”Spinozianer” Einstein gab eskeinen persönlichen Gott, übrigens auch Goethe war Spinozianer und glaubte an eine Art Pantheismus (Vielfach wird auch Atheismus mit Pantheismus verkleidet).

Einstein durfte sich nicht als Atheist in den USA ausgeben, er wäre gesellschaftlich unten durch gewesen, so gab er sich eben als Pantheist aus. Durch einenlogischen Aufbau der Welt wollten sie diemetaphysische Scheinlogik an die Wand drängen.

Gemeinsam war man der Auffassung, das die Genauigkeit und begriffliche Klarheit der Sprache und logische Strenge (auch Wittgenstein/”linguistic turn” u. Russel waren dabei oder zumindest dem Wiener Kreis nahe) von zentraler Bedeutung sei salop geagten,logische Strukturen in das philosophische Geschwafel zu bringen.

Erfahrungsunabhängige Erkenntnis des Rationalismus (Vater des Rationalismus war Descartes mit dualistischen Elementen) lehnte der Wr.Kreis jedoch ab.

Jahre nach der Machtergreifung des klerikalen Austrofaschismus in Österreich wurde am22. Juni 1936 Schlick auf der sogenannten“Philosophenstiege” im Gebäude der Wiener Universität von seinem ehemaligen nationalen Studenten Hans Nelböck, dessen Doktorvater Schlick (Gründer des “Wiener Kreises”) war, ermordet.

Der STANDARD schrieb über Schlick: “Noch immer sind die (negativen) Folgen des Austrofaschismus für die Wissenschaft kaum erforscht. Sie könnten viel fataler gewesen sein als bisher angenommen.

Ein durch Rassismus und Intoleranz vergiftetes geistiges Klima des austrofaschistischen Ständestaates (= Machverteilung nach Berufsgruppen, jedoch nicht paritätisch) hat zu dieser Tat beigetragen. Antisemitismus war im Spiel gegen den Juden Schlick”.

Empirische Ethik ohne Metaphysik und dem Diktat der Religion war Schlicks Ziel.„Güte und Glück tragen denselben Ausdruck im Antlitz, der Freundliche ist zugleich der Freudige und umgekehrt“, was der augenfällige Ausdruck dafür ist, dass das Wohl des einzelnen grundsätzlich im Verbund mit anderen steht.

DieFolgen des Austrofaschismus (Trägerwarenv.a.derCV) für die Hochschulen des Landeswarenkurz- und langfristigfatal. Wer der“Vaterländischen Front” (Dollfußpartei) nicht beitrat,bekam keinen Jobauf der UNI.

Eine neuere Wissenschaftlerinvergleicht die Uni Wien unter Dollfuß und Schuschnigg mit der Uni Madrid unter Franco, regimetreue Erziehungsanstalt.

AuchSir Karl Popper hattekeine Chance auf eine Professur in Wien und musste wie viele andere emigrieren (Neuseeland).

Noch schlimmer kam es dann unter dem NS-Regime, da wurden dann noch mehr Unilehrer aus “rassistischen” und politischen Gründen entlassen, vertrieben oder gleich ins KZ geschickt.

„Es war [ab 1932] eine staatliche Anstellung für einen Juden so gut wie unerreichbar geworden. Noch heute existieren “Postaustrofaschisten”, sie leugnen, verschleiern, lügen. Eine Schande, dass imÖVP-Parlamentsclub in Wien noch immer das Dollfußbild als Integrationsfigut hängt !!!!! und selbiger dort Verehrung (Dollfußmessen im Bundeskanzleramt noch unter Schüssel - im STANDARD oft kritisiert) genießt, das lässt tief blicken.

Die Christlichsozialen unter Dollfuß (und davor) mit ihrem Juden- und Sozialistenhass, ihrer Heimwehr, der Ausschaltung des Parlaments und den ersten sog. Anhaltelagern (vorläufer der KZ’s) waren die Totengräber der 1. Republik und damit auch die Wegbereiter der Nazis gewesen, auch wenn sie die Nazis offiziell bekämpften. Natürlich spielte auch die damalige Weltwirtschaftskrise eine große Rolle,. “Dollfuß habe aber den Hauptfeind nicht in der NSDAP, sondern nach wie vor in der Sozialdemokratie gesehen”….u.a.wurde auch KREISKY eingekerkert…..

“Der CV (Cartellverband) ist judenrein”

sagte Unterrichtminister Czermek, CVler, stolz in einer Rede 1934. Der CV war Träger des Austrofaschismus bzw. Klerikalfaschismus jedoch abgrenzend zum Nationalsozialismus, der die Steigerung von ersterem war. …Austrofaschismus war weitgehend ein Klassenkrieg (ungleiche Berufsstände, nicht paritätischer Ständestaat) , mit dem Nationalsozialismus kam noch der radikalere , eugenische Rassismus (einmal eugenisch Jude , immer Jude - da half auch eine Konvertierung nichts) hinzu. Der Begriff “Austrofaschismus” ist eine der Bezeichnungen für das von 1933 bis 1938 in Österreich etablierte autoritäre, an “ständestaatlichen”/ungleichenBerufsgruppen und “faschistischen Ideen” (autoritärer Führer) orientierte Herrschaftssystem, das sich stark an die Diktatur Mussolinis in Italienanlehnte.

Unter rechtskonservativen Historikern ist der Begriff umstritten und wird nicht allgemein anerkannt.  Manche Historiker ordnen den Austrofaschismus auch dem Klerikalfaschismus zu.

Entwickelt und getragen wurde diese Abkehr von der Demokratie 1933 von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und nach dessen Ermordung 1934 durch Nationalsozialisten maßgeblich von Schuschnigg und der Vaterländischen Front, einer Sammelbewegung und Einheitspartei, zu der sich die “Christlichsoziale Partei”, die“Heimwehr” und der “Landbund” zusammengeschlossen hatten.

Am 11. / 12. März 1938, mit dem „Anschluss Österreichs“ an das Deutsche Reich, wurde die klerikal-austrofaschistische Diktatur durch die Hitler-Diktatur der Nationalsozialisten abgelöst.

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